Hans Joachim Fuchtel bekam den Preis der Goerdeler-Stiftung verliehen. Foto: Kunert Foto: Schwarzwälder-Bote

Auszeichnung: Staatssekretär erhält Goerdeler-Preis in Leipzig

Von Axel H. Kunert

Leipzig/Region. Hans-Joachim Fuchtel, Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) und Bundestagsabgeordneter für den Wahlkreis Calw/Freudenstadt, hat in Leipzig den Preis für Kommunalpolitik und Völkerverständigung der Carl und Anneliese Goerdeler-Stiftung verliehen bekommen.

Fuchtel nahm den Preis in seiner Funktion als Beauftragter der Bundeskanzlerin Angela Merkel für die Deutsch-Griechische Versammlung (DGV) zusammen mit Roger Kehle, Präsident des Gemeindetags Baden-Württembergs, und Christodoulos Mamsakos vom Zentralverband der Städte und Gemeinden Griechenlands (KEDE) aus der Hand von Leipzigs Oberbürgermeister Burkhard Jung entgegen.

Mit dem erstmals verliehenen Preis wurde speziell das vom DGV getragene Projekt "Deutsch-griechischer kommunaler Wissenstransfer" ausgezeichnet. An dem Projekt, das auf Initiative von Hans-Joachim Fuchtel 2012 aus der Taufe gehoben wurde, nehmen bis heute 325 griechische Gemeinden teil.

Mehr als 200 deutsche Kommunalmitarbeiter waren bereits im Rahmen dieses Projekts ehrenamtlich im Einsatz, um vor Ort in Griechenland ihr Wissen zu effizienten Strukturen in der Kommunalverwaltung weiterzugeben.

Besonders auf den Gebieten Abfallwirtschaft, regenerative Energiequellen, Elektromobilität, Straßenbeleuchtung, Jugendaustausch, Modernisierung des Tourismus, Mobilisierung von Investitionen, Feuerwehr und bürgerschaftliches Engagement ist das Interesse bei den griechischen Partnerkommunen an den Erfahrungen der deutschen Experten groß. Darüber hinaus wurden schon zahlreichen griechischen Verwaltungsmitarbeitern Praktikumsplätze in deutschen Kommunen vermittelt.

Ein Beispiel dieser DGV-Partnerschaften ist die Kooperation zwischen der Region Chania auf Kreta und dem Nordschwarzwald. Hier wurden seit dem Start der Wissens-Transfer-Initiative mit großer finanzieller Unterstützung des Landkreises Calw ein gutes Dutzend konkreter Projekte in den Bereichen Bildung und Jugend, Wirtschaft und Tourismus umgesetzt. Entsprechend nannte Staatssekretär Fuchtel die Arbeit des DGV eine "Graswurzelbewegung", die trotz großer Hürden und Widerstände aufgrund der nach wie vor schwierigen wirtschaftlichen Situation in Griechenland die Menschen zusammenführe und die Situation vor Ort konkret verbessere.

Preis erinnert an früheren Oberbürgermeister

Wobei Roger Kehle für den Gemeindetag ergänzte, dass sich die "Zusammenarbeit auf Augenhöhe" zwischen den Kommunen beider Länder bewährt habe, "egal welche Regierung gerade im jeweiligen Land am Ruder" sei. Kehle forderte für die Zukunft aber auch weitere konkrete Ergebnisse dieser Zusammenarbeit ein, wobei er auf die "unglaublich hohe Zahl laufender Einzelprojekte" zwischen Deutschland und Griechenland verwies.

Der von der Stadt Leipzig künftig jährlich ausgelobte Preis für Kommunalpolitik und Völkerverständigung soll an Carl Friedrich Goerdeler erinnern, der von 1930 bis 1936 Oberbürgermeister von Leipzig war. Nach seinem Rücktritt aus Protest gegen das NS-Regime wurde er zu einem der wesentlichen Mahner im Ausland, um dort über die Verhältnisse in Deutschland, den Verlust der Rechtsstaatlichkeit und die Judenverfolgung zu informieren und vor Hitlers kriegerischen Absichten zu warnen. Im Krieg wurde Goerdeler einer der führenden Männer des Widerstands. Am 2. Februar 1945 wurde er hingerichtet.