Köche und andere Fachkräfte der Gastronomie sind im Kreis Freudenstadt besonders gefragt. Foto: goodluz – stock.adobe.com Foto: Schwarzwälder-Bote

Ausbildungsmarkt: Breites Angebot für junge Menschen im Kreis / Bundesagentur unterstützt Betriebe bei der Stellenbesetzung

Zum Beginn des neuen Ausbildungsjahrs hat die für den Landkreis Freudenstadt zuständige Bundesagentur für Arbeit Nagold-Pforzheim Bilanz gezogen. Martina Lehmann, Vorsitzende der Geschäftsführung, spricht von "Licht und Schatten" auf dem Ausbildungsmarkt.

Kreis Freudenstadt. Zu den positiven Entwicklungen gehöre demnach, dass es ein "breites Stellenangebot" mit 330 verschiedenen Ausbildungsberufen in der Region Nordschwarzwald gebe. In dieser "insgesamt sehr guten Situation" steche der Kreis Freudenstadt als "noch positiver" heraus: In der gesamten Region seien mit 3922 Ausbildungsstellen in diesem Jahr 109 mehr gemeldet worden als im Vorjahr – 90 Prozent dieser neu gemeldeten Stellen befinden sich im Kreis Freudenstadt.

Entsprechend hoch ist die Quote von Ausbildungsstellen pro Bewerber: Im Vergleich zu den anderen Bereichen Calw, Enzkreis und Pforzheim erreicht der Kreis Freudenstadt mit 1,6 hier einen Spitzenwert. Als Schattenseite dieser Bilanz sieht Lehmann die Betriebe, deren Ausbildungsstellen unbesetzt bleiben. Denn der gestiegenen Zahl an gemeldeten Ausbildungsstellen steht eine gesunkene Zahl an gemeldeten Bewerbern gegenüber – in der Gesamtregion wie im Kreis Freudenstadt. Zudem entspricht das Angebot der Arbeitgeber häufig nicht der Nachfrage der Bewerber: Die drei meisten gemeldeten Berufsausbildungen im Landkreis sind Köche, Restaurant- und Hotelfachkräfte. Während diese Berufe in der "Top 10" der gemeldeten Bewerber im Kreis Freudenstadt nicht einmal auftauchen, stehen hier Berufe in Industrie und Einzelhandel ganz oben.

Appelle an zwei Seiten

Diese Entwicklung sieht auch Raimund Becker, Regionen-Vorstand bei der Bundesagentur. Bundesweit steht einem Bewerber genau eine Ausbildungsstelle gegenüber – demografische und geografische Faktoren werden bei dieser Statistik allerdings nicht beachtet.

So formuliert Becker Appelle an zwei Seiten: "Junge Menschen sollten sich bei der Suche nach einer Ausbildung nicht nur starr auf einen Beruf konzentrieren, sondern flexibler sein. Und wenn ein Arbeitgeber zunächst keinen Bewerber findet, der zu 100 Prozent seinen Vorstellungen entspricht, die Chemie und Einstellung aber passen, sollte er ihm vielleicht doch eine Chance geben."

Daran anknüpfend bietet die Bundesagentur ein breites Spektrum an Maßnahmen, um junge Menschen und Arbeitgeber zusammenzuführen. Dass die Bundesagentur im vergangenen Jahr rund 8000 junge Menschen in der Region zum Thema Ausbildungsberufe beraten habe, sei nur eine Initiative. Ein Instrument, das sich laut Lehmann für viele Betriebe schon bewährt hat, sind die "Einstiegsqualifizerungen": Damit sollen auch Jugendliche mit schlechten Noten einen Ausbildungsplatz finden. Zunächst absolvieren sie für sechs bis zwölf Monate ein Praktikum inklusive Berufsschule. Danach besteht die Möglichkeit, in die reguläre Lehre einzusteigen.

Auch organisatorische Hilfe

Azubis, die Schwierigkeiten mit dem Stoff in der Berufsschule haben, werden im Rahmen der "Ausbildungsbegleitenden Hilfen" zusätzlich in den Problemfächern unterstützt. Finanziert und organisiert wird dieses Angebot komplett von der Bundesagentur. Einen Schritt weiter geht die "Assistierte Ausbildung", bei der es nicht nur um Schulstoff, sondern auch um andere Probleme geht. "Hier wird auch sozialpädagogische Betreuung sichergestellt", erklärt Lehmann. La ndrat Klaus Michael Rückert bestätigt die Bilanz der Bundesagentur aus seiner Sicht: Zwar sei der Kreis Freudenstadt als Tourismus-Region bekannt, doch 40 Prozent der Beschäftigten würden in der Industrie arbeiten. "Die Wirtschaft brummt ohne Ende", aber es sei noch viel zu tun, um die geschaffenen Stellen auch zu besetzen. Zudem müsse auch überregional bekannt werden, dass der Kreis Freudenstadt "ein spannender Wirtschaftsstandort" ist. Ein weiteres wichtiges Ziel sei, die Zahl der Frauen in den technischen Berufen zu steigern.