FußballGrömbacher Borussen-Fanklub spielt gegen Weisweiler-Elf
Von Tim Geideck
Kleines Dorf, großer Fußball: Im Juli 2015 gastiert die Traditionsmannschaft von Borussia Mönchengladbach in Grömbach. Vor allem einer ist in dem 650-Einwohner-Örtchen schon heiß wie Frittenfett: Volker Roller.
Ewald Lienen, Michael Sternkopf, Uli Borowka, Bernd Krauss, Arie van Lent und Bachirou Salou sind nur ein paar der Namen, die regelmäßig für die Traditionsmannschaft von Borussia Mönchengladbach auflaufen. In Erinnerung an den legendären Hennes Weisweiler, der die Fohlen einst von der Regionalliga in die Bundesliga führte und mit ihnen dort dreimal deutscher Meister sowie Europapokalsieger wurde, tritt sie unter den Namen Weisweiler-Elf im ganzen Bundesgebiet gegen AH-Mannschaften an – und vor ein paar Wochen sogar gegen eine päpstliche Vatikan-Auswahl im Mönchengladbacher Borussia-Park. Ihr Gegner am 4. Juli 2015: das beschauliche Grömbach.
Dass die Weisweiler-Elf in einer der kleinsten Gemeinden des weit entfernten Baden-Württemberg gastiert, wundert nur auf den ersten Blick. Denn schon lange ist das Fohlen-Fieber in Grömbach ausgebrochen, in dem es mit den Borussen-Eagles einen Mönchengladbacher Fanclub gibt. Der besitzt mehrere Dauerkarten für den Borussia-Park, fährt auch zu Europapokal-Auswärtsspielen – und wird im kommenden Sommer exakt 25 Jahre alt. Die Weisweiler-Elf ist das Geburtstagsgeschenk.
"Das wird das absolute Highlight für unseren Fanclub, für die Spvgg Grömbach, aber auch für unsere Gemeinde", sagt Fanclub-Chef Volker Roller, der zugleich einer der drei Vorsitzenden der Spvgg Grömbach ist. Der Ur-Schwabe ist schon seit Kindesalter eingefleischter Borusse und reist der Mannschaft vom Niederrhein sogar regelmäßig ins Trainingslager hinterher. Dass er plötzlich mit dem Gladbacher Urgestein und früheren Nationalspieler Karlheinz Pflipsen an einem Tisch sitzt, um den Vertrag für das Gastspiel in Grömbach auszuhandeln, machte ihn daher nicht sonderlich nervös: "Man kennt sich ja."
Dass es nun aber mal nicht die Grömbacher sind, die den Fohlen in die weite Welt hinaus folgen, sondern der schwarz-weiß-grüne Tross in ihrem 650-Seelen-Örtchen aufschlägt, lässt dann auch Roller nicht kalt. Für ihn steht fest: "Ich nehme dieses Spiel sehr ernst." So ernst, dass sich der 46-Jährige, der sonst nur bei der AH und gelegentlich der zweiten Mannschaft der Spvgg Grömbach mitspielt, wieder der ersten Mannschaft angeschlossen hat und das gesamte Trainingsprogramm voll mit durchzieht. "Ich habe zu unserem Trainer Andi Raisch gesagt: Du musst mich für das Spiel fit machen", sagt Roller, der bis dahin auch einige Kilos abnehmen will.
Wer genau für die Borussen-Eagles auflaufen wird, steht allerdings noch nicht fest. Der aktuell aus rund zehn Personen bestehende Fanclub hat in der Vergangenheit an zahlreichen Fleckenturnieren teilgenommen und versucht nun, seine alten Spieler zu reaktivieren. Roller: "Wer noch laufen kann, der spielt." Der Rest der Mannschaft werde mit Grömbacher AH-Spielern aufgefüllt.
Festgelegt ist, dass das Durchschnittsalter der Gastgeber bei etwa 35 Jahren liegen sollte. "Das wurde mit dem Pflipsen so vereinbart", meint Roller, der betont, dass Fair Play bei dem im Rahmen des Grömbacher Fleckenturniers über zweimal 40 Minuten stattfindenden Spiels im Vordergrund stehe: "Bei der AH ist ja sowieso Grätsch-Verbot. Wir gehen da einem Zweikampf eher aus dem Weg. Der Spaß sollte im Vordergrund stehen. Und nach dem Spiel feiern wir zusammen. Auch das hat der Pflipsen so festgelegt." Den Heimweg werde die Weisweiler-Elf ohnehin erst am nächsten Tag antreten und die Nacht in einem Hotel in Altensteig verbringen.
Unklar ist derweil auch, mit welchen Spielern die Weisweiler-Elf nach Grömbach kommen wird. Im Kader der Traditionsmannschaft stehen knapp 40 Spieler. Die genaue Aufstellung variiert allerdings von Spiel zu Spiel. Auf welchen Spieler würde sich Roller am meisten freuen? Der muss nicht lange überlegen: "Das absolute Highlight wäre, wenn der Oliver Neuville kommen würde."
