Wilfried Münch (links) und Elmar Haug kritisieren die Entwürfe für das neue Kongresshotel. Foto: Schwenk

Zu groß, zu unansehnlich: Anwohner kritisieren geplanten Neubau am Kurgarten und fordern Beteiligung am Planungsprozess.

Freudenstadt - Zu groß, zu unansehnlich – gegen das geplante Kongresshotel am Freudenstädter Kurgarten regt sich Widerstand. Teile der künftigen Anwohner haben sich zu einer Interessengemeinschaft zusammengeschlossen. Der Wunsch der Tannenstraßen-Anwohner: alles auf Anfang.

Noch, betont Wilfried Münch von der Interessengemeinschaft unmittelbare Anliegerschaft Hotelneubau Kurgarten, seien keine Kosten entstanden. "Wir würden uns wünschen, dass der Prozess neu aufgerollt wird." Diesmal jedoch als Gemeinschaftsprojekt des Gemeinderats, der Anwohner und weiterer Interessengruppen, wie beispielsweise dem Hotel- und Gaststättenverband Dehoga. Als Leiter der sozial-ökologischen Genossenschaftsbank GLS in Stuttgart ist Münch auch beruflich mit Bauverfahren betraut. Und weiß, wie solche Projekte in anderen Städten angegangen werden. In Tübingen oder Stuttgart, meint Münch, werde die Information der Bürger zwischenzeitlich vor die eigentliche Planung gesetzt. So, sagt Münch, "erreichen solche Projekte eine viel größere gesellschaftliche Tragfähigkeit".

In Freudenstadt war die Verwaltung anders vorgegangen. Dort holte man sich einen potenziellen Investor ins Boot. Der betreibt derzeit zwei Best Western Hotels in Esslingen und Heidenheim, rechnete das Freudenstädter Vorhaben durch und setzte anschließend die Rahmenbedingungen für die wirtschaftliche Tragfähigkeit des Hotelprojekts. Ein erster Grobentwurf zeigt einen sechsstöckigen Flachdachbau mit 120 Zimmern plus Seminar- und Tagungsräumen (wir berichteten). Ein langgezogener Riegelbau, der sich unterhalb des Kongresszentrums über das Areal des ehemaligen Hotels Sonne bis in den Kurgarten erstreckt.

Doch mit sechs Stockwerken, fürchtet Anwohner Elmar Haug, ist es nicht getan. Das Baurecht, so Haug, erlaube nicht anrechenbare Dach- und Untergeschosse. So könne das Hotelprojekt in der Realität auf acht Geschosse kommen, befürchtet der Anlieger. Und wäre dann, so schätzt er, gut 25 Meter hoch. "Das hätte für die Anwohner eine fast unerträgliche Wirkung", meint Haug. Von der eigenen Terrasse auf einen 25 Meter hohen Hotelkomplex zu blicken – das will sich Haug lieber nicht vorstellen. Zumal die von der Stadtverwaltung als "moderne Architektursprache" gepriesene Formgebung bei den Vertretern der IG gar nicht gut ankommt. Was bislang angedacht sei, so Münch, sei architektonisch weder zeitgemäß noch ansprechend.

Der Interessengemeinschaft schwebt etwas ganz anderes vor: Ein an ökologischen und sozialen Gesichtspunkten orientiertes Leuchtturmprojekt. "Es geht darum, dass wir dreifach gewinnen: ökologisch, sozial und ökonomisch", erklärt Münch. "Es liegt auch in der Verantwortung eines Investors, wie sein Projekt in die Stadtgesellschaft hineinwirkt."
Schaugerüst wird gefordert

Dass das vorgesehene Baugelände derzeit auf dem besten Weg ist, aus dem Geltungsbereich der städtischen Gestaltungssatzung herausgenommen zu werden, liegt den Anwohnern quer im Magen. Zumal der Hotelbau auch noch ein gutes Stück in den unter Denkmalschutz gestellten Kurgarten ragt. Die Stadt, fürchten sie, lasse sich zu sehr vor den Karren eines einzelnen Investors spannen.

Dabei, betonen die Anwohner, "haben wir gar nichts gegen ein Kongresshotel an diesem Standort". Aber eben in anderer Form. Bei vier Geschossen, so Haug, müsse Schluss sein. Zudem soll das Hotel aus Sicht der Anwohner weiter in Richtung Turnhallenstraße und somit vom Kurgarten weg rücken. Sie fordern: Vor dem eigentlichen Ratsbeschluss müsse ein Schaugerüst die tatsächlichen Dimensionen des Hotelprojekts anschaulich machen. Zwischenzeitlich haben sie sich mit ihrem Anliegen auch an den Gemeinderat und die Verwaltung gewandt. Die Reaktionen, so die Vertreter der IG, seien positiv ausgefallen. "Der sachliche Ton unseres Schreibens wurde gelobt, eine Fraktion hat uns ihre Unterstützung zugesichert, die Verwaltung ist auf unseren Gesprächswunsch eingegangen." Für Letzteres steht der Termin bereits fest: Am 9. Februar werden sich Verwaltung und Anlieger austauschen.