Die Vorstandsmitglieder der Handwerkskammer Reutlingen (von links): Siegmund Bauknecht, Gebhart Höritzer, Hermann Dreher, Dieter Laible, Alexander Wälde, Präsident Harald Herrmann, Vizepräsident August Wannenmacher, Hauptgeschäftsführer Joachim Eisert, Manfred Haug und Vizepräsident Harald Walker Fotos: Bouß Foto: Schwarzwälder-Bote

Joachim Möhrle zieht Bilanz seiner Amtszeit / Alexander Wälde aus Freudenstadt neu im Vorstand der Handwerkskammer Reutlingen

Region. Zu Beginn der konstituierenden Sitzung der neu gewählten Vollversammlung der Handwerkskammer Reutlingen zog Joachim Möhrle, seit 1999 Präsident der Handwerkskammer Reutlingen, zum Abschied eine Bilanz seiner Amtszeit.

Einschneidende Veränderungen im Handwerksrecht, die Finanz- und Wirtschaftskrise 2008, die Bildungspolitik, aber auch ein Appell, die Interessen des Handwerks nach außen hin einheitlich zu vertreten – dies waren die zentralen Punkte des Rückblicks des scheidenden Präsidenten aus Freudenstadt bei der Versammlung in Reutlingen.

Die Novellierung der Handwerksordnung 2004 sei das Jahr gewesen, das den umfassendsten Einschnitt für das Handwerk mit sich gebracht habe. Möhrle: "Mit der Novellierung der Handwerksordnung veränderte sich das Umfeld für das Handwerk spürbar – und zwar hin zum Negativen: Für 53 Gewerke wurde die Meisterpflicht gestrichen." Zwar hätten die gelockerten Zulassungsvoraussetzungen für Existenzgründungen im Handwerk dazu geführt, dass die Betriebszahlen vor allem in den zulassungsfreien Gewerben im Kammerbezirk deutlich angestiegen seien. Allerdings – und das sei das Fatale an dieser Entwicklung – sei diese Gründungsdynamik alles andere als stabil: Den Neugründungen stünden in der Regel ebenso viele Löschungen gegenüber.

Der nächste Paukenschlag sei das Ergebnis der ersten PISA-Studie gewesen, in der vor allem den Hauptschulabsolventen in Deutschland eine verheerende Kompetenzschwäche in fast allen elementaren Fächern attestiert wurde. Bereits vor mehr als zehn Jahren habe der Baden-Württembergische Handwerkstag (BWHT) daher Überlegungen zu einer "neuen Bildungsstruktur" angestellt – mit dem seinerzeit revolutionär anmutenden Vorschlag, dass eine neue Schulstruktur mit einem zweigliedrigen System umgesetzt werden müsse.

Eine weitere große Herausforderung habe sich in der zweiten Hälfte des Jahres 2008 gezeigt: Die größte Wirtschaftskrise der vergangenen Jahrzehnte erschütterte die Welt – allerdings sei das Handwerk im Wesentlichen mit einem blauen Auge davon gekommen.

Schließlich wies Möhrle eindringlich darauf hin, dass das Handwerk entschieden mit einer Stimme sprechen müsse. Wenn es wirklich die "Wirtschaftsmacht von nebenan" sein wolle – wie der Slogan der großen, bundesweiten Imagekampagne des deutschen Handwerks laute –, dann müsse es seine Interessen auch losgelöst von egoistischen Einzelinteressen in der Öffentlichkeit vertreten. Möhrle: "Zu oft hat es sich gezeigt, wohin es führt, wenn wir im Handwerk nicht einig sind, wenn sich Verbände untereinander streiten, oder wenn Innungen und Kreishandwerkerschaften die gute Arbeit der Handwerkskammer schlecht reden – die Politik nutzt das gnadenlos aus."

Nach der Wahl des Präsidenten und der beiden Vizepräsidenten wurden die weiteren Mitglieder des Vorstands der Handwerkskammer Reutlingen – vier Vertreter der Arbeitgeber und zwei Vertreter der Arbeitnehmer – von der neuen Vollversammlung gewählt. Bei den Arbeitnehmern wurden der Flaschner und Installateur Hermann Dreher aus Inzigkofen (Kreis Sigmaringen) und der Feinwerktechniker Manfred Haug aus Pfalzgrafenweiler wiedergewählt.

Bei den Arbeitgebern war von den bisherigen Vorstandsmitgliedern lediglich Dachdecker- und Klempnermeister Gebhart Höritzer aus Tübingen zur Wiederwahl angetreten und gewählt worden. Siegmund Bauknecht aus Ostrach (Kreis Sigmaringen) löste Hermann Pfaff ab.

Weitere Vorstandsmitglieder der Handwerkskammer Reutlingen sind die beiden Friseurmeister Alexander Wälde aus Freudenstadt und Dieter Laible aus Reutlingen. Letzterer folgte dem Kraftfahrzeug-Betriebswirt Bernd Heusel (Reutlingen), der nicht mehr kandidierte. In den Rechnungsprüfungsausschuss wurden als Vertreter der Arbeitgeberseite Wolfgang Motzer und Kay Jentz und als Vertreter der Arbeitnehmerseite Andreas Schur gewählt.

Die Vertreter der Arbeitgeberseite im Berufsbildungsausschuss sind Carl-Friedrich Wöhrle, Kay Jentz, Dieter Laible, Ernst Hein, Hans-Martin Dittus und Paul-Gerhard Alber. Als Vertreter der Arbeitnehmerseite wurden Rolf Zabka, Hermann Dreher, Manfred Haug, Marcel Preuss, Wolfgang Wendt und Petra Hepper gewählt.