Auf Nachfolger für den SV Felldorf, der nach einigen Jahren ohne erste Mannschaft inzwischen erfolgreich in den Ligaspielbetrieb zurückgekehrt ist und mittlerweile bereits wieder in der Kreisliga A spielt, hofft man im Bezirk bisher noch vergeblich. Foto: wh Foto: Schwarzwälder-Bote

FußballSchrumpfende Basis betrifft nicht nur den Nördlichen Schwarzwald / Verbände auf der Suche nach Lösungen

(asa/sid). Den Bezirk Nördlicher Schwarzwald mit neuen Ideen stärken oder ihn gar zugunsten größerer Einheiten abschaffen? Bei den gerade abgehaltenen Staffeltagen war die vom Fußball-Bezirksvorsitzenden Edgar Pakai angestoßene Strukturdebatte eines der heißen Eisen bei den Beratungen.

Die demografische Entwicklung schlägt im ländlich geprägten Bezirk Nördlicher Schwarzwald immer mehr durch; ablesbar an immer mehr Spielgemeinschaften ei den Jugendmannschaften und Aktiven und weiter schrumpfenden Kreisligen. Doch das Problem ist offensichtlich nicht nur ein regionales, denn die gesamte Basis des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) bröckelt. 2015 sind im größten Sportfachverband der Welt knapp 16 000 Mannschaften weniger gemeldet als noch vor fünf Jahren. Gerade in den unteren Klassen müssen immer mehr Vereine den Spielbetrieb einstellen. "Ohne die Amateure als breites Fundament könnten wir an der Spitze mit der Nationalmannschaft nicht diese Erfolge haben", sagte DFB-Präsident Wolfgang Niersbach einst - demnach müsste es für Bundestrainer Joachim Löw und seine Weltmeister allmählich ans Eingemachte gehen.

Die Tatsache, dass der DFB immer neue Mitgliederrekorde aufstellt - derzeit sind es knapp 6,9 Millionen, damit über 100 000 mehr als noch vor fünf Jahren - kaschiert das Basisproblem nur. Zumal sich eventuell durch die eine teilweise härter werdende Gangart auf den Plätzen frustrierten Kickern bundesweit attraktive Alternativen bieten, unter anderem in den zahlreichen Hobbyligen. Bislang allerdings eher ein Phänomen in größeren Städten, und weniger auf dem Land.

Der DFB und seine Landesverbände haben die vielfältigen Probleme im Amateurfußball derweil durchaus erkannt. Dem Mannschaftsschwund in den Kreisligen begegnet man beispielsweise mit dem sogenannten "Norweger Modell", mit dem ab der nächsten Spielzeit unter anderem der Fußball-Verband Westfalen experimentiert. Kreisliga-Mannschaften mit Personalproblemen dürfen eine Saison dort künftig mit neun Spielern gegen neun Gegner statt mit elf gegen elf bestreiten. Eine Alternative, die der Staffelleiter und stellvertretende Bezirksvorsitzende Dieter Arnold beim Treffen der Kreisligen A1 und B1 in Loßburg ebenfalls anstatt vorschneller Spielabsagen bei Reservemannschaften empfohlen hat. Absprachen zwischen den Vereinen können dabei auf freiwilliger Basis erfolgen.

Im Bereich des Württembergischen Fußballverbandes bereits eingeführte neue Wechsel-Regelungen sollen zudem verhindern, dass Ersatzspieler in den unteren Klassen teilweise gar nicht zum Einsatz kommen. Rückwechslungen in den Kreisligen B sind demnach möglich, die Zahl der Auswechslungen wird zur Saison 2015/16 generell auf vier erhöht.

Das Problem immer kleiner werdender Kreisligen müsse man allerdings generell angehen, fordert der Bezirksvorsitzende Edgar Pakai. Weil die Normzahl von zwölf Mannschaften im Bezirk Nördlicher Schwarzwald teilweise unterschritten werde und keine Besserung in Sicht sei, drohen eventuell unangenehme Maßnahmen seitens des Württembergischen Fußballverbandes. Schon einmal war eine Zusammenlegung von Bezirken vom WFV geplant worden, die unter der maßgeblichen Beteiligung von Vereinsvertretern aus dem hiesigen Bezirk beim Verbandstag in einer Kampfabstimmung gegen den Willen des damaligen Präsidiums abgewendet werden konnte. Die damals vorgelegten Pläne hätten eine Zerschlagung des Bezirks bedeutet, dessen Vereine den auch sportlich seit Jahren erfolgreicheren Nachbarbezirken Böblingen/Calw und Schwarzwald zugeschlagen worden wären.

Eine Erinnerung, die unter anderem Helmut Link, Vorsitzender des SV Hopfau, nicht daran hinderte, beim Staffeltag der Kreisligen A2 und B2 in Felldorf die Abschaffung des Bezirks Nördlicher Schwarzwald in seiner derzeitigen Form zu fordern, da er angesichts der demografischen Entwicklung nicht mehr zeitgemäß sei. Die Gegenposition vertritt Edgar Pakai mit seinem Vorschlag, die Reservemannschaften über die Einführung von Kreisligen C in den aktiven Spielbetrieb zu integrieren, um damit die Mannschaftsbasis zu stärken.

Offensichtlich stehen allerdings etliche Vereinsvertreter auch diesem Vorschlag kritisch gegenüber, der im Herbst bei einem großen Treffen ausführlich diskutiert werden soll. "Ich will eigentlich die Vereine mit ins Boot nehmen, aber sie müssen sich dann auch an der von mir gestarteten Umfrage beteiligen", zeigte sich Pakai zuletzt frustriert über nur wenige Rückläufe zu seinen an alle Clubs geschickten acht Fragen zu dem Thema.

Dass unbedingt etwas zur Stärkung der Vereine geschehen muss, unterstreicht Rajko Pajdic, Vorsitzender des SV Glatten und auch im Bezirksvorstand tätig. "In der Kreisliga B1 haben wir in der Vorrunde gerade einmal sechs Heimspiele pro Club und entsprechend weniger Umsatz in der Vereinsgaststätte. Das geht langsam an die Substanz", so Pajdic. Er forderte in Loßburg eindringlich zum Zusammenhalt der Vereine auf, der zumindest durch die Teilnahme an der Umfrage des Bezirksvorsitzenden dokumentiert werden müsse. Rajko Pajdic: "Sehen wir nicht tatenlos zu, wenn der Verband über unsere Köpfe hinweg entscheidet. Nehmen wir die Sache selbst in die Hand."