Für einen Nationalparks etzten sich im September Greenpeace-Aktivisten ein und transportierten ein Schild von Stuttgart nach Baiersbronn. Auch in der CDU gibt es jetzt Befürworter des Projekts. Foto: Wiegert

Stadträtin Carola Broermann sieht vor allem touristische Impulse. An einem Strang ziehen.

Freudenstadt - Sie hat eine klare Position, und sie hat Mut: Die Freudenstädter Stadträtin Carola Broermann ist das erste CDU-Mitglied im Kreis, das sich jetzt öffentlich zu einem möglichen Nationalpark im Nordschwarzwald bekennt.Bereits beim Besuch des Ministerpräsidenten am Sonntag auf dem Ruhestein zog Naturschützer und Stadtratskollege Walter Trefz (Bürgeraktion) vor der CDU-Frau seinen Hut. Die hatte bereits einige Tage zuvor bei einer Veranstaltung der CDU in Baiersbronn zum Thema Nationalpark Tacheles geredet und war mit ihrer Partei hart ins Gericht gegangen.

"Ich möchte nicht, dass ein so wichtiges Projekt wie ein Nationalpark im Nordschwarzwald zwischen den politischen Fronten zerrieben wird", sagt Carola Broermann. "Wir müssen jetzt gemeinsam an einem Strang ziehen, um die Region voran zu bringen und für die Menschen, die hier leben, das Bestmögliche zu erreichen."

Dass ein Nationalpark da "eine ganz große Chance" sein kann, daran lässt Broermann keinen Zweifel aufkommen. Zwar versteht sie durchaus, dass Waldbesitzer dem Projekt kritisch gegenüberstehen, aber sie als Tourismusfachfrau hat eine andere Sicht auf die Dinge: "Wenn man vom Schwarzwald redet, denken alle an den lieblicheren Südschwarzwald, da geht der Nordschwarzwald unter." Zu unrecht, sagt sie, denn die Gegend hier habe vieles zu bieten: "Wir sind die Region mit den meisten Gourmetsternen, wir sind wild, wir sind rau, wir haben Premium-Wanderwege und eine einzigartige Naturlandschaft." Das, so Broermann, könnte durch einen Nationalpark in den Fokus gerückt werden – ein Alleinstellungsmerkmal, dass für sie im Konkurrenzkampf der Tourismusgebiete wichtig wäre.

Von Kompromissen hält sie dabei nichts. "Ein Naturpark Plus würde uns nicht weiterbringen", meint sie, und den werde es auch nicht geben. Politisch zur Debatte stehe lediglich ein Biosphärengebiet im Südschwarzwald und ein Nationalpark im Nordschwarzwald, dazwischen gebe es nichts: "Ein bisschen schwanger geht halt nicht."

Gemeinsam mit anderen Experten aus der Region engagiert sich Carola Broermann im regionalen Arbeitskreis Tourismus, der den Nationalpark-Gutachtern zuarbeitet. Dort hat man bereits konkrete Vorstellungen erarbeitet, wie ein Nationalpark gestaltet werden müsste, um den Nordschwarzwald touristisch zu beleben.

Begehbare Erlebnisbereiche

"Wir müssen Natur erlebbar machen. Dazu brauchen wir begehbare Erlebnisbereiche, beispielsweise Gehege mit Großtieren wie Elchen." Die habe es hier früher an den Hängen zur Rheinebene durchaus gegeben, weiß Broermann. Aber auch Baum- und Blockhäuser für Exkursionen oder eine Nacht in der Wildnis, Bauwipfelpfade, Wildtierkameras, Erlebnisangebote für Kinder und pädagogische Projekte in der Natur sind für die Tourismusfachfrau in einem Nationalpark denkbar. "Wenn wir alle an einem Strang ziehen, unsere Kräfte und Mittel bündeln, um die Marke Nationalpark Nordschwarzwald erfolgreich zu vermarkten, wird die durchschnittliche Übernachtungsdauer und die Zahl der Touristen in der Region deutlich steigen", da ist sich Broermann sicher.

Auch die Innenstädte wie die von Freudenstadt könnten durch mehr Tagestouristen und steigende Kaufkraft von einer solchen Entwicklung profitieren. Und nicht zuletzt auch die heimischen Unternehmen, denn eine Region, die bekannt und beliebt ist, sei auch für Fachkräfte als Arbeitsplatz attraktiver, so die Stadträtin weiter. Eines ist der CDU-Frau dabei wichtig: Wenn der Nationalpark kommen sollte, müssen in der Parkleitung unbedingt auch regionale Experten aus dem Forst und der Tourismusbranche sitzen, meint sie: "Das wäre nicht gut, wenn da nur Kommunalpolitiker mitreden".

Alleine wird sie als CDU-Mitglied und Parkbefürworterin jedenfalls nicht lange bleiben. Bereits am 16. November wollen sich weitere CDU-Politiker für einen Nationalpark aussprechen, und auch im direkten Parteiumfeld von Carola Broermann tut sich was: "Ich habe in der örtlichen CDU zwar noch keine glühenden Verehrer für das Projekt gefunden, aber immer mehr Aufgeschlossene".