Am beruflichen Schulzentrum in Freudenstadt sind die Energiekosten hoch. Foto: Archiv Foto: Schwarzwälder-Bote

Kommunales: Kreisräte mit der Bilanz nicht ganz zufrieden / Hoher Wärmebedarf in Landratsamt und Kreisschulen

Wirklich zufrieden waren die Kreisräte mit dem Energiebericht über die Gebäude des Landkreises nicht. Sind die Verursacher, sprich Mitarbeiter oder Schüler dafür verantwortlich, dass die Verbrauchsdaten nicht niedriger sind?

Kreis Freudenstadt. Diese Frage trieb die Mitglieder des Technischen Ausschusses des Kreistags um. Seit vielen Jahren legt die Kreisverwaltung jährlich einen Energiebericht vor. Seit 2015 sind zwölf der insgesamt 21 kreiseigenen Gebäude in diesem Bericht berücksichtigt, davor waren es nur neun.

Zuständig für den Energiebericht ist seit 2015 die Energieagentur in Horb. Deren Mitarbeiterin Anna Neumann erläutere im Technischen Ausschuss das Werk, dessen Ziele unter anderem sind, die Energieverbräuche transparent und vergleichbar zu machen und Rückschlüsse auf das Nutzerverhalten zu ziehen.

Insgesamt stieg der Wärmeverbrauch von 2015 auf 2016 um 0,72 Prozent an, der Stromverbrauch sank um 2,28 Prozent und der Wasserverbrauch stieg leicht um 0,25 Prozent. Die Kosten für die Wärme betrugen 2016 rund 401 000 Euro (2015: 371 000 Euro), für Strom 362 000 (373 000) Euro und für Wasser 84 000 (86 000) Euro. Leicht gesteigen sind laut Erhebungen der Energieagentur die Kohlendioxid-Emissionen, und zwar von 1997 auf 2049 Tonnen.

Im Vergleich zum Jahr 2010 sind die Werte rückläufig, zeigte Neumann auf. Sie erwähnte ferner, dass der Anteil der regenerativen Energie mit 41 Prozent ein sehr guter Wert sei. Die Werte lägen im Durchschnitt unter den Modalwerten, das sind Werte aus der Statistik, die von Merkmalen ermittelt werden, die als Nominalskala angegeben werden können. Diese Modalwerte werden bei der Heizenergie nur beim Landratsamt und bei den beruflichen Schulzentren in Horb und Freudenstadt überschritten. Bei der Stromenergie sind es das Berufsschulzentrum Freudenstadt und das Landratsamt in Freudenstadt. Besonders beim Stromverbrauch sticht das berufliche Schulzentrum in Freudenstadt mit rund 770 000 Kilowattstunden im vergangenen Jahr heraus.

Die Energieagentur hat auch fleißig gerechnet. Anna Neumann teilte mit, dass bei den Objekten, die über dem Modalwert liegen, jährlich noch etwa 58 000 Euro eingespart werden könnten. Die Differenzen bei den Verbräuchen seien in hohem Maße nutzungsbedingt. Laufen im Landratsamt zu viele Kühlschränke in den Büros oder Computer? Um dies festzustellen, sollen an Servern und Kühlgeräten im Landratsamt für vier Wochen Stromverbrauchszähler installiert werden.

Sanierungsfahrplan ist vorgesehen

Neumann brachte auch Dienstanweisungen zum Kippen der Fenster oder zur Nutzung von Haushaltsgeräten wie Kaffeemaschinen im Büro ins Spiel, um eventuell Kosten einzusparen. Ferner hielt sie Schulprojekte zur Energieeinsparung wie des "Fifty-Fifty-Projekt" der EU für sinnvoll.

Kreisbaumeister Gernot Meyer fasste zusammen, dass die zwölf betrachteten Gebäude eine gute Energiebilanz hätten. Der hohe Wärmebedarf in den Schulen und im Landratsamt sei unter anderem durch Umbaumaßnahmen an einigen Gebäuden entstanden. Außerdem sei im Horber Berufsschulzentrum im Februar und März 2016 das Blockheizkraftwerk ausgefallen. Auch die zunehmende Medientechnik erfordere einen höheren Strombedarf. Meyer zeigte sich überzeugt, dass mit nutzerspezifischen Maßnahmen noch Einsparungen erzielt werden können. "Wir versuchen weiterhin, die Verbrauchswerte zu verbessern", sicherte er zu.

In der Diskussion fand Kreisrat Ernst Wolf (FDP) die genannten Verbesserungen "ernüchternd". Aufwand und Nutzen des Kreises stünden in keinem guten Verhältnis. Auch Erster Landesbeamter Reinhard Geiser, der die Sitzung leitete, sagte, er sei nicht wirklich begeistert. Doch man sei an vielen Themen dran. Ziel sei, ein "Sanierungsfahrplan" zu entwickeln, um dann zu prüfen, in welchen Bereichen es Fördermöglichkeiten gibt. Für 2018 sagte er ein strategisches Handlungspapier zu.

Auf den Sanierungsfahrplan, zu dem auch eine Amortisationsberechnung gehöre, verwies Geiser auch auf eine Frage von Kreisrat Wolfgang Kronenbitter (Freie Wähler), der wissen wollte, welche Kosten mit den bisherigen Einsparungen verbunden waren. Kreisrätin Juliane Vees (CDU) wollte wissen, ob es Zahlen gibt, welche Kosten in Schulen durch das Aufladen von Smartphones und Laptops entstehen. In einer Schule in Westfalen sei Schülern verboten worden, ihr Handy aufzuladen. Zahlen dazu gebe es aber im Kreis Freudenstadt nicht, antwortete Anna Neumann und glaubte nicht, dass die Zahlen relevant sein könnten.

Kreisrat Dieter Bischoff (Freie Wähler) nannte die Einsparung von Energie beim Landkreis einen "schwierigen und steinigen Weg". Die Mittel, die der Kreis zum Energiesparen einsetzen könne, seien überschaubar. Was nutze schon eine hohe Investition, wenn sie sich bei den Energiekosten erst nach vielen Jahren bemerkbar mache, sagte er. Wenn die Nutzer nicht sparten, sei es sinnlos. Er sprach das "Fifty-Fifty-Modell" der EU (siehe Info) an und fragte, ob solch ein Projekt auch im Kreis Freudenstadt machbar wäre.

Kreisrat Armin Jöchle (CDU) sah es als guten Ansatz, die Verbräuche zu überprüfen. Die Kreisverwaltung müsse aufarbeiten, was notwendig ist und wie viel es kostet. Auch Kunstinstallationen bräuchten Strom, meinte er mit Blick auf ein beleuchtetes Kunstwerk im Sitzungssaal. "Wenn man sparen will, muss man eben den Stecker ziehen", sagte er. Auf das Energiemanagement sollte die Kreisverwaltung nicht verzichten.

"Sehr enttäuscht" über das Ergebnis zeigte sich Walter Trefz (Grüne). Er schlug vor, Zielwerte vorzugeben, das erhöhe den Anreiz zum Energiesparen. Warum das "Fifty-Fifty-Modell" in Freudenstadt nicht eingeführt werde, um den Klimawandel abzuwenden, wollte er wissen. "Der Klimawandel ist schon da", rief Armin Jöchle dazwischen". "Warum sind wir dann so lahmarschig?", konterte Trefz.

Das erzürnte Kreiskämmerer Ulrich Bischoff. "Wir sind Spitze bei den regenerativen Energien", betonte er. Wenn man den Landkreis aber auf den neuesten energetischen Stand bringen wolle, amortisiere sich das in 100 Jahren nicht. Deshalb versuche der Landkreis die Dinge im Rahmen der zur Verfügung stehenden Mittel anzugehen.

Ernst Wolf fand schließlich, dass die Verschlechterung bei den Heizkosten nur an den Nutzern liegen könne. "Man hat’s halt gerne komfortabel", meinte er. Solange bei ihm in seinem Unternehmen im Winter jemand mit einem T-Shirt rumlaufe, werde die Temperatur abgesenkt. Mit moderner Technik könne man aber Mitarbeiter, die mehr Wärme benötigen, gezielt fördern.

Kreisrat Hermann John (Freie Wähler) setzte sich ebenfalls für das "Fifty-Fifty-Projekt" ein. Das könne man ohne Voruntersuchungen umsetzen. Alleine durch finanzielle Anreize gebe es in den Schulen Erfolge, war er überzeugt. Kreisrätin Martina Lachenmeier (Frauenliste) sah in den Mitarbeitern der Kreisverwaltung eine Menge kreatives Potenzial zum Energiesparen und schlug vor, eventuell einen Wettbewerb zu starten.

 Das "Fifty-Fifty-Modell", angestoßen von der EU, wird in Schulen umgesetzt. Es geht davon aus, dass durch kleine Änderungen beim Nutzerverhalten viel Energie eingespart werden kann. Wer sich am Projekt beteiligt, dem winkt als Dankeschön bares Geld: Die Hälfte der eingesparten Energiekosten wird vom Schulträger direkt an die Schule ausgezahlt.

Zu Beginn werden jedoch spezielle Startwerte benötigt. Sie werden aus den bisherigen Verbräuchen von Energie, Wasser oder Abfall ermittelt. So kann später festgestellt werden, ob und in welcher Höhe durch die Aktivitäten der Schule Einsparungen erreicht wurden. An den Schulen des Landkreises gibt es dieses Projekt bisher noch nicht. Die Verwaltung sieht es als äußerst schwierig an, die genauen Einsparungen, die durch die Schüler erreicht wurden, zu berechnen.