Das Baubaugebiet Kohlstätter Hardt soll vor allem junge Familien nach Freudenstadt ziehen. Der Trend geht allerdings in die andere Richtung. Foto: Archiv: Alt

Statistisches Landesamt sagt zwar negativen Trend voraus, aber Einwohnerzahlen aus dem Rathaus sehen anders aus.

Freudenstadt - Die Stadt wächst, zumindest vorerst. Die Bevölkerung in Freudenstadt soll bis 2020 nochmals um 1,3 Prozent ansteigen, danach aber moderat schrumpfen, sagt zumindest das Statistische Landesamt. Die Wirklichkeit sieht dagegen anders aus.

Laut einer Hochrechnung des Statistischen Landesamts ist die langfristige Bevölkerungsentwicklung der Stadt negativ. Das spiegelt auch die Bevölkerungsentwicklung in den meisten Landkreisen in Baden-Württemberg wider.

22.253 Menschen lebten im vergangenen Jahr in der Kernstadt Freudenstadts. Nach der Hochrechnung sollen bis 2020 noch 293 Bürger dazukommen, ein Zuwachs von 1,3 Prozent. Das wäre jedoch nicht einmal Landesdurchschnitt, denn der liegt bei 2,2 Prozent.

"Berechnung hängt immer ein gutes Stück hinterher"

Die aktuellen Zahlen aus dem Rathaus sprechen hingegen eine andere Sprache: "Stand Juni 2014 haben wir 22.588 Bürger", straft Oberbürgermeister Julian Osswald die Statistik Lügen. Das sind bereits jetzt mehr, als die Hochrechnung für die Stadt auf dem Höhepunkt der Einwohnerzahl im Jahr 2020 voraussagt. "Das Landesamt hängt mit der Berechnung immer ein gutes Stück hinterher", nennt der Oberbürgermeister als Grund für die Fehlkalkulation.

"Ich bin sehr optimistisch, dass wir uns auch weiterhin entgegen der Prognose entwickeln", sagt Osswald. Nach den Zahlen, die das Statistische Landesamt für die Nachbarstadt Horb und den gesamten Landkreis Freudenstadt vermeldet, soll Horb bis 2030 insgesamt 1078 Einwohner verlieren. Das wären gut 70 Prozent des Bevölkerungsverlustes im gesamten Landkreis. Doch wo liegen die Gründe dafür, dass die Hochrechnung zumindest für Freudenstadt nicht stimmt und die Stadt entgegen der Erwartungen munter wächst? "Am langfristigen Trend, dass vor allem junge Menschen den ländlichen Raum in Richtung der Städte verlassen, lässt sich nichts ändern", weiß auch Osswald.

Dazu kommt, dass das Geburtsdefizit (mehr Todesfälle als Geburten) immer größer wird. Im vergangenen Jahr lag es in Freudenstadt bei minus 54. "Deshalb ist es unsere Aufgabe dafür zu sorgen, dass wir einen attraktiven Wohnort für die Bürger schaffen." Da habe sich in den vergangenen Jahren viel bewegt.

Wichtige Themen seien vor allem der Breitbandausbau und die gute Kinderbetreuung. Aber auch neue und attraktive Einkaufsmöglichkeiten, wie sie im Moment auf dem Gelände des ehemaligen Freudenstädter Bauhofs entstehen, und in naher Zukunft mit einem "Einkaufsmagneten" auf dem Marktplatz geplant sind, spielen nach Meinung Julian Osswalds eine tragende Rolle.

Oberbürgermeister Julian Osswald setzt sich für Hochschule ein

Nach der Berechnung des Landesamts wird in Zukunft auch die Zahl der Zuwanderer, von denen die Stadt derzeit profitiert, sinken. Um dem entgegenzuwirken, "wollen wir weiterhin attraktives Bauland, wie aktuell das Kohlstätter Hardt, zur Verfügung stellen", so Osswald.

Wegen des Geburtenrückgangs wird die Bevökerung der Stadt im Durchschnitt immer älter. Eine mögliche Lösung dafür, den Altersdurchschnitt wieder zu senken, wäre laut Osswald eine Hochschule in Freudenstadt. Diese würde die Stadt vor allem für junge Leute attraktiver machen und zudem viele Neubürger anlocken. Vor allem, weil der Nordschwarzwald in Puncto Hochschule sehr dünn ausgestattet ist.

In diesem Bereich ist mit dem berufsbegleitenden Studium, das von der Steinbeis-Academy in Freudenstadt angeboten wird, jedoch bereits ein erster Schritt getan.