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OB-Wahl: Julian Osswald freut sich über deutliche Bestätigung. Wahlbeteiligung nur bei 26,8 Prozent.

Freudenstadt - Es dauerte lange, bis gestern feststand, was jeder eigentlich wusste: Julian Osswald bleibt für weitere acht Jahre Oberbürgermeister von Freudenstadt. 92,9 Prozent der 26,8 Prozent der Bürger, die zur Wahl gingen, schenkten ihm ihr Vertrauen.

Kurz vor 18.30 Uhr ging das erste Wahlergebnis aus dem Bezirk Ringhof bei der Stadt ein. Erst kurz vor 20 Uhr verkündete Bürgermeister Gerhard Link als Vorsitzender des Gemeindewahlausschusses das vorläufige Endergebnis.

Als Grund für den langwierigen Auszählungsprozess gab er an, dass in die freie Zeile unter Julian Osswalds Namen auf dem Stimmzettel unheimlich viele andere Namen aus ganz Deutschland geschrieben wurden, die alle erfasst werden mussten. Auch Daniela Katzenberger war mit dabei, wie aus einem Wahllokal zu hören war.

Zahlreiche Gäste verfolgen Auszählung

Den Ausgang der Wahl verfolgten im großen Sitzungssaal des Rathauses zahlreiche Besucher, darunter viele Stadträte, Mitarbeiter der Stadtverwaltung und Bürgermeister umliegender Gemeinden wie Michael Ruf aus Baiersbronn, Christoph Enderle aus Loßburg und Bernhard Waidele aus Bad Rippoldsau-Schapbach. Aus der befreundeten Stadt Heide in Schleswig-Holstein war sogar Bürgermeister Ulf Stecher angereist. Auch Martin Keppler, Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer Nordschwarzwald (IHK) war aus Calmbach nach Freudenstadt gefahren.

So richtig spannend war es ja nicht, als die Ergebnisse von einzelnen Stimmbezirken eintrudelten. Einzig die Wahlbeteiligung war Spekulationsobjekt. "Man muss mit allem zufrieden sein", meinte Klaus-Ulrich Röber, ehemaliger Erster Landesbeamter des Landkreises Freudenstadt, angesichts der Tatsache, dass es nur einen Kandidaten gab.

Nach der Auszählung der ersten sechs Bezirke lag Osswald noch bei 95 Prozent. Dieser Wert schrumpfte mit fortschreitender Zeit etwas. Gegen 19 Uhr trat Bürgermeister Gerhard Link erstmals vor das Mikrofon und forderte die Gäste auf, sich erst mal am Getränkeausschank zu bedienen, um die Wartezeit auf das Ergebnis zu verkürzen.

Der OB nahm die Wartezeit aber mit Humor und vertrieb sich die Zeit mit lockerer Konversation mit den Gästen. Nach der Bekanntgabe des Wahlergebnisses und der Wahlbeteiligung gab es Applaus, der in rhythmisches Klatschen mündete, so als ob sich Julian Osswald gerade gegen fünf Konkurrenten durchgesetzt hätte.

Bürgermeister Gerhard Link gratulierte dem alten und neuen OB als Erster und nannte das Ergebnis "eine tolle Bestätigung". Er dankte den Wahlhelfern. Nachdem die Stadtkapelle einen Marsch angestimmt hatte, galt Julian Osswalds Dank ebenfalls dem Team der Stadtverwaltung für die Abwicklung der Wahl. Auch Osswalds Frau, seine Söhne, seine Mutter, die Schwiegereltern und sein Bruder waren in den Sitzungssaal gekommen. Osswald zeigte Verständnis dafür, dass die Motivation für die Bürger, zur Wahl zu gehen, bei einem Kandidaten nicht sehr groß war. Es sei schade, dass man die Diskussion um die Wahlbeteiligung immer wieder führen müsse.

Die Verbindung von den Bürgern zum Amt des Oberbürgermeisters sei wohl in jüngster Zeit etwas verloren gegangen.

Ein Lob galt auch dem Gemeinderat. Was der geleistet habe, könne sich sehen lassen. Das alles funktioniere nur, wenn der Gemeinderat mitziehe, denn der OB habe nur eine Stimme im Gemeinderat.

Insbesondere dankte Osswald Gerhard Link für die stets vertrauensvolle Zusammenarbeit und seinen Mitarbeitern in der Stadtverwaltung. "Wir fahren in dem Tempo weiter", versprach Osswald zum Schluss.

Bürgermeister reist aus Heide an

Bürgermeister Ulf Stecher aus Heide schilderte, was man in Norddeutschland zum Ausgang der Wahl sagen würde: "Julian, das ist gar nicht zu schlecht gelaufen." Er persönlich bezeichnete das Ergebnis als "Wahnsinn". Offensichtlich habe der Freudenstädter OB in seinem Amt etwas richtig gemacht.

Die geringste Wahlbeteiligung war übrigens im Wahllokal Landratsamt zu verzeichnen. Nur 14,9 Prozent von 1119 Berechtigten waren zur Wahl gegangen. Die höchste Wahlbeteiligung gab es in Igelsberg. 54,6 Prozent von 194 Berechtigten hatten ihre Stimme abgegeben. 84,4 Prozent hatten den Amtsinhaber gewählt, auf 15 Stimmzetteln standen andere Namen.

Mit 99 Prozent bekam Osswald die meisten Stimmen im Ringhof und in der Grundschule Dietersweiler. Insgesamt hatten 95 Briefwähler einen anderen Namen auf den Stimmzettel geschrieben.