Im Schulzentrum Pfalzgrafenweiler gibt es im Herbst wohl vier Eingangsklassen – eine davon an der Werkrealschule. Foto: Eberhardt

Anmeldezahlen für weiterführende Schulen liegen vor. Nicht alle schaffen die Hürde zum Bilden einer Eingangsklasse.

Kreis Freudenstadt - Die Anmeldezahlen für die weiterführenden Schulen liegen jetzt vor. Besonders an manchen Werkrealschulen wird es eng, für eine zu eng.

Die Werkrealschule in Altheim steht nun endgültig vor dem erwarteten Aus. Drei Kinder hatten sich angemeldet. Das reicht beim besten Willen nicht für eine Klasse. "Das ist enttäuschend", sagt die Schulleiterin Bianca Brissaud. "Aber die Möglichkeiten, die den Schülern heute geboten werden, machen die Werkrealschule noch unattraktiver." Sie denkt dabei vor allem an die Öffnung der Realschule, an der man künftig auch den Werkrealschulabschluss machen kann.

Zwar bietet die Werkrealschule die gleichen Abschlussmöglichkeiten: Hier können Schüler auch die Mittlere Reife erreichen. Doch die Altheimer Werkrealschulleiterin Brissaud sagt dazu: "Der Abschluss an der Werkrealschule wurde nie richtig akzeptiert."

Die Realschule ist den Anmeldezahlen in Horb zufolge die große Konstante in der Schullandschaft: Sie wird mit 122 Kindern die meisten Grundschüler aufnehmen (46 Prozent), im Vorjahr lag sie bei ähnlichen 44 Prozent.

Doris Albrecht, bei der Stadt Horb für die Schulen zuständig, erklärt sich das so: "Auf der Realschule landen sowohl die Schüler, die nicht auf eine Werkrealschule wollen, als auch diejenigen, die sich G8 nicht zutrauen." Von der Heterogenität der Schüler her sei die Realschule schon lange eine Gemeinschaftsschule.

Die Gemeinschaftsschule in Horb muss nach dem Aufwind in diesem Schuljahr, in dem es drei Lerngruppen gibt, einen Rückschlag einstecken: Nur 17 Prozent der Grundschüler (45 Kinder) entschieden sich für die Gemeinschaftsschule, im vergangenen Jahr waren es noch 24 Prozent. Der Schulleiter der Horber Gemeinschaftsschule, Götz Peter, vermutet die Gründe dafür unter anderem in der unsicheren politischen Gesamtwetterlage vor der Landtagswahl 2016. Er würde sich einen Schulfrieden wünschen, den die Landesparteien miteinander schließen müssten. "Das würde Planungssicherheit für uns als Schule und eine gewisse Sicherheit für die Eltern bringen." Peter will im nächsten Schuljahr früher auf die Grundschulen zugehen und dort bei den Eltern für seine Gemeinschaftsschule werben. "Unser Plus ist es doch, dass wir alle Niveaustufen abbilden", sagt er. Kinder würden vom Hauptschul- bis zum Gymnasial-Niveau unterrichtet.

Andreas Bronner, Altheimer Ortsvorsteher, CDU-Stadtrat und ehemaliger Schulamtsdirektor, hält es für einen Wunsch der grün-roten Landesregierung, die Werkrealschule "sterben zu lassen". Auch den Wegfall der verbindlichen Grundschulempfehlung vor drei Jahren hält er für falsch. Schwache Schüler würden vermehrt an Realschule und Gymnasium angemeldet, "wo sie nicht hingehören", kritisiert er.

Zu einem Austausch über die aktuelle Schulsituation in Pfalzgrafenweiler trafen sich Landtagsabgeordneter Timm Kern (FDP) und Bürgermeister Dieter Bischoff. Darüber informiert Kern in einer Pressemitteilung. "Wir hoffen, dass die Anmeldezahlen bei der Werkrealschule weiterhin stabil bleiben, sodass wir problemlos den Standort hier im Schulzentrum halten können", so Bischoff. Der bildungspolitische Sprecher der FDP/DVP-Fraktion Timm Kern teilt weiter mit, dass die Werkrealschule in Pfalzgrafenweiler für das kommende Schuljahr 16 Anmeldungen hat.

Die Realschule wird mit 66 Anmeldungen voraussichtlich drei Eingangsklassen bilden können, heißt es weiter. Bürgermeister Dieter Bischoff berichtete in dem Gespräch mit Kern, dass sich der örtliche Gemeinderat auch umfassend über die Gemeinschaftsschule informiert habe, aber von den vorgetragenen Argumenten nicht überzeugt worden sei. "Die Diskussion über den Fortbestand der Werkrealschule trifft auch die Lehrer dort sehr hart. Sie leisten sehr gute Arbeite und begleiten die Schüler auch über das Erforderliche hinaus", so Bischoff.

Einen Stand von 18 Anmeldungen vermeldete gestern Oliver Balle, Schulleiter der Johannes-Gaiser-Werkrealschule in Baiersbronn. Damit könne eine Eingangsklasse gebildet werden. Klar ist für Balle, dass es für die Werkrealschule in Zukunft schwierig wird und dass Veränderungen anstehen. Das Thema wolle man in Baiersbronn gemeinsam angehen.

Auch an der Werkrealschule Dornstetten kann im kommenden Schuljahr eine Eingangsklasse gebildet werden. Dort liegen 17 Anmeldungen vor. "Wir freuen uns", sagte Schulleiter Norbert Schatz gestern.