Ruth Moser ist seit 25 Jahren Vorsitzende der Freudenstädter Selbsthilfegruppe. Foto: Günther Foto: Schwarzwälder-Bote

Gesundheit: Diabetes-Selbsthilfegruppe besteht seit 25 Jahren / Ruth Moser seit Beginn an der Spitze

Von Waltraud Günther

Sie treffen sich seit 25 Jahren immer am letzten Mittwochabend des Monats und haben das gleiche Problem. Der Diabetiker-Treff Freudenstadt setzt auf den gemeinsamen Erfahrungsaustausch.

Freudenstadt. Die 25 bis 30 Mitglieder treffen sich zu Vorträgen, zum Informations- und Erfahrungsaustausch, aber auch zu Wanderungen, Ausflügen und zur Jahresabschlussfeier. Gegründet wurde der Zusammenschluss von Menschen mit Diabetes im April 1991 von Ruth Moser, die bereits seit ihrer Jugend von dieser Krankheit betroffen ist.

Zwar war Ruth Moser als ausgebildete pharmazeutisch-technische Assistentin auch bereits vor 25 Jahren gut über grundlegende medizinische Fakten ihrer Krankheit informiert. Jedoch spürte sie auch, wie enorm wichtig der Austausch mit anderen Betroffenen ist. Mit ihrer Idee für eine Selbsthilfegruppe wandte sich Ruth Moser an die örtliche AOK. Deren Mitarbeiter Friedrich Haas unterstützte sie nachhaltig. Im Lauf der vergangenen 25 Jahre hat sich der Diabetiker-Treff Freudenstadt zu einer Selbsthilfegruppe entwickelt, die für die Teilnehmer wichtige Lebenshilfe und Erleichterungen im Umgang mit ihrer Krankheit bietet.

Vorsitzende ist auch Bindeglied

Die Treffen finden regelmäßig in der Cafeteria der Seniorenwohnanlage Jägerhof statt, es gibt ein schriftliches Jahresprogramm, und vor allem ist die Gründerin und Vorsitzende immer noch Ruth Moser, die auch das Bindeglied zum Diabetiker-Bezirksverband Freudenstadt und zum Landesverband in Karlsruhe ist.

Zum Diabetiker-Treff kommen nicht nur Betroffene; rund ein Drittel der Teilnehmer sind Angehörige. Deren Teilnahme ist wichtig, sind doch Angehörige in der Regel die ersten, die zum Beispiel eine Unterzuckerung bemerken und dann helfen können.

Bei Diabetes unterscheidet man zwei grundlegende Typen. Vom Diabetes Typ 2, dem die überwiegende Mehrheit aller Betroffenen angehört, sind überwiegend ältere Menschen betroffen. Ursachen sind vor allem Übergewicht, Bewegungsmangel und falsche Ernährung.

Nur rund fünf Prozent der Betroffenen, häufig Kinder, sind dagegen Diabetiker vom Typ 1. Bei diesem Typ kann der Auslöser des Insulinmangels eine Autoimmunerkrankung sein. Zur Freudenstädter Selbsthilfegruppe kommen Menschen mit beiden Typen. Neben dem Austausch über den Alltag werden auch Fachreferenten eingeladen, die zu Themen wie die richtige Handhabung von Pens oder zum Schlemmen mit Diabetes Vorträge halten. Danach ist stets Zeit für den informellen Austausch. Zusammen mit der Krankenkasse wurden auch bereits Diabetikertage veranstaltet oder Wanderungen speziell für Diabetiker organisiert. Auch bei der Freudenstädter Bürgermesse ist der Diabetiker-Treff mit einem Infostand vertreten.

Folgekrankheiten sind gefährlich

Wie sieht das Leben eines Diabetikers aus? Die Vorsitzende gibt dazu ein Beispiel: Wenn Diabetiker in Urlaub fahren, müssen sie sich im Vorfeld viele Gedanken machen. Ist genügend Insulin dabei, reichen die Teststreifen für die Blutzuckermessung? Wurde genügend gegen eine mögliche Unterzuckerung eingepackt?

Natürlich können Diabetiker auch ins Restaurant zum Essen gehen. Aber Irene Moser präzisiert: "Ich muss die Nahrungsmittel abschätzen, die ich dann serviert bekomme und dann bereits vorher genügend Insulin spritzen". Kein Diabetiker des Typs 1 geht außer Haus ohne sein Insulin, ohne einen Pen (eine mit Insulin gefüllte Spritze, die von der Form her an einen dicken Kugelschreiber erinnert), ohne Mess-Streifen und Messgerät. Bei längerer Abwesenheit muss auch stets Insulin in der Kühlbox mit dabei sein.

Insgesamt geht die Vorsitzende gelassen mit der Situation um: "Die Angst vor dem Spritzen ist unbegründet." Begründet dagegen sei die Angst vor Folgeerkrankungen, die bei nicht behandeltem Diabetes entstehen können, wie Durchblutungsstörungen der Nerven, Augen und Nieren. Auch die Gefahr für Herzinfarkt und Schlaganfall ist bei unbehandelter Diabetes erhöht. Aber man könne als Diabetiker eigentlich alles machen, wenn man gut eingestellt ist, sagt Ruth Moser. Und man könne lernen, richtig mit dieser Krankheit umzugehen. Auch für die nächsten 25 Jahre der Selbsthilfegruppe hat Ruth Moser konkrete Vorstellungen: "Ich wünsche mir, dass in unsere Selbsthilfegruppe auch vermehrt jüngere Betroffene kommen und sich hier ehrenamtlich einbringen."