Für Frauen in Notlagen ist eine kompetente Beratung wichtig. Daran könnte es in Zukunft in Freudenstadt mangeln. Foto: Gambarini

Frauenhilfe kann sich nach Kreistagsentscheidung über einen Zuschuss keine 50-Prozent-Fachkraftstelle leisten.

Freudenstadt - Die Zukunftssorgen der Frauenhilfe Freudenstadt bestehen nach der Kreistagssitzung am vergangenen Montag weiterhin: Ihrem Antrag auf einen Personalkostenzuschuss für eine 50-Prozent-Fachkraft wurde nicht in vollem Maße entsprochen.

Die Frauenhilfe hatte eine Erhöhung des jährlichen Zuschusses von bisher 3000 auf 20.000 Euro beantragt. Über die Höhe der Gewährung des Zuschusses waren sich die Fraktionen im Kreistag uneins. Klaas Klaassen von den Freien Wählern stellte zunächst einen Antrag auf Erhebung einer Datenbasis und Vertagung bis zur nächsten Haushaltsberatung. Dieser Antrag wurde jedoch mit 15 Gegenstimmen abgelehnt.

Fraktionen machen unterschiedliche Vorschläge

Anschließend war die Bietrunde eröffnet: Die Grünen lehnten den Zuschuss von 20 .000 Euro ab. Die CDU schlug eine Stufenerhöhung auf 10. 000 Euro in diesem Jahr und auf 20. 000 Euro im nächsten Jahr vor. Doch auch dieser Antrag wurde von der Mehrheit abgelehnt. Letztlich fand der Antrag der SPD die meisten Befürworter. Die Sozialdemokraten hatten eine Erhöhung des Zuschusses von 3000 auf 10. 000 Euro vorgeschlagen. Dieser Vorschlag bekam 20 Ja-Stimmen.

Für eine zusätzliche 50-Prozent-Fachkraftstelle reiche das Geld nun nicht, sagte Martina Kober, Vorsitzende der Frauenhilfe, gestern im Gespräch mit unserer Zeitung. "In unserer Vorstandssitzung am Freitag werden wir darüber beraten, wie wir nun das Geld einsetzen und den anderen Teil davon auch noch bekommen können", so Kober.

Fehlende qualifizierte Beraterinnen sind für die Frauenhilfe ein essenzielles Problem. "Im Dezember 2011 ist eine unserer Hauptberaterinnen verstorben, und eine zweite wichtige Mitarbeiterin ist bereits 70 Jahre alt", schildert sie den Nachwuchsmangel. "Wir sind auf Berater angewiesen, um das Angebot überhaupt auf Dauer aufrecht zu erhalten." Derzeit gebe es fünf ehrenamtliche Mitarbeiter und eine Kraft auf Honorarbasis. Das Durchschnittsalter sei sehr hoch, die beratenden Personen seien alle schon aus dem Berufsleben ausgeschieden. Frauen in jüngerem Alter könnten so eine Tätigkeit nicht ausüben, da sie ja für ihren Lebensunterhalt sorgen müssen, erklärte Kober.

Eine Beratungsstelle mit vergleichbarem Angebot gebe es im Landkreis Freudenstadt nicht. Traumatisierte Frauen kämen nicht gerne zum Sozialamt, um sich dort weiterhelfen zu lassen, so die Erfahrung Kobers. Die Zuschusserhöhung von 7000 Euro sei für die Frauenhilfe zumindest ein Teilerfolg. "Das ist bereits unser dritter Antrag. Wir freuen uns natürlich, dass wir einen Teil des Geldes bekommen."

Die vorherigen Anträge hatten es erst gar nicht bis in den Sozialausschuss geschafft. "Dieses Mal haben wir im Ausschuss und bei den Parteien die Notwendigkeit des Zuschusses dargelegt", so Kober.