Freudenstadt. Vor 20 Jahren erschien der erste Harry-Potter-Roman. Der Hype, der

Freudenstadt. Vor 20 Jahren erschien der erste Harry-Potter-Roman. Der Hype, der folgte, war enorm. Es gab nächtliche Lesungen und lange Warteschlangen vor den Läden, sobald der nächste Band erschien. Gibt es so was heute noch? Wir sprachen mit der Freudenstädter Buchhändlerin Claudia Seitz.

Erinnern Sie sich noch mit leuchtenden Augen an die ganz große Aufregung um Harry-Potter-Bücher?

Da meine eigenen Augen bei Erscheinen des ersten Bandes zu den leuchtenden gehört haben, kann ich mich noch sehr gut daran erinnern. 1997, ich selbst war gerade 13 Jahre, kam meine Mutter mit etwas ganz Neuem nach Hause. Ich war sofort begeistert von dem Zauberlehrling, der doch ähnliche Probleme wie ich hatte: dass man sich nicht mit jedem Klassenkameraden oder Lehrer versteht, dass Freundschaft etwas ganz besonderes ist und dass es manchmal eben Wichtigeres als Schulnoten gibt. Harry Potter begleitete mich selbst durch meine Ausbildung zur Buchhändlerin und sogar noch im BWL-Studium, zu dessen Beginn der letzte Band erschien. Ich erinnere mich auch an tolle Aktionen, die ich zusammen mit der Buchhandlung Dewitz rund um die Bände gestaltet habe. So durfte ich bei einer Schul-Harry-Potter-Nacht in der letzten Stunde vor Mitternacht das erste Kapitel des 6. Bandes "Harry Potter und der Halbblutprinz" vorlesen. Bei anderen Bänden haben wir die Ladentüre auch schon mal morgens um 6 Uhr geöffnet.

Gab es seither Bücher, die ansatzweise ähnliche Kassenschlager waren?

Das ist schwer zu sagen. Die Harry-Potter-Bände haben generationsübergreifend sehr hohen Anklang gefunden. Vielleicht könnte man die Umsätze mit der Tinten-Trilogie von Cornelia Funke oder der "Bis(s)"-Reihe von Stephenie Meyer vergleichen.

Wie geht es dem stationären Buchhandel in Freudenstadt in Zeiten von E-Books, Amazon und Hörbüchern per Podcast?

Hörbücher sind immer mehr im Kommen, es gibt inzwischen fast jedes Buch als Hörbuch. Wir verkaufen viele Hörbücher. Natürlich ist die Konkurrenz im Internet stark. Eine persönliche Beratung und Meinung kann die Konkurrenz im Internet trotz beeindruckender Technik aber einfach nicht leisten. Und genau das wissen unsere Kunden sehr zu schätzen. Ebenfalls haben wir einen wachsenden Kundenstamm, der E-Books über uns bezieht, jedoch sollte man hierbei erwähnen, dass der Absatz von E-Books insgesamt – stationär und im Internethandel – momentan konstant bei zwei Prozent liegt. Unsere Kunden kaufen für den normalen Gebrauch immer noch lieber das gedruckte Buch, aber für Flugreisen oder Pendler sind E-Books die leichtere Variante.

 Die Fragen stellte Lukas Werthenbach.