Ob die Bananenschale oder die schimmelig gewordene Gurke – die BEF macht’s Beste draus. (Symbolfoto) Foto: dpa

Bioenergie Freudenstadt GmbH kommt auf Touren. 13.000 Megawatt-Stunden Energie.

Kreis Freudenstadt - Die Bioenergie Freudenstadt GmbH kommt immer besser auf Touren. Die Anlage arbeitet mittlerweile an der Grenze zur Auslastung, der Verkauf von mehr Biogas bringt Geld in die Kasse. Davon profitiert jeder Haushalt im Landkreis.

Ob die Bananenschale oder die schimmelig gewordene Gurke – die BEF macht’s Beste draus. BEF steht für Bioenergie Freudenstadt, die Gesellschaft betreibt die Bioabfall-Vergärungsanlage im Freudenstädter Sulzhau und gehört je zur Hälfte dem Landkreis und den Stadtwerken Freudenstadt.

Seit jetzt mehr als vier Jahren im Regelbetrieb, sind die Abläufe nun eingespielt. Mit dieser Botschaft warteten Martin Steudinger, Leiter des Bau- und Umweltamts im Landratsamt, und BEF-Geschäftsführer Rainer Schuler in der Sitzung des Technischen Ausschusses auf. Die wichtigsten Parameter haben sich voriges Jahr weiter verbessert: Rund 19 300 Tonnen Biomüll und Grüngut liefen durch die Anlage, fast 2000 Tonnen mehr als 2015. Die Kapazitätsgrenzen sind damit fast erreicht.

Damit die Vergärungsanlage immer bestmöglichst ausgelastet ist, werden auch Abfälle aus Pforzheim, Karlsruhe und Calw sowie Reutlingen und Tübingen angeliefert, in der Summe rund 3700 Tonnen. Das bringt zusätzliche Einnahmen. Wie viel Geld andere Kommunen pro Tonne zahlen, wollte Steudinger in öffentlicher Sitzung nicht sagen. Voriges Jahr überwies das Landratsamt 83,68 Euro pro Tonne Entsorgungskosten an die GmbH, fast 100.000 Euro insgesamt.

Mehr Bioabfall bedeutet auch mehr Biogas. 13.000 Megawatt-Stunden Energie verkaufte die BEF voriges Jahr an die Stadtwerke Freudenstadt, 1800 MWh mehr als 2015. Das brachte fast 570.000 Euro in die Kasse. "Das ist eine sehr gute Entwicklung", sagte Steudinger. Mehr als zwei Millionen Euro setzte der Betrieb um. Gewinn machte der Betrieb nicht, weil laut Steudinger eine solche Anlage nie schwarze Zahlen schreibe. Den Abmangel zahlt der Kreis, besser der Bürger – über die Abfallgebühren. Mittlerweile sind in der Anlage vier Mitarbeiter beschäftigt, damit sie rund um die Uhr laufen kann. Mit der Mannschaft sei die Geschäftsführung "mehr als zufrieden".

Auch die Bürgerschaft scheint Gefallen an der Anlage zu finden. Öffentliche Führungen seien gefragt, jeder Besucher später nicht nur guter Botschafter für das Konzept, sondern auch ein peniblerer Mülltrenner. Durch Öffentlichkeitsarbeit und Kontrolle durch Detektoren sei es gelungen, die Quote der "Störstoffe", die die Abläufe bremsen, auf zwei Prozent zu halbieren. Ganz auf Null lasse sich der Wert nie bringen, so Steudinger. Aber je weniger unverdauliches Material in der Rotte lande, desto besser.

Unterm Strich sind Steudinger und Schuler "sehr zufrieden", und die Kreisräte schlossen sich der Meinung an. Die Geschäftsführung erhielt Lob. Walter Trefz (Grüne) schränkte ein, dass der Kreis Freudenstadt "kein Fremdmaterial" aus anderen Kreisen brauche, außerdem soll die BEF den Bürgern weiter "beibringen", dass es "kein Kavaliersdelikt" sei, Fremdstoffe in die Biotonne zu mogeln.

Geschäftsführer Schuler sagte, die neue Gasaufbereitungsanlage funktioniere gut. Er sei zuversichtlich, dass sich die weitere Investition "in drei oder vier Jahren amortisiert". Die Anlage zieht Wasser aus dem Gas, dis bisherige Aufbereitungsstufe sei zu schwach bemessen gewesen. Wer die Schuld daran trägt und zahlen soll, darüber streiten sich BEF und Ingenieurbüro. Schuler sagt, er glaube nicht mehr an eine einvernehmliche Lösung.

Ungeklärt ist ferner, was neue Gesetze bringen. Die Regeln, was noch auf die Felder ausgebracht werden kann, würden wohl verschärft. Das könne auch Folgen für die BEF haben, deren Gärreste als Dünger in die Landwirtschaft gehen. Die Verantwortlichen deuteten an, dann schon eine Lösung zu finden. Was komme, wisse keiner. Es muss auch nicht zwingend schlechter werden. Beim Kompost, der einst gegen Geld "entsorgt" werden musste, sei’s auch besser gekommen als befürchtet. Mittlerweile ließen sich damit zumindest kleine Einnahmen erzielen.