Die Triebwerke einer Sojus-Rakete werden zum Startplatz in Baikonur transportiert. Foto: Schmid

Volker Schmid aus Zwieselberg hat Ausflug des Astronauten ins All mitorganisiert. Manager für Blue-Dot-Projekt.

Freudenstadt-Zwieselberg/Sankt Augustin - Auf dem Zwieselberg war Volker Schmid dem All schon als Kind etwas näher als seine Freunde aus der Freudenstädter Volksschule. Astronomie und Sterne faszinierten ihn bereits damals. Jahre später gelang es ihm auf Umwegen, Kindheitsträume und Beruf in Einklang zu bringen.

Heute arbeitet der 51-Jährige beim Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) und ist beim DLR-Raumfahrtmanagement der leitende Manager für die Blue Dot-Mission von Alexander Gerst. Sein Team war zusammen mit der Europäischen Weltraumorganisation ESA für Deutschland federführend in die Vorbereitung der Mission im All eingebunden. Den Start des deutschen Astronauten in der Nacht zum 29. Mai vom kasachischen Kosmodrom Baikonur aus hat er mit weiteren engen Mitarbeitern Alexander Gersts und dessen Familie live miterlebt. Im Oktober hat Gerst ihn auch einmal aus dem All angerufen. Schmid: "Er hat sich bei uns allen bedankt."

Der Diplom-Ingenieur war bei der Blue Dot-Mission mit einem eigenen Experiment vertreten, dessen Entwicklungszeit laut Schmid nur 15 Monate betrug. Dabei wird die Wechselwirkung zwischen einem elektrischen Leiter und dem Erdmagnetfeld gemessen. Das Experiment dient der Grundlagenforschung zur Entwicklung von Schutzschildern, die von Flugobjekten im All kosmische Strahlung abhalten sollen.

Die Blue Dot-Mission mit ihrer jahrelangen Vorbereitung war für Volker Schmid zwar sehr arbeitsintensiv, aber auch der Höhepunkt seiner Karriere. Als Wissenschaftler im Team des Astronauten hat Schmid direkt mit Gerst zusammengearbeitet. Aber auch die Außenwirkung der Expedition ins Weltall war Teil seiner Aufgaben. So hat Schmid auch die Presseaktivitäten während der Mission unterstützt.

Über Weihnachten zurück in der Heimat

Volker Schmid lebt heute mit seiner Lebenspartnerin Christa Kälberer in Sankt Augustin bei Bonn. Sein Vater Fritz Schmid (87) wohnt neben der kleinen Kirche in Zwieselberg. Früh schon machte sich bei seinem Sohn Volker das Interesse für Technik bemerkbar. "Er hat immer gerne gebastelt und bereits früh ein Fernrohr gehabt", erinnert sich Fritz Schmid.

"Schon als Grundschüler habe ich mich für die Natur und für Flugzeuge interessiert", sagt Volker Schmid im Gespräch mit unserer Zeitung. Eifrig studierte er in Atlanten, die ihm seine Tante gab, Mondkarten und Sternbildern. Nach dem Besuch der Hauptschule und der zweijährigen Berufsfachschule Metall absolvierte Volker Schmid bei der Firma Ernst Wolf in Freudenstadt eine Lehre als Feinmechaniker. "Das war eine tolle Zeit", erinnert sich Schmid. Seniorchef Ernst Wolf habe ihn stark unterstützt und gefördert. "Von dieser Lehre profitiere ich heute noch", sagt er.

Anschließend holte Volker Schmid die Fachhochschulreife nach. Nach der Bundeswehrzeit arbeitete er drei Jahre lang bei Arburg. Dann begann er ein Studium der Luft- und Raumfahrttechnik an der Fachhochschule in Aachen.

Beim DLR in Köln machte er seine Diplom-Arbeit. Dort arbeitete er sechs Jahre lang, bevor er an der TU Delft in den Niederlanden den Master als Systemingenieur absolvierte und ins Raumfahrtmanagement ging: "Ich wollte Dinge fliegen sehen." Nächste Station war dann der DLR-Standort in Bonn.

Geradlinig war der berufliche Weg Volker Schmids also nicht. Seine Karriere musste er sich erkämpfen, sagt sein Vater: "Ihm ist nichts zugefallen."

Nicht nur beruflich, auch bei einem seiner Hobbys hat Volker Schmid den steinigen Weg gewählt: Unter dem Pseudonym Robert T. Sinclair schreibt Schmid Science-Fiction-Romane. "Im Eigenverlag, ohne Lektorat, nichts", beschreibt Volker Schmid die schwierige Anfangsphase. In seiner Terran-Starfleet-Reihe ist gerade der fünfte Band "Der letzte Horizont" erschienen. "Das ist eher Mainstream-Unterhaltung", gibt sich Schmid literarisch bescheiden. Als Freizeit-Schriftsteller macht Volker Schmid nun erst mal eine schöpferische Pause.

Seine weiteren Hobbys sind der Garten, Astronomie und "ein bisschen Modellbau". Hin und wieder besucht Volker Schmid auch alte Freunde in Freudenstadt und seinen Vater auf dem Zwieselberg – so nun auch an Weihnachten.

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(cw) Diplom-Ingenieur Volker Schmid hat das jüngste Versorgungsraumschiff für die Raumstation ISS, ein sogenanntes ATV (Automated Transfer Vehicle, englisch für Automatisches Transferfahrzeug) mitbetreut – wie auch schon die vier Vorgängermodelle.

Beim Raumfahrtmanagement des DLR ist Schmid auch für die ATVs zuständig. Das fünfte und letzte Versorgungsraumschiff der europäischen ATV-Reihe ist nach dem Begründer der Urknall-Theorie Georges Lemaitre benannt. Der Frachter ist etwa so groß wie ein Londoner Doppeldeckerbus und wiegt mit Gepäck mehr als 20 Tonnen. Am 12. August hat die Versorgungskapsel an die Raumstation ISS angedockt und versorgt diese mit Treibstoff, Nahrung und neuen Experimenten – für insgesamt mindestens fünf Monate.

Deutschland war maßgeblich am ATV-Programm der europäischen Weltraumagentur ESA beteiligt und hat knapp die Hälfte der Kosten in Höhe von rund drei Milliarden Euro dafür übernommen. Die Raumtransporter wurden alle in Bremen gebaut.

Das ATV fliegt nach seinem Einsatz, mit Schrott und Müll von der Station beladen, wieder zurück zur Erde, wo es beim Eintritt in die Atmosphäre verglüht: Das kleine Raumschiff ist nicht wiederverwendbar.

"Ich habe das erste und das letzte ATV fliegen sehen", sagt Schmid. So war er auch beim Start der "Georges Lemaitre" auf dem Weltraumbahnhof Kourou in Französisch-Guayana dabei. Wenn diese Versorgungskapsel in einigen Wochen verglüht, ist ATV Geschichte: Es gibt kein weiteres ATV, sondern nur ein Nachfolgermodell. Dieses wird dann ein Servicemodul für die amerikanische Orion-Kapsel sein und soll 2018 zum ersten Mal fliegen.