Eine Spezialfirma zog in den alten Kanal in der Ringstraße einen Inliner ein, der später im Rohr aufgerichtet und ausgehärtet wurde. Fotos: Stadtverwaltung Foto: Schwarzwälder-Bote

Sanierung: Modernes Verfahren in der Ringstraße spart Kosten und verhindert das Aufgraben

Mit einem hochmodernen Verfahren hat der Eigenbetrieb Abwasserbeseitigung der Stadtverwaltung Freudenstadt einen Kanal in der Ringstraße saniert. Damit konnte das Aufgraben der Straße und des Kreuzungsbereichs an der Stuttgarter Straße vermieden werden.

Freudenstadt. Der Kanal im unteren Bereich der Ringstraße bis zur Stuttgarter Straße war stark beschädigt. Wie Dominik Beck, der die Bauleitung für die Stadt bei dieser Maßnahme hatte, erklärt, wurde die Maßnahme immer wieder verschoben, weil eigentlich an dieser Stelle das Portal des Tunnels in Richtung Baiersbronn sein sollte. Weil der Tunneleingang nach dem letzten Planungsstand nicht an dieser Stelle sein wird und wegen des schlechten Zustands des Kanals wurde die Maßnahme nun umgesetzt. Die Arbeiten, so Dominik Beck, habe man bewusst in die Pfingstferien verlegt, um den Schulbusverkehr nicht zu beeinträchtigen, denn für die Bauzeit mussten die Einmündung in die Ringstraße und stadtauswärts ein Teilstück der Stuttgarter Straße gesperrt werden. Zum Teil lange Rückstaus auf der Stuttgarter Straße stadteinwärts waren die Folge.

Umleitung nur bei Bedarf eingerichtet

Man habe die Umleitung nur bei Bedarf eingerichtet, versichert Dominik Beck, um den Verkehr nicht zu sehr zu beeinträchtigen. Wann immer es die Arbeiten zuließen, sei die Absperrung beiseite geräumt und die Strecke für den Verkehr freigegeben worden. "Die Rücksichtnahme der Verkehrsteilnehmer war aber nicht immer gegeben", hat Beck beobachtet. Die Beschilderung sei teilweise ignoriert und Absperrungen seien mit höchst riskanten Manövern umfahren worden. Das habe zu gefährlichen Situationen geführt, so Beck. Er gibt aber zu, dass zeitweise nicht deutlich ersichtlich war, dass am Kanal gearbeitet wurde. Dennoch hofft er in Zukunft auf mehr Verständnis und Rücksichtnahme von den Verkehrsteilnehmern.

Trotz zeitweiliger Unterbrechungen zu Beginn konnten die Bauarbeiten innerhalb von zehn Tagen abgeschlossen werden. Laut Beck war dies nur durch eine genaue Ablaufplanung und die Koordination von sechs Firmen möglich. Ohne dauerhaften Dreck und Lärm habe man die Maßnahme in geschlossener Bauweise erledigt. In herkömmlicher, offener Bauweise, mit dem Austausch des kompletten Rohr- und Schachtsystems, wäre eine Bauzeit von etwa drei Monaten nötig gewesen, schätzt Beck. Außerdem wäre die Sanierung wesentlich teurer geworden. So seien für den Gebührenzahler Kosten gespart worden.

Dominik Beck erläutert das Verfahren: Nach einigen Vorarbeiten wurde in das beschädigte Altrohr mit Hilfe einer Seilwinde ein zusammengefalteter Inliner eingezogen und danach mittels Überdruck aufgestellt. Man könne sich das vorstellen wie ein Fahrradschlauch, der aufgepumpt wird und sich von innen an das alte Rohr anlegt, so Beck. Über ein erst seit einem Jahr auf dem Markt befindliches Verfahren habe sichergestellt werden können, dass der Druck dauerhaft aufrechterhalten und ein Einbrechen des Altrohres verhindert wird.

Lichterkette fährt im Kanal

Der Inliner war mit einem Kunstharz getränkt, was später durch eine chemische Reaktion zur Aushärtung führte. Die chemische Reaktion wurde durch das Einbringen von UV-Licht ausgelöst. Eine im Kanal fahrende Lichterkette, an der mehrere Lampen montiert sind, fuhr dabei mit einer vorgeschriebenen und immer gleichbleibenden Geschwindigkeit durch den Kanal. Dieser Aushärtevorgang durfte nicht unter- oder abgebrochen werden. Im Anschluss wurden die einzelnen Hausanschlüsse und andere Zuleitungen geöffnet sowie Restarbeiten erledigt. Das Ergebnis, erklärt Dominik Beck, sei quasi ein Rohr im Rohr, das mindestens 50 Jahre halten soll. Bereits im Vorfeld wurden vier ebenfalls stark sanierungsbedürftige Schächte teilweise runderneuert. Dazu war präzises Arbeiten in vier Metern Tiefe und beengten Verhältnissen erforderlich. Insgesamt wurden 160 Meter Kanal mit allen seitlichen Anschlussstutzen und vier Schächte saniert.