Als Kugelstoßerin und im Zweierbob von Verletzungen ausgebremst: Petra Lammert. Collage: Druve Foto: Schwarzwälder-Bote

Leichtathletik/Bobsport: Offizielle Verabschiedung von Petra Lammert bei Sporthilfe-Gala / Studium neuer Lebensabschnitt

Olympiasieger und Weltmeister sowie Europas Fußballerin des Jahres werden heute in Bonn in den sportlichen Ruhestand verabschiedet. Und mitten drin in der illustren Runde die Freudenstädterin Petra Lammert.

Von Arno Schade

Die Deutsche Sporthilfe will im Rahmen der Gala "Juniorsportler des Jahres" die Leistungen zahlreicher Athletinnen und Athleten würdigen, die in jüngster Zeit ihre Karriere beendet haben oder Abschied nehmen mussten. Zur letzten Kategorie zählt die 31-Jährige, die in ihren beiden sportlichen Karrieren als Kugelstoßerin und Bobfahrerin von Verletzungen gebremst wurde.

"Die Enttäuschung ist schon groß, denn bei Olympischen Spielen zu starten war immer mein Traum", so die beim TSV Freudenstadt und ASV Horb groß gewordene Athletin. Mit dem Wechsel zum VfB Stuttgart und 2006 zu Trainer Dieter Kollark nach Neubrandenburg startete sie in die deutsche und internationale Spitze im Kugelstoßen durch. Der dritte Platz bei den Europameisterschaften 2006 in Göteborg und Rang fünf bei den Weltmeisterschaften in Osaka im Folgejahr sowie ihre ebenfalls 2007 erreichte Bestmarke von 20,04 m schürten die Hoffnungen auf einen Start unter den olympischen Ringen in Peking, doch dann schlug das Verletzungspech erstmals zu.

Von Ellbogenverletzungnie richtig erholt

Ausgerechnet im Olympiajahr 2008 handelte sie sich im Training eine Ellbogenverletzung ein, von der sie sich nicht mehr erholen und den Start bei den Olympischen Spielen und der Heim-Weltmeisterschaft im Jahr darauf in Berlin kosten sollte. Mehr noch: Zwar holte sie sich 2009 noch einmal die Goldmedaille bei den Hallen-Europameisterschaften, musste aber 2010 wegen der langwierigen Verletzung das Handtuch werfen.

Doch das sollte es für sie noch nicht gewesen sein. Mit dem Umstieg in den Bob der vielfachen Weltmeisterin Sandra Kiriasis nahm sie ab 2011 eine Teilnahme an den Olympischen Winterspielen in Sotschi ins Visier. Und mit dem Gewinn der Silbermedaillen bei der Welt- und Europameisterschaft 2012 als Anschieberin sah alles auch gut aus, bis erneut das Verletzungspech zuschlug. Ein Bandscheibenvorfall machte im Oktober 2013 eine Operation nötig, die im Januar 2014 wiederholt werden musste.

Immer noch nicht hatte Petra Lammert aber aufgegeben, die nach dem Karriereende von Sandra Kiriasis auch mit einer neuen Pilotin in guten Gesprächen war. Die Junioren-Weltmeisterin Miriam Wagner hätte die zu den weltweit besten Anschieberinnen zählende Freudenstädterin gerne in ihren Schlitten geholt, so Petra Lammert. Allerdings musste sie in der Folgezeit feststellen, "dass ein Training in der notwendigen Intensität auf Grund meiner Rückenprobleme einfach nicht mehr möglich war".

Mittlerweile hat sie nach ihrer im Februar auch gesundheitsbedingten Rückkehr nach Freudenstadt einen weiteren Umstieg geschafft und mit einem Fernstudium an der FH Potsdam im Fach Gesundheit, Sport und Prävention ihre neue berufliche Laufbahn in Angriff genommen. Seit November absolviert sie im Rahmen des Dualen Studiums ein Praktikum im Fitness-Studio One in Hallwangen; einmal im Monat fährt sie zur Präsenzphase vor die Tore Berlins. "Eine ideale Kombination aus Theorie und Praxis mit gutem, direktem Kontakt mit den Dozenten" hat sie mit spürbarer Freude und Elan die dreijährige Ausbildung begonnen, "und meine persönlichen Erfahrungen mit Verletzungen und Aufbautraining kommen mir dabei auch noch zu Gute."

Die heutige Galaveranstaltung in Bonn bildet jetzt auch den offiziellen Abschluss ihrer Zeit als Spitzensportlerin, auf die sich Petra Lammert auch freut: "Das ist noch einmal ein Höhepunkt gerade durch die Deutsche Sporthilfe, die mich über viele Jahre unterstützt hat." Alle heute zu verabschiedenden Athleten können auch weiterhin von der Sporthilfe-Initiative "Sprungbrett Zukunft" mit speziellen Bausteinen zur beruflichen Weiterentwicklung in den ersten drei Jahren profitieren und werden Mitglied in "emadeus", dem Club der Sporthilfe-Athleten, der 2015 gerade sein 15-jähriges Bestehen feiert.

Eines der Gesprächsthemen gerade unter den Leichtathleten, die mit Verena Sailer und Christian Reif weiter prominent vertreten sind, werden dabei wohl die jüngsten Entwicklungen im Internationalen Leichtathletikverband sein. "Ein großer Schritt in die richtige Richtung" nennt auch mit der mittlerweile erreichten Distanz Petra Lammert die gerade erfolgte Suspendierung des russischen Verbands, "damit hätte ich aber nicht gerechnet, dass das jemals passieren würde, denn russische Athletinnen und Athleten gehörten einfach immer dazu."

Nicht ausschließen will die ehemalige Spitzenathletin schließlich, dass sie ihre gewonnenen Erfahrungen einmal an Nachwuchsathletinnen oder -athleten weiter geben wird.

Einstieg in Jugendarbeitmögliche Perspektive

Zwar gebe es aktuell keinen Kontakt mit den Verantwortlichen des TSV Freudenstadt, und derzeit müsse sie sich in erster Linie auf ihre berufliche Weiterbildung konzentrieren, "aber vorstellen kann ich mir das in der Zukunft schon."