Die Männer-Zwangsgemeinschaft eines U-Boots setzt vielerlei Emotionen frei, abzulesen an dem Stück "Das Boot", das im Kurtheater über die Bühne ging. Foto: Keck Foto: Schwarzwälder-Bote

Theater: Bemerkenswert, aber nicht spektakulär: "Das Boot" als Bühnenfassung des Erfolgromans

Weder wurde die Bühne des Kurtheaters unter Wasser gesetzt, noch musste das zahlreiche Publikum Schwimmwesten anlegen, wie im Vorfeld der Aufführung des Dramas "Das Boot" süffisant gemunkelt worden war.

Von Gerhard Keck

Freudenstadt. Alles blieb trocken bei der Aufführung in Freudenstadt, was wiederum nicht heißt, dass das Stück nach der Romanvorlage von Lothar-Günther Buchheim sich in dieser Weise präsentiert hätte. Die Inszenierung von Johannes Pfeifer in einer Produktion des a.gon Theaters München ist insgesamt durchaus bemerkenswert. Dennoch kann man sich mehr Dynamik und Charakterspiel vorstellen.

Der Dramatisierung von von Kjetil Bang-Hansen kommt das Verdienst zu, dass Buchheims dickleibiges Epos zwar in den Grundstrukturen erhalten bleibt, aber von dessen ausufernder nautischer Terminologie befreit ist. Was sich im Film bildgewaltig umsetzen lässt, wie in Wolfgang Petersens Blockbuster, kann auf der Bühne zwangsläufig häufig nur angedeutet werden. Das betrifft vor allem die nervenzerfetzende Anspannung der Crew, wenn sie stundenlang mit Wasserbomben traktiert wird.

Darin tut sich kund, was mit dem Verdikt des "Boots" als eines "klaustrophobischen Kammerspiels" gemeint ist: Lähmendes Entsetzen angesichts der Unentrinnbarkeit aus einem Kokon. Wer sich einmal durch den Schlauch des U-Boot-Modells in den Münchener Bavaria-Filmstudios gezwängt hat, hat eine Vorstellung davon gewinnen können, welchen psychischen Belastungen die Besatzung der Parade-Kriegsmaschinerie ausgesetzt gewesen ist.

Dass der Kommandant des U 96, abgesehen von seinem Führungsstab, mit unerfahrenen "Milchgesichtern" auslaufen muss, erschwert seine Mission zusätzlich. Mut legt die Inszenierung auch dadurch an den Tag, dass sie die spätpubertären sexuellen Fantasien des Jungvolks aufgreift, wenn auch mit Rücksicht auf das Publikum in entschärfter Form. Aber die Jungen – und auch das ist eine Botschaft des Stücks – reifen zu Männern, die angesichts der unerbittlichen Anschläge auf ihr Leben vorzeitig altern. Bang-Hansen und Pfeifer beschränken sich in dem Kriegsdrama auf die Hauptfiguren und elementare Szenen. Als dramaturgischen Kniff lassen sie den Kriegsberichterstatter Leutnant Werner Handlungsstränge erzählen, die sich nur beschränkt darstellen lassen.

Das neunköpfige Ensemble bewegt sich in dem durchgängig einheitlichen Bühnenbild eines Längsschnitts ihres U-Boots, das von Gestalterin Pamela Schmidt sehr plastisch dargestellt ist. Auch Lichteffekte und Geräuschkulisse zeugen vom Bemühen um eine authentische Darstellung. Die Charakterisierung der Protagonisten in der Männer-Zwangsgemeinschaft bleibt mitunter schemenhaft, wenn man Buchheims Vorlage als Maßstab nimmt.

Film- und Fernsehstar Hardy Krüger jr. gibt den "Alten", der als knurriger alter Seehase das Himmelfahrtskommando anführt. Er gibt sich dabei so engagiert wie die gesamte Truppe, ohne herauszuragen.

Der Erste Wachoffizier (Alexander Mattheis), ein strammer Gefolgsmann des "GröFaZ" (größten Feldherrn aller Zeiten) Hitler nimmt die Rolle eines Antipoden zum kritischen, desillusionierten U-Boot-Chef ein. Sein affektiertes Gehabe ließe sich noch akzentuierter darstellen.

"Das Boot", besetzt mit "Gymnasiasten und überständigen Hitlerjungen", so der leitende Kaleu, führt nach den Vorstellungen seines Regisseurs einen "Totentanz" vor Augen. Hierfür stehen die 30 000 U-Boot-Männer, die aus dem letzten Krieg nicht nach Hause zurückgekehrt sind. Das Publikum zollte dem Ensemble des Theaterstücks nach dem Schlussvorhang verdienten Beifall.