Fleißig gearbeitet wird an der Eisenbahnbrücke, die in Grüntal entsteht. Foto: Hopp

Am Bahndamm in Grüntal wird nach minutiösem Plan gearbeitet. Einbau an nur einem Wochenende.

Freudenstadt-Grüntal - Neben der Bahntrasse bei Grüntal entsteht derzeit eine Brücke, über die später die Züge rollen werden. Dazu wird Ende Oktober das gesamte, rund 1000 Tonnen schwere Bauwerk an einem Stück in den Bahndamm geschoben.Die Bauarbeiter der Spezialfirma B+H aus Pfinztal arbeiten nach einem minutiösen Plan, denn ab Samstag, 27. Oktober, 22 Uhr, wird die Bahnstrecke zwischen Freudenstadt und Dornstetten über das Wochenende gesperrt.

Bereits am Montag, 30. Oktober, sollen ab 5 Uhr die Züge wieder fahren, und zwar über die neue Brücke. In zwei Schichten und sogar samstags wird in Grüntal neben dem Bahndamm gearbeitet.

Die Brücke wird im Auftrag der Deutschen Bahn gebaut, die in die Beseitigung des schienengleichen Bahnübergangs in Grüntal inklusive aller Nebenkosten rund eine Million Euro investiert. Für die Bauüberwachung ist Klaus Wacker zuständig. Er ist ein alter Hase in Sachen Brückenbau. Pro Jahr baut er ein bis zwei solcher Bauwerke im ganzen Land. In diesem Jahr sind es sogar fünf. Der Diplom-Ingenieur wohnt in Freudenstadt und ist beim Bauüberwachungszentrum der Deutschen Bahn in Karlsruhe beschäftigt.

Für die neue Eisenbahnbrücke wurde zunächst ein großes Loch gebuddelt, eine so genannte Herstellungsbaugrube. Sie liegt exakt auf dem Niveau und in der Achse wie das Bauwerk später 30 Meter weiter im Bahndamm steht. Das Brücke hat bereits ihre Form angenommen. Die Schalungen und Armierungen sind weitgehend hergestellt. In Kürze wird der Beton gegossen.

Warum die Brücke in Grüntal neben den Gleisen gebaut wird, hat einen einfachen Grund: Während der Bauzeit wird der Bahnverkehr überhaupt nicht beeinrächtigt. Nur an dem besagten Wochenende muss die Strecke gesperrt werden. "Dieses Verfahren wird heutzutage oft angewendet, weil es die Technik gibt, um ein komplettes Bauwerk zu bewegen und einfach an Ort und Stelle zu schieben", erklärt Wacker.

Doch wie bewegt man einen 1000 Tonnen schweren Betonklotz? Für Klaus Wacker ist das eine ganz alltägliche Arbeit. Die Brücke steht in ihrer Grube auf so genannten Verschubfundamenten. Seitlich sind Hilfskonstruktionen angebracht, an denen das gesamte Bauwerk angehoben und auf Verschubbahnen gestellt wird. Die Schubaktion funktioniert dann mit dem so genannten "Fluidverfahren". Die Brücke wird auf Stempelfüßen mittels einer Gleitfläche aus flüssigem Stickstoff verschoben. "Das geht ganz leicht. Dazu würde ein Traktor reichen", sagt Klaus Wacker.

Wenn die Konstruktion an ihrer Stelle angekommen ist, wird sie auf einem zuvor vorbereiteten Planum abgesetzt und verfüllt. "Das stimmt bis auf den Millimeter", verspricht Wacker. Zuvor muss allerdings der Bahndamm geöffnet werden. Das wird in Grüntal mittels zwei bis drei großen Baggern passieren, erklärt Klaus Wacker. Rund 4000 Kubikmeter Erde müssen in kurzer Zeit abtransportiert werden. Über die Brücke wird ein durchgehendes Schotterbett für die Gleise hergestellt, so dass die Fahrgäste nichts von dem Bauwerk merken. Außerdem entsteht auch außen nicht das typische Geräusch, wenn ein Zug die Brücke passiert. "Das freut die Anwohner", so Wacker.

Die Bahn stellt hohe Anforderungen, deshalb musste die Baufirma auch eine Qualifikation für den Brückenbau vorlegen. Dass alles klappt, dafür sorgt Polier Jürgen Kurzyk. Wenn die Brücke an Ort und Stelle steht, beginnt der Landkreis mit der Verlegung der Kreisstraße 4741, die dann unter der Bahnlinie hindurchführt. Wo bislang der Bahnübergang ist, baut die Albtal-Verkehrsgesellschaft eine neue S-Bahn-Haltestelle für Grüntal.