Auch Freudenstadts Innenverteidiger Pascal Fahrner (Mitte) schaltete sich oft ins Angriffsspiel seiner Mannschaft ein, wird hier aber gestoppt vom Rottweiler Marco Lenz. Foto: Burkhardt Foto: Schwarzwälder-Bote

LandesligaSpVgg Freudenstadt leistet sich bei erstem Saisonsieg nur kurze Auszeit

Von Volker Haagund Holger Rohde

Die SpVgg Freudenstadt ist spätestens nach dem fünften Spieltag in der Landesliga angekommen. Der erste "Dreier" im eminent wichtigen Duell mit den 08ern aus Rottweil und der Sprung auf Platz 11 sollte den Kurstädtern für die kommenden Aufgaben noch mehr Mut machen.

Die Erleichterung im Lager der Gastgeber über den ersten Saisonerfolg war ihnen nach dem Spiel deutlich anzumerken. Gaben sie im Heimspiel gegen Mössingen einen Zwei- Tore-Vorsprung noch aus der Hand, stand der Erfolg gegen Rottweil nur nach dem 3:1-Anschlisstreffer der Rottweiler durch Dimitri Stroh keine zehn Minuten in Frage. Besonders die Art und Weise des Sieges gegen eine allerdings schwache Rottweiler Mannschaft stellte Trainer Jens Bertiller dann auch mehr als zufrieden. Seine Mannschaft nahm vom Anpfiff von Schiedsrichter Daniel Fuchs aus Tübingen weg die Initiative an sich und gab sie nur kurzzeitig aus der Hand.

Mitentscheidend für den Sieg war, dass die Kurstädter über beide Flügel richtig auf das Tempo drücken und in Dario Schmidt über rechts und Fabio Weimer über links zwei große Pluspunkte in ihren Reihen wussten. Der Offensivdrang des Duos wurde mit den ersten Saisontoren auch belohnt. Beim Führungstreffer der Kurstädter nahm Dario Schmidt den Lattenabpraller von Fabio Weimer reaktionsschnell auf und vollendete. Vor dem 2:0 passte Gerhard Melewzik auf Kevin Braun, dessen Querpass am Rottweiler Keeper vorbei Fabio Weimer nur noch ins verwaiste Tor abschließen musste. Ein Tor wie aus dem Lehrbuch.

Auch der Schachzug von Jens Bertiller, Kevin Braun hinter seine einzige Spitze Dominik Graf zu beordern, erwies sich als richtige Maßnahme. Kevin Braun machte seine Sache richtig gut, verteidigte die Bälle gut mit seinem robusten Körper und leitete den dritten Treffer seiner Mannschaft ein, - ein "Zielspieler" par exzellence. Nach einem langen Abschlag von Lukas Betz verlängerte Braun den Ball auch per Kopf zu Dominik Graf, der einen Gegenspieler noch ausspielte und abgeklärt zum 3:0 einschob. Damit erzielte Graf in seiner vorläufig letzten Partie für die SpVgg Freudenstadt wie von allen erhofft seinen Treffer.

Weitere hätten dazu kommen müssen, denn die Rottweiler hatten an diesem Tag zur wenig Gleichwertiges entgegenzusetzen. Einzig ihr junger, erst 18-jähriger Torhüter Kevin Grepo hielt mit seinen Paraden die Niederlage in erträglichem Rahmen. Den hoch gepriesenen FV-Stürmer Aleksandar Novakovic hielten die Gastgeber zumeist in Schach. Nur nach einer Stunde krempelte der Rottweiler die Ärmel hoch und leitete mit einer feinen Einzelaktion den Treffer zum 3:1 ein. Größeren Schaden konnte aber auch er nicht anrichten, da Freudenstadts Torhüter Lukas Betz, der ansonsten einen geruhsamen Nachmittag verbrachte, seinen Freistoß und eine Aktion später auch den Torschuss von Andreas Hermle parierte, war die kurze Drangphase der Gäste schon wieder beendet. Jens Bertiller sagte dazu zu Recht, dass keiner von seiner Mannschaft verlangen könne eine Partie in dieser Klasse über die gesamten 90 Minuten zu dominieren.

Auch die Freudenstädter Hintermannschaft hatte in den ersten 60 Minuten wenig von den Rottweilern zu befürchten. So konnte sich Innenverteidiger Pascal Fahrner immer wieder ins Offensivspiel seiner Mannschaft einschalten. Ümit Dagistan nahm dann zur Absicherung seine Position ein und gab dem Spiel mit seiner Übersicht zusätzlich Sicherheit. In der Schlussphase hatten wieder die Gastgeber mehrfach die Chance den Vorsprung auszubauen. Bei einem Chancenverhältnis von 9:3 war die Ausbeute von "nur" drei Toren das einzige Haar in der Suppe.

Auf der anderen Seite saß die Enttäuschung bei den Spielern und Trainer aus Rottweil tief. "Dies ist völlig klar. Wir hatten uns alle etwas anderes vorgestellt. Vor allem nicht gegen drei Aufsteiger zu verlieren", bezieht 08-Geschäftsführer Dirk Theis zu der sportlichen Misere klar Stellung. Auch das Wort Krise scheut er nicht in den Mund zu nehmen. "In solch einer Situation darf man nicht um den heißen Brei herumreden. Man muss die Probleme beim Namen nennen und sie positiv angehen", spricht er analytisch und mit der Erfahrung als Fußball-Krisenmanager.

Trainer Tim Hüfner und Manager Theis kommen bei ihre Analyse jedoch nicht umhin, eine Personalie hervorzuheben, die tief greifende Folgen zu haben scheint: Die Torhüterpositon. "Sebastian Kellner ist nach seinem Kreuzbandriss nicht zu ersetzen. Er ist erfahren, er ist ein Ruhepol", weiß Theis. Die beiden jungen Ersatzleute kommen nicht an seine Leistungen heran, obwohl Kevin Grepo in Freudenstadt sogar noch der beste Mann der Mannschaft war, so Theis, der weiter betonte: "Der Trainer steht nicht zur Diskussion. Ich weiß natürlich nicht, was er sich für Gedanken macht, wenn es nicht läuft. Aber ich weiß, dass er ein sehr gutes Training leitet, eine hohe Trainingsbeteiligung hat und die Spieler ihn schätzen, weil sie viel von ihm lernen."