Erhielten großen Applaus nach einem gelungenem Konzert (von links): Karl und Claudia Echle, Christel Ganz und Werner Schröder Foto: Adrian Foto: Schwarzwälder-Bote

Konzert: Auftritt findet erstmals in Stadtkirche statt / Anspruchsvolle Werke von Luther und Bach

Gabriele Adrian

Freudenstadt. In guter Fasnetstradition erfreuen die Organisten Karl Echle aus Freudenstadt und Werner Schröder aus Marl einmal im Jahr das Publikum mit dem beliebten und stets gut besuchten Orgelkonzert "Die heitere Orgel". Traditionell findet dieses Konzert in der Freudenstädter Taborkirche statt. Nun ist das katholische Gotteshaus aber derzeit noch wegen Renovierungsarbeiten geschlossen. Und so wurde erstmalig die evangelische Stadtkirche zum Aufführungsort für die nicht ganz so ernste Orgelmusik. Wenngleich das Heitere – wohl als Referenz an die "Hausherrin" – eher verhalten durchklang.

Nichtsdestotrotz, auch bei Luther und Bach muss es hie und da wohl heiter zugegangen sein, wurden die beiden doch, sozusagen als Inkarnation des Protestantismus, in den Mittelpunkt des Konzerts gestellt. Die mehr als 300 Zuhörer durften also gespannt sein.

Tangorhythmen und Ragtime erklingen

Wie immer führte Christel Ganz als Putzfrau der Taborkirche mit flotten Sprüchen inhaltlich wohl vorbereitet durch das Programm. Zum Auftakt spielten Echle und Schröder vierhändig und vierfüßig den Lutherschen Choral "Ein feste Burg ist unser Gott", den die Putzfrau lakonisch "als die Marseillaise der Reformation" beschrieb.

Zunächst erklang die romantische Fassung von Wilhelm Rudnik. Danach gab es den Choral nochmals in einer poppig angehauchten Version von Robert Augustin, gesungen von Claudia Echle, und in einer jazzigen Variante, einer Fantasie für Orgel, die Karl Echle besonders gut gelang.

Von Johann Sebastian Bach spielten die beiden Orgelkünstler die Introduktion zur "Großen Fuge Es-Dur", bearbeitet von Samuel Wesley, gefolgt vom "Orgelspaß mit Bach" – kleine Klavierstücke, die die Zuhörer mit Tangorhythmen und Ragtime-Melodien in die Karibik oder in den Karneval von Rio zu entführen versuchten.

Gespannt verfolgten die Kirchenbesucher auf einer Videoleinwand die vier mehr oder minder zarten Männerhände auf den Manualen, die, wenn sie nebeneinander spielten, kaum Platz zu finden schienen, sich aber dennoch nie ins Gehege kamen. Und die der Orgel zudem ansprechende und gefällige Tonfolgen entlockten. Auch die berühmte "Toccata" in d-Moll, ein Stück aus der Bach’schen Jugendzeit, ertönte munter. Der 1929 geborene Komponist und Organist Günter Berger hatte es fertig gebracht, diese mit dem Chorsatz "Freude schöner Götterfunken" aus der 9. Sinfonie von Beethoven eindrucksvoll zu kombinieren.

Claudia Echle tat sich wirkungsvoll mit der höchst fordernden, mit vielen Koloraturen geschmückten "Pagen-Arie" aus der Oper "Hugenotten" von Giacomo Meyerbeer hervor, bevor das unterhaltsame Konzert mit der Ouvertüre aus eben jener Oper endete.

Renovierung der Taborkirche dauert an

Der verdiente Applaus endete mit einer scherzhaften Mahnung der Putzfrau an die katholischen Glaubensbrüder und -schwestern, die evangelische Stadtkirche ordentlich zu hinterlassen, keine Kaugummis unter die Bänke zu kleben oder Tempotaschentücher liegen zu lassen. Dauerten die Renovierungsarbeiten in der Taborkirche doch noch an, und man hoffe, das Kirchenasyl in der Stadtkirche noch einige Male nutzen zu dürfen.