Die Meinungen über den Nationalpark Nordschwarzwald gehen weit auseinander. Jetzt heizt eine Studie die Debatte an. Foto: dpa

Laut Studie im Auftrag der Industrie stehen zahlreiche Stellen auf dem Spiel. NABU spricht von Stimmungsmache.

Freudenstadt/Hamburg - Kostet der geplante Nationalpark Nordschwarzwald Arbeitsplätze in der Säge- und Holzindustrie? Das behauptet eine neue Studie. Der NABU weist die Ergebnisse des Gutachtens als irreführend zurück.

Das Gutachten der Universität Hamburg Zentrum Holzwirtschaft zeigt: Der Nationalpark könnte allein in der Säge- und Holzindustrie 670 Stellen kosten. In der Holzwirtschaft ginge eine Wirtschaftsleistung von 46 Millionen Euro pro Jahr verloren. Hinzu kämen Kosten für die Errichtung sowie des Unterhalts eines Nationalparks.

Die Universität untersucht derzeit im Auftrag der Arbeitsgemeinschaft Rohholzverbraucher (AGR), der Deutschen Säge- und Holzindustrie (DSH) und des Verbands der Säge- und Holzindustrie Baden-Württemberg (VSH) mögliche gesellschaftliche und wirtschaftliche Auswirkungen eines Nationalparks.

Ein Gutachten im Auftrag des baden-württembergischen Naturschutzministeriums zu einem möglichen Nationalpark soll am 8. April vorgestellt werden. Die Experten eines Beratungsunternehmens untersuchen derzeit, wie sich ein Nationalpark auf Tourismus, Wirtschaft und Naturschutz auswirken könnte. Das Gutachten soll dann öffentlich diskutiert werden. Danach will die grün-rote Landesregierung entscheiden, ob sie einen Gesetzentwurf zur Einrichtung des Nationalparks in den Landtag einbringt. »Wir warten unser Gutachten ab, gehen aber davon aus, dass neue Jobs beispielsweise für Förster oder im Tourismus entstehen könnten«, sagte ein Sprecher von Naturschutzminister Alexander Bonde (Grüne).

Die Hamburger Wissenschaftler schätzen, dass bis zu 100 000 Kubikmeter Holz aus heimischen Wäldern mit der Einrichtung eines Nationalparks pro Jahr langfristig verloren gingen. Laut Gutachten könne dieses Rohstoffvolumen nicht aus anderen Regionen bereitgestellt werden.

Der NABU Baden-Württemberg betonte, dass Nationalparks unter dem Strich Jobmotoren und keine Jobkiller seien. Dies zeige sich in anderen deutschen Nationalparks. »Eine reine sektorale Betrachtung ist dabei wenig hilfreich«, sagt der NABU-Landesvorsitzende Andre Baumann. »Richtig ist: Es können durch Nationalparks Stellen wegfallen, aber es können auch viele neue entstehen.«

Der NABU kritisierte auch den Zeitpunkt der Veröffentlichung des Gutachtens der Arbeitsgemeinschaft Rohholzverbraucher (AGR) als Stimmungsmache.

Irritiert über die Ergebnisse des Gutachtens zeigt sich Thomas Waldenspuhl von der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt des Landes: »Wir wissen nicht, worauf sich diese Zahlen beziehen, daher müssen wir abwarten, bis wir das Gutachten in der Hand halten.« Im regionalen Arbeitskreis »Infrastruktur«, in dem Experten aus der Region dem Landesgutachten zum Nationalpark zugearbeitet haben, kam man laut Waldenspuhl jedenfalls auf andere Zahlen. Dort geht man beim Holzeinschlag von maximal 30 000 bis 40 000 Festmetern pro Jahr aus, die aus der Nutzung genommen werden.

Bestätigt sieht sich unterdessen Stefan Schmid, Chef eines Säge- und Hobelwerks in Bad Rippoldsau-Schapbach (Kreis Freudenstadt): »Die Zahlen erscheinen mir sehr realistisch«, sagt er, allerdings gebe es auch Untersuchungen, die noch höhere Einbußen der Branche errechnet haben. Was die Arbeitsplatzverluste anbelangt, geht Schmid davon aus, dass es die Waldarbeiter wohl am härtesten treffen wird. Zwar bringe ein Nationalpark auch neue Jobs, die sieht der Sägewerkschef aber kritisch: »Aus bislang sich selbst finanzierenden Arbeitsplätzen im Forst werden dann dauerhaft steuerfinanzierte Arbeitsplätze in der Nationalparkverwaltung.«

Bereits Anfang des Jahres plädierte die IHK Nordschwarzwald in einer Resolution dafür, die gesamtwirtschaftlichen Belange des Lebens- und Arbeitsraumes im Nordschwarzwald stärker zu berücksichtigen.

Nun aber gilt es zunächst einmal das Gutachten der grün-roten Landesregierung abzuwarten.