Eurythmievorstellung der Waldorfschule erntet großen Applaus / Die vier Elemente stehen im Mittelpunkt

Von Ursula Blaich

Freudenstadt. Mit einem außergewöhnlichen Bühnenprogramm zeigte die zwölfte Klasse der Freien Waldorfschule Freudenstadt Einblicke in die Eurythmie und verabschiedete damit zugleich einige Schüler mit dem Realschulabschluss von der Schule.

Für Außenstehende eher ungewöhnlich anzusehen – für die Waldorfschüler und auch für viele Zuschauer jedoch eine Bereicherung, waren die Eurythmievorstellungen im Freudenstädter Kurtheater, die vor allem die Zwölftklässler der Schule mit Unterstützung der zehnten und elften Klassen vortrugen. Seit nahezu 100 Jahren gibt es Eurythmie, eine anthroposophische Bewegungskunst, die von Rudolf Steiner entwickelt wurde, um Gefühle und Empfindungen sichtbar zu machen, um zu zeigen, was dahinter steht und was sich hinter so manchem Problem verbirgt.

Mit einer Art Bewegungstanz wird das Hörbare durch Körperbewegungen sichtbar gemacht. Es sei eine soziale Kunst, die an der Freien Waldorfschule bereits ab der ersten Klasse unterrichtet wird, sagte Eurythmielehrer Martin Zabel in einleitenden Worten vor der Vorstellung.

"Elemente" war das große Thema, das über dem Abend stand und das die Schüler selbst gewählt hatten. Die vier Elemente Feuer, Erde, Wasser und Luft spiegelten sich in Bewegungen zu Sergei Rachmaninovs Prelude Op. 23 wider, waren in Felix Mendelssohns "Venetianischem Gondellied" zu erkennen oder zeigten sich in einer Beethoven-Sonate wieder.

Für das Element Luft stand eine Uraufführung an. Christian Giersch komponierte eigens unter dem Namen "4U9525 – plötzlich ist alles nur noch Nachklang" ein modernes Stück zum Thema Luft, inspiriert durch einen traurigen Anlass, nämlich einen Flugzeugabsturz.

Fließende, lautlose und rhythmische Körperbewegungen

Um die darstellende Kunst der Schüler spektakulärer zu machen, wurden sie in ihren wallenden Gewändern mit einer Lichtershow und Farbeffekten in Szene gesetzt. Durch die Farben wurden zudem weitere Stimmungen ausgedrückt. Die Gäste im Kurtheater waren begeistert und zollten den Darbietenden großen Applaus. Fließende, lautlose und rhythmische Körperbewegungen zur eindrucksvollen Klaviermusik von Thomas Müller und Liselotte Vermote (Rachmaninov) verkörperten in bezaubernden Choreografien die Gefühle und Empfindungen der Schüler.

Eine solistische Einlage zeigte Hannah Stroppel in ihrer faszinierenden Verkörperung von Wolfgang Amadeus Mozarts erstem Satz aus der Sonate in F-Dur. Auch Gedichte, die abwechselnd von Martin und Elke Zabel vorgetragen wurden, bekamen durch anmutige Bewegungstänze ein Gesicht. "Lifting and Learning" – ein englisches Gedicht von Ella Wilcox handelte von dem Phänomen der Zwei-Klassengesellschaft – von denen die vorangehen und von denen, die sich mitnehmen lassen und der Frage, zu welcher Gruppe jeder gehört.

Die verschiedenen Elemente der menschlichen Gesellschaft wurden eurythmisch von den Schülern aufgezeigt. Abgerundet wurde das Programm durch heitere Gedichte von Heinz Erhard, Ernst Jandl und Wilhelm Busch, deren humoristische Verkörperung von zwei oder drei Schülern vorgetragen wurde. Die Gäste, unter denen viele Eltern und Verwandte der Schüler waren, forderten eine Zugabe und so schloss sich der Kreis mit einer Wiederholung von Rachmaninov.