Drunter und drüber ging es in der Komödie "Der Geizige", die im Kurtheater aufgeführt wurde. Foto: Keck Foto: Schwarzwälder-Bote

Theater: Paraderolle für Nikolaus Paryla in Molières Komödie "Der Geizige" / Ensemble zeigt Spielfreude

Einen triumphalen Erfolg verbuchte Charakterdarsteller Nikolaus Paryla samt seinem Ensemble mit der Aufführung von Molières Komödie "Der Geizige" im Kurtheater.

Freudenstadt. Das große Publikum belohnte die spritzige Stück mit Zwischenapplaus und lang anhaltendem Schlussbeifall. Der Geiz beziehungsweise die Habgier ist nach christlichem Verständnis eine der sieben Todsünden. Neben dieser sittlich-religiösen Komponente legt er eine Charaktereigenschaft offen, mit der sich Mitmenschen auf verschiedene Art schwertun.

Sie genüsslich auszuwalzen, hat sich Jean-Baptiste Poquelin alias Molière (1622 bis 1673) zur Aufgabe gemacht. Bedeutende Zeitgenossen quittierten den diebischen Spaß des Autors an allzu Menschlichem entweder mit Naserümpfen oder offener Ablehnung.

Erwerb und Erhalt des Vermögens

In der Produktion der Komödie im Bayerischen Hof München führt Nikolaus Paryla im "Geizigen" selbst Regie. Um seine Figur des reichen Harpagon gruppiert sich ein lebendiges Ensemble, das viel Spielfreude an den Tag legte, musikalisch ummantelt von Werken aus dem Fundus von Antonio Vivaldi. Die Produktion orientierte sich an der aristotelischen Theorie von der Einheit aus Handlung, Ort und Zeit.

Harpagons Lebensmaxime ist auf Erwerb und Erhalt seines Vermögens ausgerichtet. Seinem pathologischen Geiz ordnet er Gefühle, Anstand und Mitgefühl total unter. Davon nimmt er nicht einmal seine engsten Angehörigen aus. Natürlich überzeichnet Molière gnadenlos, aber diese Übertreibungen kennzeichnen die Komödie.

Nikolaus Paryla beherrschte die Szenerie. Mit verbaler und nonverbaler Präsenz, mit ausufernder, aber jederzeit stimmiger Gestik wirkte er in die Handlung hinein. Harpagons beschränkte Weltsicht, durchmischt mit infantiler Besitzgier, erwirkte die situative Komik, der sich das Publikum nicht zu entziehen konnte.

Umwerfend komisch war das geckenhafte Gehabe des "alten" Mannes dargestellt, mit dem er der jungen Auswählten imponieren wollte. Es sind einige Dialoge im Stück, die einzigartig vor Augen führen, auf welche Weise vielfach aneinander vorbeigeredet wird: Valère himmelt Harpagons Tochter Elise an, aber Harpagon meint, er rede von der verschwundenen Schatztruhe. Derart heraufbeschworene Missverständnisse schaffen vergnügliche Situationskomik. Diderots und Rousseaus teilweise moralinsaure Kritik am "Geizigen" ist die eine Seite der Medaille. Die andere zeigt ein Komödienverständnis, das auch noch zu Zeiten Geltung hat, in denen häufig Humor mit dumpfbackigem Draufhauen verwechselt wird.