Jürgen Istvan ist schon seit 1991 im Bürsten-Geschäft. Foto: Störzer

Lohnt sich diese Art von Markt überhaupt noch? Besucherzahl spricht eindeutig dafür.

Freudenstadt - Es war wieder einmal so weit: Die Marktbeschicker bauten am Donnerstag ihre Zelte für den Jacobimarkt auf dem Oberen Marktplatz in Freudenstadt auf. Langjährigen Marktgängern fällt auf, dass die Anzahl der Stände stetig abnimmt. Lohnt sich diese Art von Markt überhaupt noch?

Bereits um 5 Uhr morgens machte sich Jürgen Istvan mit Sack und Pack auf die rund einstündige Fahrt von Eschbronn-Locherhof nach Freudenstadt, um den Kunden dort ab halb 8 seine Produkte anbieten zu können. Er verkauft Bürsten. Und das schon seit 1991. "Zuerst habe ich das nur so nebenher zusammen mit meinen Eltern gemacht. Jetzt mache ich es hauptberuflich", erklärt er. Seine Mutter geht manchmal noch immer mit, bisweilen begleitet ihn seine Freundin. Sogar Istvans viereinhalbjährige Tochter zeigt schon Interesse am Geschäft des Selbstständigen. "Sie geht gerne mit", sagt er stolz.

Kein Wunder, ist doch immer etwas los auf einem Markt. Alt und Jung waren in Freudenstadt auf den Beinen, um das Angebot aus Nachthemden, Postkarten, Hüten, Tüchern, Schmuck oder – eher für die jüngere Smartphone-Generation – Kissen in Form von WhatsApp-Emojis zu durchstöbern.

Mit dem Verkauf von Plüschtieren, Edelsteinen, Fellen und mehr verdient Thomas König sein Geld. Der Cresbacher geht nun schon seit rund 30 Jahren zum Geld verdienen auf sämtliche Märkte in der Kreisstadt. "Wenn ich in dieser Zeit keine Stammkunden gewonnen hätte, würde ich etwas falsch machen", betont er lächelnd. Auch auf anderen Märkten in ganz Süddeutschland ist er zu finden. Eine spezielle Zielgruppe hat König nicht. "Jeder findet hier etwas. Das fängt bei vier Jahren mit Plüschtieren an und hört bei 80 mit Lammfellkissen auf."

Lohnenswertes Geschäft

Mit seinen circa 60 Ständen habe der Jacobimarkt viel zu bieten, finden Marktmeister Heinz Sollorz und Helmut Reich. "Es ist das größte Kaufhaus im Freien in Freudenstadt", so Reich. Die zwei ziehen von Stand zu Stand um die Gebühr zu kassieren: 2,90 Euro pro Meter. "Das ist billiger als beim Flohmarkt." Die Stände werden dennoch immer weniger. "Wenn die Marktbeschicker wegsterben, kommen oft keine neuen mehr nach", erklärt Sollorz.

Jürgen Istvan stört das aber gar nicht. "Früher gab es von jedem Artikel zu viel", findet er. Der Konkurrenzdruck war damals noch größer. Doch lohnt sich die Branche überhaupt noch? Jürgen Istvan beantwortet das ganz klar mit einem Ja. Er ist zufrieden mit dem Gang der Geschäfte. "Mein Stand ist den ganzen Tag über konstant besucht."

König ist der Meinung, dass Markt in Freudenstadt "inflationär betrieben" wird. Beinahe jede Woche findet auf Deutschlands größtem bebauten Marktplatz irgendein Markt statt: Afrikamarkt, Naturpark-Markt, Töpfermarkt, Kunsthandwerkermarkt, Genussmarkt bis hin zum Weihnachtsmarkt.

Doch die Kunden bleiben, so wie auch gestern, nicht aus. Manche sind zufällig am Markt vorbeigekommen. Andere, so wie Gerda Grohnert, gehen schon seit Jahren auf den Markt. Sie schätzt es, dass "man hier Dinge kriegt, die man so in den Läden nicht findet." Nach Karlsruhe oder Stuttgart zu fahren, um dort einzukaufen, ist ihr zu weit. Sie ist 83. "Heute möchte ich ein Küchenmesser, einen Gürtel und Postkarten kaufen", erklärt die Freudenstädterin. Im Anschluss soll es noch eine Wurst für sie sein, denn "dann muss ich kein Mittagessen mehr kochen", sagt Grohnert voller Vorfreude.

Auch Touristen wie Dominik Beretha, Christina Schuhmacher und Töchterchen Lena aus Wörrstadt bei Mainz trifft man auf dem Markt. "Wir machen eine E-Bike-Tour und haben hier einen Stopp eingeplant", erklärt der 29-jährige Beretha. Sie sind zum ersten Mal in der Region Freudenstadt unterwegs und wollen sehr gerne wiederkommen.