Die Kreishandwerkerschaft Freudenstadt hielt in den Räumen der Volksbank Horb-Freudenstadt in Freudenstadt ihre Hauptversammlung ab (von links): Bankvorstand Dieter Walz, Referent Hans Jäckel von der DZ-Bank, Kreishandwerksmeister Alexander Wälde, Geschäftsführer Siegfried Dreger, Rainer Neth von der Handwerkskammer Reutlingen und Bankvorstand Reinhold Haschka. Foto: Blaich

Bilanz: Kreishandwerkerschaft blickt bei Hauptversammlung zurück. In Baden-Württemberg rund 120.000 Handwerksbetriebe.

Freudenstadt - Das Handwerk kann positiv in die Zukunft schauen. Das wurde bei der Hauptversammlung der Kreishandwerkerschaft im neuen Studio der Volksbank Horb-Freudenstadt deutlich.

Eines der Themen, das bei der Hauptversammlung angesprochen wurde, war die "Eurokrise und die Auswirkungen der Geldpolitik der EZB auf das Handwerk", über das Hans Jäckel, Senior Advisor der DZ Bank aus Frankfurt am Main, referierte.

Seitens der Kreishandwerkerschaft begrüßte der Geschäftsführer Siegfried Dreger die Delegierten aus dem Landkreis und auch darüber hinaus aus 17 Innungen, besonders den stellvertretenden Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Reutlingen, Rainer Neth, Oberbürgermeister Julian Osswald sowie die beiden Bankvorstände und Hausherren Dieter Walz und Reinhold Haschka. Mit den beiden Schulleitern Peter Stumpp von der Heinrich-Schickhardt-Schule in Freudenstadt und Jochen Lindner von der Gewerblichen und Hauswirtschaftlichen Schule aus Horb war auch die wichtige Verbindung des Handwerks zum dualen Ausbildungspartner, den Beruflichen Schulen, abgedeckt.

Derzeit würden sich 628 junge Menschen im Kreis in einer dualen Ausbildung befinden, informierte der Geschäftsführer. Im Handwerk seien Facharbeiter gefragt – zudem sei das Handwerk der größte Wirtschaftsverbund im Landkreis mit einer Milliarde Euro Umsatz im vergangenen Jahr, so Dreger. Die Zahl der Facharbeiter in den Betrieben liege bei über 90 Prozent. Allein in Baden-Württemberg gebe es rund 120 000 Handwerksbetriebe.

Auch Kreishandwerksmeister Alexander Wälde begrüßte die 17 Obermeister und ihre Stellvertreter und ging auf die Situation der Kreishandwerksmeister ein. "Wir haben viel zu viele Bachelors und viel zu wenig Handwerker", war sein Resümee. 663 Betriebe seien den 17 Innungen angeschlossen. Erfreulich sei dabei, dass die Zahl der Hilfskräfte im Handwerk unter zehn Prozent liege. Wälde lobte die "Top-Job"-Veranstaltung mit den Schulen, die sehr erfolgreich gewesen sei. Es hätten sieben Innungen teilgenommen. Von den derzeitigen Schülern, die eine duale Ausbildung machen, seien 46 Prozent Hauptschüler, 43 Prozent Realschüler und elf Prozent Abiturienten.

Der Kreishandwerksmeister berichtete von 128 Innungsveranstaltungen im vergangenen Jahr und lobte die gute Zusammenarbeit mit der Handwerkskammer. Er richtete seinen Dank auch an die Partner des Handwerks und an die Ehrenamtlichen. Es herrsche im Handwerk nahezu Vollbeschäftigung, sagte Wälde und verwies auf die Aktionen "Karriere mit Lehre" und "Handwerksvesper".

Von der Handwerkskammer Reutlingen überbrachte deren stellvertretender Hauptgeschäftsführer Rainer Neth Informationen und gab einen Überblick über die Handwerksregion von Seiten der Kammer. Den Handwerksbetrieben gehe es gut, die Konjunktur sei 2015 gut gewesen, und auch dieses Jahr sehe es nicht schlecht aus. Die Geldpolitik und die Niedrigzinsphase würden jedoch wie ein Damoklesschwert über dem Handwerk hängen, trotzdem könne positiv in die Zukunft geschaut werden, sagte Neth.

Ein Problem, das in vielen Handwerksbetrieben, aber auch im Mittelstand allgemein herrsche, sei der fehlende Nachwuchs, wenn es um die Betriebsnachfolge gehe, sagte er. Für Flüchtlinge habe die Kammer Sprachkurse organisiert, denn erst wenn sie der deutschen Sprache mächtig seien und eine Bleibeperspektive hätten, könnten sie eine Fachkraftausbildung antreten.

Oberbürgermeister Julian Osswald bezeichnete das Handwerk als wichtigen Partner der Stadt. Die Zahl von 628 Auszubildenden im Kreis sei beeindruckend. Die Stadt setzte auch im Hinblick auf die Flüchtlinge vor allem auf die Werkrealschule, sagte er. Wichtig sei zudem, der Akademisierung entgegenzuwirken und den jungen Leuten klar zu machen, dass eine Ausbildung genauso wertvoll ist. Die Wirtschaftsmacht von nebenan sei zu Gast bei der Volksbank, sagte Bankvorstand Dieter Walz in seinem Grußwort. Mit diesem Slogan werbe das Handwerk, das eine enorme Kraft in der Region habe, zu Recht. Die Bank habe eine enge Verbindung zu den Handwerkern im Kreis.

Referent Hans Jäckel von der Deutschen Zentral-Genossenschaftsbank zeigte der Versammlung Perspektiven für die Konjunktur und die Kapitalmärkte, durchleuchtete weltweite Krisenherde und versuchte, Gründe für die derzeitige Nullverzinsung darzustellen. Dauerhafte Null- oder Negativzinsen würden die Wirtschaftsordnung gefährden, sagte er.