Wird im Freudenstädter Rathaus bei verwaltungsinternen Vergaben gemauschelt? Ein Unternehmer aus Stuttgart erhebt schwere Vorwürfe. Foto: Archiv

Stuttgarter Unternehmer will Aufklärung über Vergabepraxis. Gemeinderatsfraktionen stehen hinter Beschluss.

Freudenstadt - Warum hat die Stadtverwaltung einen Auftrag zur Beratung und Planung einer neuen Telekommunikationsanlage nicht an den günstigsten Bieter vergeben? Der Unternehmer Manfred Wörner aus Stuttgart hält dies für eine Veruntreuung öffentlicher Gelder.

"Gegen meine Person gibt es nichts auszusetzen, außer vielleicht meine Nase." Der Stuttgarter Inhaber des Consultingunternehmens "MWG" würde schon gerne wissen, weshalb er mit seinem Angebot nicht zum Zuge kam. Rund 6000 Euro teurer war ein Kollege, der ihm bekannt ist und den Auftrag bekommen hat.

Nach einem Bericht in unserer Zeitung über den Vergabevorgang unterrichtete Manfred Wörner zusätzlich die Fraktionsvorsitzenden des Freudenstädter Gemeinderats. In einem Schreiben legte er den Sachverhalt dar und beteuerte, dass alle für die Abwicklung des Auftrags notwendigen Leistungen von ihm erbracht worden wären. In objektiver Weise könne es weder gegen seine Person noch gegen seine bisher abgewickelten Projekte Einwendungen geben, schrieb Wörner. Das Projekt enthalte auch keine besonderen Schwierigkeiten.

Der Unternehmer drückt ferner gegenüber den Gemeinderatsfraktionen seine Verwunderung aus, dass zunächst die Konditionen als Ablehnungsgrund für sein Angebot angeführt wurden und später der Lösungsansatz, beziehungsweise das Konzept. Ferner zeigt sich Wörner auch überrascht, dass es bei einem Unterschied von mehreren tausend Euro keine Nachfrage bei ihm gab, um zu erkunden, ob sein Angebot auch alle geforderten Leistungen enthält. "Stattdessen wurde nach Gutsherrenmanier und nach dem Nasenfaktor entschieden", kritisiert Wörner in seinem Schreiben.

Der Unternehmer erwähnt auch, dass Oberbürgermeister Julian Osswald ihn nach den Recherchen unserer Zeitung angerufen und ihm gedroht habe, er würde ihn bei allen Bürgermeistern anprangern, falls er nicht aufhören würde. Dafür, so meint der Stuttgarter, wäre eine Entschuldigung angebracht. Manfred Wörner weiß sehr wohl, dass er den Auftrag nicht mehr bekommen kann. Wie er im Gespräch mit unserer Zeitung betont, geht es ihm darum, dass in Zukunft Anbieter anderer Gewerke fairer behandelt werden und respektvoller mit ihnen umgegangen wird. Der Unternehmer überlegt sich jetzt, ob er Klage wegen des Verdachts der Veruntreuung öffentlicher Gelder erhebt, denn nichts anderes ist für ihn "der ungeheuerliche Vorgang" bei der Stadt Freudenstadt.

Ebenso einen "ungeheuerlichen Vorgang" hatte Oberbürgermeister Julian Osswald Wörners öffentlichen Vorstoß zu der Vergabe genannt. Die Stadt vergebe regelmäßig Aufträge nicht nur an die günstigsten, sondern an die geeignetsten Bieter. Und Wörner sei eben nicht der geeignetste Bieter gewesen, hatte Osswald die Entscheidung für eine andere Firma begründet.

Auf sein Schreiben an die Fraktionsvorsitzenden erhielt Wörner einen Brief von Stadtrat Eberhard Haug (SPD), der für alle Parteien und Gruppierungen antwortete. Demnach wurde das Thema am 15. Januar im Ausschuss für Verwaltung, Tourismus und Soziales (VTS) behandelt.

Kein weitererHandlungsbedarf

Nachdem kein Verdacht auf Unregelmäßigkeiten geäußert wurde, habe er, so Haug weiter, in Absprache mit den anderen Fraktionen nochmals nicht öffentlich im Gemeinderat nachgefragt. "Die Verwaltung hat ausführlich und schlüssig zu Ihren Anschuldigungen Stellung bezogen, so dass bei uns keine Zweifel an dem richtigen Verwaltungshandeln übrig bleiben und wir keinen weiteren Handlungsbedarf sehen", so der Wortlaut von Haugs Antwort.

Auf Nachfrage unserer Zeitung wollte sich der Stadtrat mit Hinweis auf die Nichtöffentlichkeit auch nicht weiter äußern. Alle Fraktionen sähen keinen Anlass, die Verwaltung zu rügen. Dass der Unternehmer zur Presse gegangen sei, statt nochmals mit ihm, Haug, zu reden, beweise wie vertrauenwürdig er sei.

Doch Manfred Wörner ist weiterhin sauer. "Ich will wissen, was für Gründe vorlagen, mein Angebot abzulehnen", sagt er. Das Vorgehen der Verwaltung hält er für eine "geheime Mauschelei". Bei der gesamten Praxis der Stadtverwaltung müsse man eventuell sogar an Geschäftsschädigung denken. Besonders dann, wenn der Oberbürgermeister wahr mache, was er ihm telefonisch angedroht habe.