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Staatsanwaltschaft Dortmund reicht Anklage gegen Sergej W. beim Landgericht Dortmund ein.

Freudenstadt/Dortmund - Der Bombenanschlag auf den Mannschaftbus von Borussia Dortmund geht jetzt vor Gericht. Die Staatsanwaltschaft Dortmund hat am Dienstag Anklage gegen Sergej W. beim Landgericht Dortmund eingereicht.

Die Ermittlungen nach dem  Bombenanschlag auf den Spielerbus des Fußball-Bundesligisten  Borussia Dortmund sind abgeschlossen. Die Staatsanwaltschaft Dortmund hat  am Dienstag Anklage gegen den  mutmaßlichen Attentäter erhoben, den 28-jährigen Sergej W. aus Freudenstadt –  wegen versuchten Mordes in 28 Fällen.

Das  gab die Strafermittlungsbehörde  bekannt. Die Anklage wurde beim Schwurgericht des Landgerichts Dortmund  eingereicht. Die Akten seien bereits dort. Ob  und wann es zum Prozess kommt, könne derzeit  noch nicht  gesagt werden,  hieß es auf Anfrage. Das Gericht warte zunächst die  förmliche Zustellung der Anklageschrift ab.

Für den  Elektrotechniker, der zuletzt in Tübingen gearbeitet und in Rottenburg eine Wohnung hatte,  könnte es damit dick kommen: Wenn die Staatsanwaltschaft auf versuchten Mord klagt,  scheint sie ihrer Sache  ziemlich sicher zu sein. Im Falle einer Verurteilung droht dem Täter eine Haftstrafe zwischen drei und 15 Jahren, erläuterte  Staatsanwalt  Henner Kruse.

Der  Angeklagte  schweigt weiter und  lässt über seinen Rechtsanwalt aus Tübingen lediglich mitteilen, er habe Urlaub in Dortmund gemacht.  Sergej W. sitzt  nach wie vor in Untersuchungshaft. Vorgeworfen werden dem 28-Jährigen ferner  das "Herbeiführen  einer Sprengstoffexplosion" und  zweifache  gefährliche Körperverletzung.  Wie berichtet, waren bei dem Bombenanschlag am 11. April der BVB-Spieler Marc Bartra und ein Polizist verletzt worden.

Die Akten  des Falls füllen  mittlerweile  rund 70 Ordner, bestätigt Kruse. Die Ermittler des Bundeskriminalamts (BKA) haben eine Reihe von Indizien gesammelt, die  gegen  den 28-Jährigen sprechen: Der  Mann hatte  unter anderem  im selben  Hotel  gewohnt wie die Mannschaft und  gleich  für beide potenzielle Termine für das  Champions League-Spiele zwischen dem BVB und dem AS Monaco gebucht. Er wollte ausdrücklich ein Zimmer  hin zur Straße,  mit Blick auf den späteren Tatort.  

Die BKA-Ermittler wiesen nach, das Sergej W. auf Kredit für rund 80.000 Euro Optionsscheine gekauft hatte, um im Fall eines Kursrutschs der BVB-Aktie  richtig Kasse zu machen. Hieraus ergibt sich das Motiv: Habgier. 

In  seiner Rottenburger Wohnung fanden sie  gut versteckte handschriftliche Aufzeichnungen,  die Hinweise auf das Attentat  geben. Ferner schlugen Sprengstoff-Spürhunde an Arbeitsplatz und Spind von ihm an. Sie fanden Spuren von Wasserstoffperoxid. Die Chemikalie, aus der sich Sprengstoff herstellen lässt,  wurde  auch am Tatort gefunden.

Wie berichtet, wurde der Anschlag  am 11. April  begangen. Drei Bomben, versteckt in einer bewachsenen Mauer, explodierten,  als der Bus  kurz nach der Abfahrt vom Hotel L’Arrivée  die Stelle passierte. Ein   gefälschtes Bekennerschreiben  mit angeblich  radikalem Hintergrund  sollte die Polizei auf eine falsche Fährte locken. Nur wenige Tage später nahm ein Sondereinsatzkommando der Polizei  aber den 28-Jährigen in Tübingen auf den Weg zur Arbeit fest.  Großangelegte Wohnungsdurchsuchungen gab es auch in Rottenburg, Freudenstadt und in Haiterbach (Kreis Calw).