Der Polizei ging am Mittwoch eine Bande von Einbrechern ins Netz. Foto: Armer Foto: Schwarzwälder-Bote

Acht Inhaftierte der georgischen Einbrecherbande im Kreis festgenommen / Hauptverdächtiger wohnte in Freudenstadt

Freudenstadt/Rastatt (dh). Am Mittwoch, nachdem der Polizei eine Einbrecherbande ins Netz gegangen war, blieben die genauen Umstände der Festnahmen zunächst unklar. Gestern brachte die Polizei Licht ins Dunkel: Acht der zehn Personen, die jetzt in Haft sitzen, wurden im Kreis Freudenstadt festgenommen.

"Die im Landkreis Freudenstadt am Mittwochvormittag vorläufig festgenommenen Tatverdächtigen wurden am Nachmittag wieder auf freien Fuß gesetzt", hatte das Polizeipräsidium Tuttlingen am Mittwochabend noch seiner Mitteilung vom Nachmittag hinterhergeschoben. Die Betonung lag wohl auf "vorläufig festgenommenen". Denn es gibt ja auch noch Inhaftierte. Wo die Polizei diese genau festgenommen hatte, blieb zunächst noch unklar. Gestern wurde bekannt: Acht von ihnen wurden im Kreis Freudenstadt festgenommen – sechs in Pfalzgrafenweiler und je einer in Dornstetten und Freudenstadt. 23 Personen wurden, so ein Sprecher des Polizeipräsidiums Tuttlingen im Gespräch mit unserer Zeitung, am Mittwoch insgesamt festgenommen.

Seit Wochen hatten die Ermittler aus Rastatt, Freudenstadt und Neu-Ulm laut einer gemeinsamen Pressemitteilung der Polizeipräsidien Offenburg und Tuttlingen sowie der Staatsanwaltschaften Baden-Baden und Rottweil vom gestrigen Freitag an der Aufklärung von Wohnungseinbrüchen gearbeitet. Nach den Festnahmen von zehn Georgiern in Rastatt und Kirchzarten im Februar 2014 und einem georgischen Trio im Dezember 2014 in Lindau, weit über 100 Einbruchsdelikten, Sach- und Diebstahlschaden von mehreren 100 000 Euro gelang der Polizei in dieser Woche ein weiterer Schlag gegen eine organisierte Einbrecherbande.

Die Ermittler vom Bereich Organisierte Kriminalität aus Rastatt und Neu-Ulm brachten nach und nach Erkenntnisse zusammen und tauschten sich aus. Dann führte die Spur der Festgenommenen aus Lindau (Bayern) nach Baden-Württemberg.

Schnell sei klar gewesen, dass ein Hauptverdächtiger in einem Übergangswohnheim für Asylbewerber in Freudenstadt wohnte, hieß es gestern weiter. Mit Unterstützung der Kripo Freudenstadt standen bald noch weitere Männer und Frauen im Visier der Polizei. Über weite Teile von Baden-Württemberg und Bayern wurden mittlerweile über 50 Wohnungseinbrüche der georgischen Einbrecherbande zugeordnet. Gegen die zwei Frauen und acht Männer im Alter zwischen 20 und 30 Jahren wurden von der Staatsanwaltschaft Baden-Baden neun Haftbefehle und der Staatanwaltschaft Kempten ein Haftbefehl erwirkt.

Wie berichtet, wurden am Mittwoch bei einer überregionalen Großaktion der Polizei alle Gesuchten dingfest gemacht. In einem Übergangswohnheim für Asylbewerber in Freudenstadt wurde ein Georgier festgenommen, in Pfalzgrafenweiler gingen zwei Männer und eine Frau ebenfalls in einem Übergangswohnheim für Asylbewerber ins Netz. Drei Georgier, die mutmaßlich gerade mit dem Auto auf dem Weg zu einer neuen Diebestour waren, wurden von mehreren Polizeifahrzeugen gestoppt und festgenommen. In Mannheim klickten die Handschellen für ein gesuchtes Paar, und in Dornstetten schnappte die Polizei den Gesuchten aus Bayern – damit wurden alle zehn bestehenden Haftbefehle vollstreckt.

Im Umfeld der Festgenommenen wurden noch 13 weitere Verdächtige vorläufig festgenommen. Sie wurden nach der Überprüfung am Mittwochnachmittag zunächst wieder auf freien Fuß gesetzt, die Ermittlungen des Kriminalkommissariats Freudenstadt dauern aber an. Es sei nicht auszuschließen, dass auch sie für die Beteiligung an Wohnungseinbrüchen in Frage kommen.

Bei den anschließenden Durchsuchungen von Objekten in Freudenstadt, Pfalzgrafenweiler und Mannheim fanden die Ermittler neben circa 2500 Euro Bargeld auch Schmuck, Uhren und Goldmünzen im Wert von mehr als 10 000 Euro. Weiter wurden verschiedene Elektrogeräte, mehrere Säcke mit hochwertigen Kleidungsstücken, zwei Fahrzeuge und professionelles Diebeswerkzeug sichergestellt. Die Polizei geht davon aus, dass durch die Diebesbande nahezu täglich Tageswohnungseinbrüche begangen wurden und dass zu den bereits bekannten 50 Tatorten im Laufe der Ermittlungen weitere dazukommen.

Nach derzeitigen Erkenntnissen war eines der mutmaßlichen Bandenmitglieder zunächst im Allgäu und dem Landkreis Lindau aktiv, bis dort seine drei Komplizen auf frischer Tat festgenommen wurden. Nach der Umsiedlung nach Baden-Württemberg schloss er sich einer neuen georgischen Gruppierung an, die im Bereich Rastatt und Gaggenau über Achern nach Offenburg, Gengenbach und Lahr etwa 20 Einbrüche begangen haben soll. Das Einzugsgebiet der Bande reichte aber noch weiter über Villingen, Rottweil, Freudenstadt, Pforzheim sowie Leonberg und Sindelfingen bis nach Mannheim.

Am Donnerstag standen die Vorführungen beim Amtsgericht Rastatt und Kempten an. Die zehn Tatverdächtigen georgischer Herkunft stehen im Verdacht, ihren Lebensunterhalt überwiegend durch die Begehung von Straftaten zu finanzieren und die Wohnungseinbrüche verübt zu haben. Alle Haftbefehle wurden vom Ermittlungsrichter aufrechterhalten und in Vollzug gesetzt. Danach wurden die Beschuldigten in verschiedene Justizvollzugsanstalten wie Offenburg, Freiburg, Karlsruhe, Mannheim und Stuttgart gebracht.