Bei der ersten Sitzung des Gemeinderats wurde der Wechsel Stefan Langrehrs zur CDU diskutiert. Foto: Archiv

Erste Auswirkung der Kehrtwende macht sich bei Benennung der Mitglieder für Stadtwerke-Aufsichtsrat bemerkbar.

Freudenstadt - Ein bisschen schwelte es noch, das Feuer, das Stefan Langrehr mit seinem Wechsel zur CDU entfacht hatte – zumindest bei der Bürgeraktion. Denn die erste direkte Auswirkung dieser Kehrtwende machten sich bei der Benennung der Mitglieder für den Aufsichtsrat der Stadtwerke bemerkbar.

Es ist die erste gemeinsame Sitzung nach der Sommerpause. Der Geräuschpegel im Ratssaal ist hoch. Man begrüßt sich lautstark, verliert ein paar Worte über den Urlaub, kramt in den Sitzungsunterlagen. Stefan Langrehr hat zielstrebig an auf der CDU-Bank, gleich neben Carola Broermann, Platz genommen. OB Julian Osswald hat Glück. Er kann die Tagesordnungspunkte zügig abhaken. SPD-Stadtrat Karl Müller verpflichtet – Haken dran; Vertreter des Oberbürgermeisters bestellt – Haken dran; Ortsvorsteher und deren Stellvertreter gewählt – Haken dran; Ausschüsse besetzt – Haken dran. Doch beim Tagesordnungspunkt "Zusammensetzung des Aufsichtsrats der Stadtwerke Freudenstadt" ist das Thema "Langrehr" wieder präsent. In diesem Gremium hatte die Bürgeraktion bislang zwei Sitze, neben Bärbel Altendorf-Jehle eben auch Stefan Langrehr, der nun für die CDU den Posten übernimmt. Ein Gewinn für die CDU, denn diese ist nun mit drei Mandatsträgern im Aufsichtsrat vertreten.

Zwar ging die Besetzung bei der Abstimmung ohne Gegenstimme durch, BA-Stadträtin Altendorf-Jehle ließ es sich allerdings nicht nehmen, eine persönliche Erklärung abzugeben, bei der sie Kritik an ihrem Ex-Fraktionskollegen und an der Vorgehensweise bei der Besetzung der Ausschüsse übte. Bereits gegenüber unserer Zeitung hatte Altendorf-Jehle die Vermutung geäußert, Langrehr sei ins schwarze Lager gewechselt, weil er bei der Bürgeraktion nicht mehr für ein Aufsichtsratsmandat bei den Stadtwerken Freudenstadt vorgesehen gewesen war. Neben der BA-Rätin hätte Elisabeth Gebele in den Aufsichtsrat einziehen sollen. Jetzt ist der zweite Sitz weg.

"Keiner von uns hätte gedacht, dass (...) so etwas durch ein Mitglied aus den eigenen Reihen geschehen könnte und von jemandem, von dem wir es wohl alle hier zuletzt erwartet hätten. Das ist schmerzlich", sagte Altendorf-Jehle. Stefan Langrehr habe unbedingt in den Aufsichtsrat gewollt. "Er hat es nun über die CDU erreicht. Wir haben einen Sitz verloren und das Gefühl bekommen, es sollte verhindert werden, dass Frau Gebele in den Aufsichtsrat kommt." Ihr seien derartige Spielchen zuwider, weshalb sie auf ihren Sitz verzichtet und diesen Gebele überlassen habe. Hintergrund für diesen Wechsel sei auch die Verpflichtung gegenüber dem BA-Wähler: "Das erwarten auch die Wähler der Bürgeraktion von ihren Stadträtinnen und Stadträten, die sie vor allem auch deshalb gewählt haben, weil sie den Ideenreichtum und den ökologischen Hintergrund (...) in allen Gremien vertreten wissen wollen."

Langrehr nahm die Kritik ohne Regung auf. Obwohl OB Osswald ihn darauf aufmerksam machte, dass er die Möglichkeit habe zu erwidern, verzichtete er. Dafür meldete sich SPD-Stadtrat Eberhardt Haug zu Wort. Er finde es schade, dass man so kurz nach der Kommunalwahl die Verbindung von Person und Liste nicht umsetze, richtete er sein Wort an den Neu-CDUler. "Ich verurteile den Wechsel nicht, möchte ihn aber auch nicht unkommentiert lassen", sagte Haug.

Ob der Wechsel Stefan Langrehrs zur CDU langfristig Auswirkungen auf das Miteinander im Gemeinderat haben wird, bleibt abzuwarten. Eine Lappalie – das zumindest wurde bei der ersten Sitzung des neuen Freudenstädter Gemeinderats klar – ist die Personalie Langrehr jedenfalls nicht.

Info: Wer jetzt wo drin ist

 Stellvertreter OB

1. Wolfgang Tzschupke, 2. Andreas Bombel, 3. Eberhard Haug und 4. Bärbel Altendorf-Jehle

 Ausschuss für Verwaltung, Tourismus und Soziales

Für die FWV Beate Gernsheimer, Beate Gaiser, Michael Kaltenbach, Wolfgang Tzschupke; für die CDU Andreas Bombel, Carola Broermann und Stefan Langrehr; für die SPD Günter Braun, Regina Haug und Anita Zirz sowie für die BA Bärbel Altendorf-Jehle und Esther Kießling

Ausschuss für Infrastruktur und Umwelt

Für die FWV Robert Kurz, Friedrich Volpp, Friedrich Wolf und Andreas Zuckschwerdt; für die CDU Gerolf Hau, Reinhard Klumpp und Ulrich Schanbacher; für die SPD Eberhard Haug, Karl Müller und Daniela Sabjan und für die BA Elisabeth Gebele und Bernd Wetzel

Aufsichtsrat Stadtwerke

Für die FWV Friedrich Wolf, Wolfgang Tzschupke und Beate Gernsheimer; für die CDU Andreas Bombel, Carola Broermann und Stefan Langrehr; für die SPD Eberhard Haug und Karl Müller sowie für die BA Elisabeth Gebele

 Aufsichtsrat Bioenergie

Friedrich Wolf (FWV) und Bernd Wetzel (BA)

 Aufsichtsrat Schwarzwald+

Beate Gaiser (FWV) und Carola Broermann (CDU)