Die Ausmaße eines Kongresshotels am Kur- und Kongresszentrum soll diese Vorabplanung der Stadtverwaltung zeigen, die am Dienstag im Freudenstädter Gemeinderat für reichlich Diskussionsstoff sorgte. Foto: Stadtverwaltung Freudenstadt

Gemeinderat stimmt nach kontroverser Diskussion für weitere Planung. An der "Hülle" scheiden sich die Geister.

Freudenstadt - Was tun, wenn man einen Betreiber für ein gewünschtes Hotel hat, aber noch keinen Investor und keinen Bauplan? Man leistet Überzeugungsarbeit. Doch genau das gestaltete sich für Oberbürgermeister Julian Osswald am Dienstag im Gemeinderat schwierig.

Im Grunde genommen waren sich alle einig: Ein Kongresshotel direkt neben Kurhaus und Kongresszentrum auf dem Gelände des ehemaligen Hotels Sonne wäre eine Aufwertung für Freudenstadt. Und eigentlich ist an diesem Standort alles besser als die verrottende Hotelruine, die jetzt dort steht. Eigentlich! Im Freudenstädter Gemeinderat sorgte das Thema Kongresshotel am Dienstag dennoch für eine rund zweistündige Diskussion. Der Grund: Eine Art Vorplanung, die der OB fertigen lassen hatte, um die Umsetzung eines zeitgemäßen Kongresshotels an diesem Standort zu prüfen.

"Das ist nicht die endgültige Planung, es ist nur eine Hülle, die die Kubatur des Bauwerks an dieser Stelle verdeutlichen soll", hatte er dem Gemeinderat mehrfach erläutert und versichert: "Es geht heute nur um den Grundsatzbeschluss, ob wir dieses Projekt weiter verfolgen. Wenn wir in die Planung einsteigen, werden wir direkt vor Ort mit den Anwohnern sprechen und alle Beteiligten mit ins Boot nehmen."

Ob es am mangelnden Abstraktionsvermögen einiger Räte oder am mangelnden Vertrauen in die Verwaltung lag, sei dahingestellt, jedenfalls sorgte Osswalds "Hüllen-Planung" für reichlich Diskussionsstoff im Ratssaal. Von "nicht gerade ansehnlich" bis "potthässlich" reichten die Bewertungen, die über den zweiflügeligen Winkelbau mit sechs trassierten Geschossen und begrüntem Flachdach abgeben wurden.

Gefertigt wurde die Vorplanung nach den Vorgaben, die der mögliche Betreiber für die rentable Nutzung eines Hotels gemacht hatte. Der hat laut Osswald bereits Erfahrung im Bereich Kongresshotels und betreibt derzeit zwei Best Western Hotels in Esslingen und in Heidenheim. Für Freudenstadt hat er ebenfalls ein Best Western Vier-Sterne-Superior-Hotel im Blick, dass er für 20 Jahre pachten würde. Voraussetzung: Das Hotel verfügt über 120 Zimmer, Seminar- und Tagungsräume, Suiten und Wellnessbereich, und es wird nicht über die Turnhallenstraße erschlossen, sondern über einen Zugang direkt mit dem Kongresszentrum verbunden.

Aufgrund der geforderten Größe des Baukomplexes müssen zwar auch Flächen der denkmalgeschützten Parkanlage des Kurhauses in Anspruch genommen werden, Osswald hielt dies – gemessen an der Bedeutung des Hotels für die Kurstadt – allerdings für vertretbar.

Das sah auch Stadtrat Friedrich Volpp (FWV) so. Für ihn gab es eigentlich nur zwei Alternativen: "Entweder wir verfolgen das Projekt weiter oder wir leben die nächsten Jahrzehnte mit einer Ruine an diesem Standort", mahnte er die Ratskollegen, die sich mit dem Planungsentwurf partout nicht anfreunden konnten. Auch Volpp fand die dargestellte Bauweise "nicht schön", forderte aber dazu auf, mit einem "Ja" zum Grundsatzbeschluss ein deutliches Signal zu setzen. "Ich will kein Verhinderer sein", warnte er vor der Gefahr, dass der Betreiber angesichts der kritischen Diskussion im Rat wieder abspringen könnte.

Für Stadträtin Elisabeth Gebele (BA) war die Höhe des dargestellten Baukomplexes an dieser Stelle hingegen "nicht tragbar", und auch Bärbel Altendorf-Jehle (BA) konnte sich mit dem Baustil nicht anfreunden und regte einen Architektenwettbewerb für den Hotelneubau an.

Stadträtin Beate Gaiser (FWV) sah bei diesem Projekt nur Vorteile für die Stadt: "Hotelbetreiber stehen hier nicht Schlange", mahnte sie. Freudenstadt könne froh sein, einen Interessenten zu haben, hinter dem eine international bekannte Hotelmarke wie Best Western stehe. Der Stadt fehle es eindeutig an Betten für Kongresse, geeigneten Tagungs- und Seminarräumen. Zusammen mit dem Kongresszentrum, das für große Auftaktveranstaltungen genutzt werden könnte, entstehe durch das Hotelprojekt ein für Freudenstadt dringend notwendiges Kongressensemble, das Signalwirkung für die Kurstadt und eventuell auch andere, leer stehende Hotelgebäude haben könnte.

Für Regine Haug (SPD) ist der Hotelbau "ein wahnsinnig großer Eingriff ins Stadtbild", außerdem hegte sie Zweifel daran, das dieser "Monumentalbau" in Freudenstadt rentabel geführt werden kann: "Ich frag mich, ob da die nächste Hotelruine entsteht."

Die Rentabilität des Projekts sah auch Michael Kaltenbach (FWV) kritisch: "Das ist eine heiße Kiste", kommentierte er die bei dieser Größe absehbare Pachthöhe für das Hotel. Grundsätzlich befürwortete Kaltenbach das Projekt, mahnte aber: "Wenn der das macht, dann müssen alle zusammenhalten, Betreiber, Investor und auch die Stadt." Für das Projekt sprach sich auch Carola Broermann (CDU) aus: Das sei eine großartige Chance für Freudenstadt und bringe eine dringend nötige Belebung für den Promenadenplatz, meinte sie und warnte: "Wir dürfen das Projekt jetzt nicht zerreden, das können wir uns nicht leisten."

Das sah auch die Mehrheit der Räte so: Bei drei Gegenstimmen und einer Enthaltung gaben sie grünes Licht für die weitere Planung des Kongresshotels.

Info: Geld von Firmen?

Ein Investor für das gewünschte Kongresshotel am Kur-und Kongresszentrum ist zwar noch nicht gefunden, allerdings hat Oberbürgermeister Julian Osswald schon konkrete Vorstellungen davon, wer sich in den Hotelneubau einbringen könnte: die heimische Wirtschaft.

"Ich habe mit Unternehmen aus der Region gesprochen, die nicht abgeneigt sind, sich hier finanziell zu engagieren", sagte der OB gestern auf Anfrage.

Die in Freudenstadt fehlenden Seminar- und Tagungsräume für Kongresse seien bei den Firmen immer wieder bemängelt worden, so Osswald, der sich durch ein finanzielles Engagement der Wirtschaft bei diesem Projekt auch positive Auswirkungen auf die künftige Auslastung des Hotels verspricht.