Die Waldarbeiter stellten die stärkste Truppe bei der gestrigen Aktion "aktive Mittagspause". Rechts im Bild Organisator Meinrad Schweikart. Foto: Breitenreuter

Kämpferische Stimmung: Über 100 Mitarbeiter des öffentlichen Diensts beteiligen sich an Gewerkschaftsaktion auf dem Marktplatz.

Freudenstadt - Meinrad Schweikart, Personalratsvorsitzender der Stadt Freudenstadt, konnte sich gar nicht genau erinnern, wann es zuletzt eine solche Aktion in Freudenstadt gegeben hat. Gestern jedenfalls versammelten sich ab 11.30 Uhr über 100 Mitglieder der Gewerkschaft Verdi vor dem Rathaus, um in der Mittagspause den Forderungen für die heutige nächste Runde der Tarifverhandlungen für den öffentlichen Dienst Nachdruck zu verleihen.

Sie kamen aus verschiedenen Abteilungen der Stadtverwaltung Freudenstadt, aus der Kreissparkasse, aus dem Krankenhaus Freudenstadt und aus der Schwarzwaldwerkstatt in Dornstetten. Kurz nach 12 Uhr stießen auch Mitarbeiter des Landratsamts dazu, denn sie hatten erst ab 12 Uhr das Haus verlassen dürfen. Den Löwenanteil stellten jedoch die Waldarbeiter aus dem Kreisforstamt und dem Stadtwald. Sie ließen sogar Motorsägen aufheulen und fuhren einen großen Waldschlepper auf den Marktplatz, um auf sich aufmerksam zu machen.

Amely Poll, Gewerkschaftssekretärin für den Bereich Mittelbaden/Nordschwarzwald von ver.di, war erstaunt über die große Beteiligung an der Aktion "aktive Mittagspause" in Freudenstadt. "Öffentliche Dienste sind mehr wert", stand auf einem großen Banner, das auf dem Marktplatz ausgelegt war. Genau das war auch der Tenor verschiedener Ansprachen.

Amely Poll betonte, dass man von der heutigen Verhandlungsrunde wenigstens ein verhandelbares Angebot der Arbeitgeberseite erwarte. Meinrad Schweikart machte in einer kämpferischen Rede seinem Unmut Luft, dass Politiker, die schon 8000 Euro im Monat verdienen, noch weitere 800 dazubekommen. "Wäre es da nicht fair, die Mitarbeiter zu unterstützen, die in den unteren Lohngruppen noch unter Sozialhilfeniveau verdienen?", fragte er und erhielt lauten Beifall. Stärke und Solidarität zeigen, das sei daher das Gebot der Stunde im öffentlichen Dienst. Das Wort ergriffen auch Michael Laschinger von der Kreissparkasse Freudenstadt und Gunther Häberlen von der Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt.

Der Freudenstädter Holger Egger, Personalratsvorsitzender des Landratsamts Enzkreis und Vorsitzender des Fachbereichs Gemeinden bei ver.di Mittelbaden/Nordschwarzwald, überbrachte Grüße von streikenden Kollegen aus dem Enzkreis, die sich am Dienstag an der Potestdemo in Karlsruhe beteiligt hatten.

Meinrad Schweikart war als Organisator der "aktiven Mittagspause" mehr als zufrieden mit der Resonanz bei den Beschäftigten. Bei heißen Würstchen und Getränken musste auch keiner hungern, der die Mittagspause für die Aktion geopfert hatte.