Kaum Parkplätze, Halte- oder Warteflächen: Der Freudenstädter Hauptbahnhof am Mittwochvormittag. Foto: Privat

Räumdienst rückt mit Verspätung an. Bahnsteige und Parkplatz sind zugeschneit. Reisende müssen sich durchkämpfen.

Freudenstadt - Die Bahnsteige zugeschneit, ebenso der Parkplatz – bis gestern galt am Freudenstädter Hauptbahnhof für Reisende die Parole "durchkämpfen". Und das Tage nach dem Wintereinbruch.

"Hier ist immer noch nichts geräumt", bestätigt Melanie Lautenbach, Mitarbeiterin der "Eckert"-Filiale am Hauptbahnhof gestern Vormittag. Das größte Problem sei der zugeschneite Parkplatz, berichtet Lautenbach.

Aber auch die Situation vor dem Bahnhofsgebäude und auf den Bahnsteigen sei katastrophal. Taxis könnten vor dem Bahnhof nicht warten, parkten notgedrungen ein Stück entfernt auf der Straße, berichtet die Mitarbeiterin der Bahnhofsbuchhandlung. Reisende müssten ihre Koffer durch den Schnee wuchten, eine ältere Dame mit Rollator "wusste gar nicht mehr, wie sie da durch kommen soll".

Bahnreisende und Kunden der Bahnhofsbuchhandlung sind verärgert. "Die Kunden beschweren sich", sagt Lautenbach. "Aber wir können nichts machen." Ihre Kollegin Beatrice Schmid hat bereits die Deutschen Bahn (DB) kontaktiert. "Die hat das nicht wirklich interessiert", schildern die Frauen ihren Eindruck.

Auch mit dem Räumdienst der Stadt Freudenstadt hat sich Schmid in Verbindung gesetzt. "Ich habe den Räumdienst gefragt, ob er nicht wenigstens einmal durch die Zufahrt fahren kann. Aber die Stadt darf das nicht."

Das bestätigt auch Baubetriebsamtsleiter Claus Grieshaber. Die Stadt, sagt er, sei in dieser Sache machtlos. "Das ist das Gelände der DB, somit ist der Winterdienst auch Sache der Bahn." Die Stadt, so Grieshaber, könne nicht einfach Privatgelände räumen. "Dabei fahren wir in den Randbereichen schon durch, machen also genau genommen mehr, als wir dürften." Nichtsdestotrotz, sagt Grieshaber, sei ihm von katastrophalen Zuständen am Hauptbahnhof nichts bekannt. "Beim Räumen stehen oft parkende Fahrzeuge im Weg. Fahren die dann später weg, sieht es ganz schnell aus, als wäre gar kein Winterdienst da gewesen", gibt der Baubetriebsamtsleiter zu bedenken.

Am Bahnhof kommt derweil Bewegung in die Sache: Der Hausmeisterservice aus Ludwigsburg rückt an. Zwei Mann hätten sich mit Plastikschaufeln an Schnee und Eisplatten abgemüht, berichten Augenzeugen kopfschüttelnd. Das sei doch keine Ausrüstung für den Winterdienst im Schwarzwald, sagen sie. Am Nachmittag rückt, zwecks Räumung des Parkplatzes, doch noch schweres Gerät an.

Mit dem Winterdienst beauftragt die Deutsche Bahn Fremdfirmen

Er schäme sich richtiggehend für die Zustände am Hauptbahnhof, sagt ein Bahnmitarbeiter. Das Problem sei die Vergabe des Winterdienstes an Fremdfirmen. "Da interessiert nur der Preis. Die Entfernung spielt keine Rolle." Der für die Räumung des Bahngeländes zuständige Hausmeisterdienst stamme aus Ludwigsburg. Die Firma, die mit der Freihaltung der Weichen beauftragt sei, sitze in Frankfurt, die Mitarbeiter kämen aus Darmstadt. Bei Straßenverhältnissen wie denen am vergangenen Freitag sei der Hauptbahnhof für diese Firmen faktisch nicht erreichbar. Das bei Extremwetterlagen mal ein Zug ausfalle, verstehe sich von selbst. Das aber vier Tage nach den letzten Schneefällen noch nicht geräumt sei, könne nicht angehen.

Und was meint die Bahn dazu? Vor allem im Hinblick auf die Tatsache, dass es am Stadtbahnhof mit dem Winterdienst deutlich besser hingehauen hat? Die DB-Pressestelle hat bis Redaktionsschluss keine Erklärung parat. Versichert aber, dass man sich der Sache annehmen werde. "Wir kümmern uns darum", sichert ein Pressesprecher zu. "Wir werden dem nachgehen und bei den zuständigen Stellen nachhaken, woran es gelegen hat, dass der Schnee tagelang liegen geblieben ist."