Dramatische Szenen in der Nähe der Freudenstädter Post: Ein 51-jähriger Kidnapper gab aus dieser Telefonzelle seine Lösegeldforderungen bekannt. Kurze Zeit später wurde er von einem Einsatzkommando in der Nähe geschnappt. Foto: Hopp

Mobiles Einsatzkommando stoppt Kidnapping einer 13-Jährigen. Rottenburger in Haft.

Freudenstadt/Tübingen - Es ist eine Szene wie aus einem Fernsehkrimi. Plötzlich stürmen bewaffnete Polizisten eines mobilen Einsatzkommandos am Freudenstädter Marktplatz in der Nähe der Post auf einem Mann zu und überwältigen ihn. Bei dem Mann befindet sich ein 13-jähriges Mädchen.Eine Entführung findet am Donnerstagabend mitten in Freudenstadt ein spektakuläres Ende mit positivem Ausgang. Die Polizei kann einen schnellen Fahndungserfolg verbuchen.

Bei dem mutmaßlichen Täter handelt es sich um einen 51-jährigen Mann aus einem Rottenburger Teilort. Er ist polizeilich bis zu diesem Zeitpunkt ein unbeschriebenes Blatt. Doch nun drohen ihm bis zu 15 Jahre Haft wegen erpresserischem Menschenraub. Er hatte als Entführungsopfer die Tochter eines Tübinger Unternehmers gewählt, zu dem es wohl vorher keinen persönlichen Kontakt gegeben hatte.

Bislang schweigt der Entführer

Am frühen Morgen hatte er das Mädchen auf dem Schulweg in seinen Wagen gelockt. Warum er diese Familie wählte? Wie lange er die Tat geplant hatte und wieso sich der Mann zu so einem Verbrechen entschloss? All diese Fragen sind noch unbeantwortet, weil der Rottenburger bisher schweigt. Auch warum der Mann Freudenstadt ansteuerte, nachdem er bereits von Tübingen nach Baden-Baden gefahren war, ist noch unklar.

Aus einer Telefonzelle zwischen dem Gebäude, in dem auch die "Freudenstadt Tourismus" angesiedelt ist, und der Post, hatte der Entführer nochmals Kontakt mit der Unternehmerfamilie aufgenommen. Bereits am Mittag hatte es den ersten Kontakt gegeben. Der Kidnapper hatte mehrere Millionen Euro Lösegeld gefordert. Daraufhin schaltete die Familie die Polizei ein. In Freudenstadt war ihm das mobile Einsatzkommando aus Karlsruhe bereits auf dem Fersen. Als er nach seinem Anruf zu seinem dunkelblauen Auto mit Tübinger Kennzeichen zurückgehen wollte, griffen die Polizisten zu.

"Die Einsatzkräfte haben uns den Täter dann übergeben", berichtet Georg Moll, Leiter der Polizeidirektion Freudenstadt. Der Entführer habe sich nicht besonders professionell verhalten, bestätigt ein Pressesprecher der Staatsanwaltschaft Tübingen auf Anfrage. "Dennoch haben wir die Entführung sehr ernst genommen." Das Mädchen sei wohlauf und noch am Abend zu seiner Familie zurückgekehrt. Die Entführung sei aber sicher eine starke psychische Belastung für die 13-Jährige gewesen. Man werde deshalb auch noch ein bisschen warten, bis man die Unternehmertochter befragen werde. Der Täter aus dem Rottenburger Teilort sollte noch gestern dem Haftrichter vorgeführt werden.