WintersportDer Kombinierer Tobias Haug spricht über das Aus des Olympiatraums, seine Teamkameraden und seine Zukunftspläne

Für die beiden Nordischen Kombinierer Manuel Faißt und Tobias Haug ist der Zug beziehungsweise der Flieger nach S otschi zu den Olympischen Spielen nach Russland leider abgefahren. Vor der Saison hätte der Freudenstädter Tobias Haug sicherlich noch nicht mit seiner Nominierung für die Olympischen Spiele geliebäugelt.

Trotz erreichter formaler Qualifikation hat sich Bundestrainer Hermann Weinbuch anstelle von Tobias Haug für den zehn Jahre älteren Routinier Björn Kircheisen entschieden. Im Gespräch mit unserer Zeitung gibt Tobias Haug über die Gründe dieser Entscheidung und den Ausblick der weiteren Saison Auskunft.

Tobias, wie ist Deine Gefühlslage, nachdem der Bundestrainer Hermann Weinbuch sich jetzt doch für Björn Kircheisen als fünften Mann für Sotschi entschieden hat und Du damit bei den Olympischen Spielen nicht dabei sein wirst?

Die Enttäuschung steckt mir schon noch in den Knochen, da ich ja die Norm mit meinen zwei Plätzen unter den ersten 15 formal geschafft habe. Mit ein bisschen Abstand bin ich aber stolz, was ich in dieser Saison erreicht habe.

Was war für Dich vor der Saison die Zielvorgabe? An eine Olympianominierung, so stelle ich einfach mal in den Raum, war da noch nicht zu denken?

Als Ziel habe ich mir vor der Saison vorgenommen, mich im Weltcup zu etablieren und gute Ergebnisse abzuliefern. Zumal ich erst vor anderthalb Jahren nach meinem Abitur erst richtig auch von den Trainingsumfängen eingestiegen bin. Als weiteres Ziel möchte ich in dieser Saison so viele Weltcuppunkte (66 Weltcuppunkte, Anm. der Redaktion) wie möglich sammeln, um mich für den A-Kader zu empfehlen.

Die Entscheidung, dass Du nicht nach Sotschi fahren darfst, ist gar nicht so lange her. Wie hat das der Bundestrainer versucht zu begründen, dass er Kircheisen den Vorzug gegeben hat?

Nach dem dritten Wettbewerb in Seefeld haben wir uns mit der ganzen Mannschaft zusammengesetzt und der Bundestrainer hat sich richtig Zeit genommen, seine Entscheidung zu begründen. Meiner guten Sprungleistung stand die bessere Laufleistung von Björn Kircheisen gegenüber. Am Ende gab die bessere Laufleistung von Björn Kircheise n den Ausschlag, zumal die Strecken in Sotschi sehr anspruchsvoll sind und die Bedingungen sehr schwer werden dürften.

Wie beurteilst Du selbst die beiden Teildisziplinen Sprung und Langlauf in der bisherigen Saison?

Auf der Schanze habe ich sehr gute Resultate abgeliefert. Im Langlauf fehlen mir im Vergleich zu den arrivierten Athleten viele Trainingskilometer, und da habe ich sicherlich noch Luft nach oben. Man darf aber auch nicht vergessen, dass ich mit meinen 20 Jahren noch ein sehr junger Kombinierer bin, der noch im Aufbau befindlich ist. Zum Vergleich: Eric Frenzel hat in dieser Saison 6500 Trainingskilometer zurückgelegt. Ich komme vielleicht auf 3500 Trainingskilometer.

Mit Manuel Faißt hat es auch der zweite Vertreter aus unserer Region für die Olympischen Spiele nicht geschafft. Heißt es jetzt aus Eurer Sicht, geteiltes Leid ist halbes Leid oder wie versucht Ihr euch gegenseitig aufzubauen?

Das ist sicherlich auch für Manuel sehr bitter, da er vor der Saison den Anspruch an sich gehabt hat, zu den Olympischen Spielen zu fahren. Wir wissen aber beide, was wir können und versuchen, uns gegenseitig aufzubauen. Mit der Enttäuschung muss letztlich aber jeder selber fertig werden.

Du wirst sicherlich vor dem Fernsehen sitzen und Deinen Mannschaftskollegen in Sotschi die Daumen drücken. Jetzt müssen es Deine Mannschaftskameraden ohne Dich richten. Was traust Du ihnen zu und wie siehst Du deren Medaillenchancen?

In Seefeld haben wir gezeigt, wozu wir im Stande sind. Eric Frenzel ist momentan das Maß aller Dinge, und das hat er mit seinem Dreifachtriumph in Seefeld eindrücklich bewiesen. Johannes Rydzek, Fabian Rießle und Tino Edelmann haben an einem guten Tag immer eine Chance auf eine Medaille. Um diese zu erreichen, müssen aber viele Faktoren mitspielen. In der Mannschaft sind wir sicherlich immer für eine Medaille gut, für Gold aber, worauf wir schon seit Jahren sehnsüchtig warten, muss alles stimmen – zumal ich die Norweger wieder ganz stark einschätze.

Vor Olympia steht auch für Dich am kommenden Wochenende in Oberstorf ein Weltcupwettbewerb an. Hast Du auch eine Einsatzchance im Team und wie sieht Dein Ausblick aus?

Ich denke, für das Team wird unser Bundestrainer Eric Frenzel, Johannes Rydzek, Fabian Riessle und Tino Edelmann einsetzen und praktisch eine Generalprobe für Olympia testen. Im Einzelwettbewerb möchte ich meine gute Form mit einem guten Wettkampf unter Beweis stellen.

Wie geht es für Dich danach weiter, während die Olympischen Spiele in Sotschi laufen?

Ich habe dann erst einmal drei Wochen Wettkampfpause und werde mich dann ein stückweit auch von den bisherigen Wettkämpfen versuchen zu erholen. Trainiert wird weiterhin hier in Freiburg mit meinen beiden Landestrainern Philipp Rießle und Albert Wursthorn. Ende Februar geht es in Skandinavien mit dem Weltcup weiter und ich erhoffe mir dort noch gute Resultate. u Die Fragen stellte Volker Haag.