Die Landtagskandidaten stellten sich den Fragen von Dehoga und HGV (von links): Jochen Gaiser (HGV Freudenstadt), Egon Finkbeiner (Dehoga), Norbert Beck (CDU), Beate Gaiser (Dehoga), Timm Kern (FDP), Uta Schumacher (SDP), Wolf Hoffmann (Grüne), Holger Wessinger (HGV Baiersbronn) und Thomas Aurich. Foto: Blaich

Podiumsdiskussion: Auch Landtagskandidaten sprechen sich für Nachbesserungen bei Arbeitszeiten aus

Freudenstadt - Sechs Wochen vor der Landtagswahl fühlten die Mitglieder des Hotel- und Gaststättenverbands (Dehoga) sowie der Handels- und Gewerbevereine (HGV) Freudenstadt und Baiersbronn vier Kandidaten für die Landtagswahl auf den Zahn.

Bei der Podiumsdiskussion im Kienbergsaal des Kurhauses in Freudenstadt standen nicht nur spezielle Fragen zur Wirtschaft und zum Tourismus auf dem Programm, Breitbandversorgung, Verkehr, Flüchtlinge und Nationalpark waren ebenfalls Thema.

Als souveräner und sachlicher Moderator führte Thomas Aurich, Vorsitzender des neu gegründeten Freudenstädter Stadtmarketingvereins, durch den Abend. Dehoga-Vorsitzender Egon Finkbeiner sowie Holger Wessinger, Vorsitzender des HGV Baiersbronn und Jochen Gaiser vom Vorstand des Freudenstädter HGV begrüßten ihre Mitglieder und Gäste sowie die Landtagskandidaten.

Die Veranstalter wollten Visionen und Pläne der Politiker, speziell für Gastronomie und Handel der Region, erfahren. Die Konjunktur boome zwar, sie komme beim Handel jedoch nicht an, bemängelten die Gastgeber. Die Internetentwicklung sei nicht aufzuhalten, aber die örtlichen Händler bräuchten faire Chancen, um zu überleben. Gesetzliche Vorgaben trügen zur Wettbewerbsverzerrung bei – hier sei die Politik gefragt. Großen Diskussionsbedarf gab es auch beim Mindestlohn und beim Arbeitszeitgesetz und der damit verbundenen Bürokratie.

Die Landtagskandidaten brachten Themen, die ihnen am Herzen liegen, zur Sprache. Für Uta Schumacher (SPD) sind dies die Stärkung der Region mit regionalen Produkten und Kulturgütern, Bildung und eine Verbesserung der Verkehrsanbindung mit Ausweitung in Richtung Karlsruhe, etwa über das City-Ticket. Das Arbeitszeitgesetz sei wichtig, sollte jedoch noch verbessert werden, sagte sie.

Wolf Hoffmann (Grüne) ist wichtig, dass das Mindestlohngesetz verbessert wird. Da seien allerdings Vorschläge vom Bund gefragt, sagte er. Zum Nationalpark-Verkehrskonzept seien eine Vernetzung des Ganzen und ein besseres Miteinander erforderlich. Sein Ziel sei es, den Nationalpark zu einem Erfolgs-modell zu machen, sagte er. Der Atomkonsens bereite ihm Sorgen, falls es nach der Landtagswahl keine grün-geführte Regierung mehr geben sollte.

Norbert Beck wünscht sich, dass beim Verbraucher wieder Werte im Vordergrund stehen und er von der "Geiz ist geil"-Mentalität abrückt, unter der der Einzelhandel leidet. Nationalpark und Tourismus seien seine Lieblingsthemen, so Beck weiter. Für den Park sei nicht die beste Gebietskulisse gewählt worden, hier sei eine bessere Lösung erforderlich. Die Tourismusvielfalt im Landkreis sei beeindruckend und mache diesen liebens- und lebenswert. Für attraktive Innenstädte müsse das Land die Rahmenbedingungen schaffen.

Beim Verkehr noch manches im Argen

Für Timm Kern (FDP) steht im Vordergrund, dass Baden-Württemberg kein Bildungsland zweiter Klasse wird. Wichtig sei auch, das Zusammengehörigkeitsgefühl der Städte und Gemeinden im Landkreis zu stärken, um den Kreis zukunfts- und wettbewerbsfähig zu machen. Das derzeitige Arbeitszeitgesetz gehe an der Realität vorbei – hier seien für die Gastronomie klare verlässliche Rahmenbedingungen erforderlich und keine zusätzlichen politischen Hürden, sagte Kern.

Grundsätzlich waren sich jedoch alle Kandidaten einig, dass das derzeit geltende Arbeitszeitgesetz für Hotelerie und Gastronomie nachgebessert werden muss. Dies sei jedoch Sache des Bundes. Das Gastgewerbe müsse wieder Möglichkeiten haben, die Gäste anständig zu betreuen, ohne kriminell zu werden.

Als wichtiges Thema stellte sich auch das Verkehrskonzept für den Nationalpark und die Anbindung der Touristenströme heraus. Vieles liege noch im Argen, war man sich einig. Bernd Schneider vom "Heselbacher Hof" fragte, warum das Nationalpark-Logo nicht für Prospekte der Hotels verwendet werden darf. Die Kandidaten wollen in Stuttgart nachfragen.