Vier Freunde wollen sich in dem musikalischen Lustspiel "Mann über Bord" die Midlife-Krise aus den Knochen schütteln. Foto: Keck Foto: Keck

In der Komödie "Mann über Bord" spielen die Schauspieler im Kurthater Freudenstadt mit Klischees zu maskulinem Gruppenverhalten.

Freudenstadt - Da kann man nur mit Friedrich Schiller befürchten: "Wehe, wenn sie losgelassen…" Vier Männer in trauter Gemeinschaft an einsamer Lokalität – das kann bloß heißen: Machogehabe, Weibergeschichten und "Saufen", unterfüttert mit unwiderstehlichem Geständniszwang.

"Mann über Bord – eine musikalische Midlife-Krise" heißt das Lustspiel von Robert und Ulrike Brambeer, das in einer Produktion des Euro-Studio Landgraf über die Bühne des Kurtheaters Freudenstadt ging. Vier Männer, wie sie unterschiedlicher kaum sein könnten, treffen sich zum traditionellen Angelwochenende am Bodensee.

Bert, der Teddybär, Kettenraucher mit Bierbauch (Simon van Parys), Boris, ausgewiesener Aufreißer mit Hang zu wirtschaftlichen Unkorrektheiten (Stephan Bürgi), Stefan, der Frauenversteher (Matthias Freihof) und Martin, Eigenbrötler mit Hang zur Bemutterung (René Hofschneider) haben sich "goldene Regeln" gegeben für ihre Treffen. Das oberste Gebot lautet: "Sei ein Mann!" Genießen wollen sie ihre Abgeschiedenheit und den Alltagsballast aus Irritationen mit Frau und Freundin und nervtötenden Chefs abstreifen. Aber die Probleme und Problemchen holen sie am stillen Ort ein. Das Handyverbot wird ausgehebelt, die Katastrophen an der Peripherie bemächtigen sich ihrer und so kommt es, dass statt bierseligen Anglerfriedens Krisenmanagement gefordert ist.

Die Freunde haben an ihren Rucksäcken, beladen mit unausgelebten Emotionen und unausgegorenen Entwürfen, zu schleppen. Diese Missbefindlichkeiten in fortgeschrittenen Jahren haben einen Namen, die "Midlife-Krise", und in ihr lässt es sich wohlig suhlen. "Wenn ich in den Spiegel schaue, sehe ich das Gesicht meines Vaters", heißt es beispielsweise.

Einig ist sich das Quartett in der Überzeugung: "Frauen kann man nicht verstehen!" Ihnen gegenüber gilt Alarmstufe eins, denn "die Frau ist die einzige Beute, die ihrem Jäger auflauert." Das Ensemble sprüht in der Inszenierung von Matthias Freihof vor Spieleifer, tanzt, singt und blödelt sich durch die leichtfüßige Handlung, die vor Selbstironie trieft und keine höheren interpretatorischen Anforderungen stellt. Da zahlt sich auch die darstellerische Routine der Protagonisten aus, die von einer exzellenten vierköpfigen Band begleitet werden.

Ulrike Brambeer hat die Texte zu den über 20 Liedern mit Arrangements von Klaus Siebert beigesteuert. Sie beziehen sich direkt auf das Stück mit Titeln wie "Du bist nicht alt", oder "Freunde bleiben wir". Für das Publikum haben die Melodien einen hohen Wiedererkennungswert, was mit rhythmischem Klatschen quittiert wird.

Ohrwürmer wie "Twist And Shout" oder "Unchain My Heart" pushen die entsprechenden Besucherreaktionen. Rund zweieinhalb Stunden lang – etwas straffen hätte dem Stück gutgetan – nimmt das Ensemble sein Publikum mitten hinein auf seinen testosterongeschwängerten Männerspielplatz.