Der Leipziger Thomasorganist Stefan Kießling vor der Hauptorgel in der Freudenstädter Stadtkirche Foto: Adrian Foto: Schwarzwälder-Bote

Stefan Kießling widmet sich in der Stadtkirche Sonaten / Anspruchsvolle "Übungsstücke"

Von Gabriele Adrian

Freudenstadt. Konzertorganist Stefan Kießling, stellvertretender Leipziger Thomaskirchenorganist, hatte sein Programm, das er in Freudenstadts Stadtkirche einem aufmerksamen Publikum bot, ganz dem Thema Sonate gewidmet.

So waren eine Sonate des Bach-Sohns Carl Philipp Emanuel, eine vom Meister selbst geschaffene und die Sonate Nr. 1 von Max Reger zu hören. Die musikalische Form der Sonate, so wurde von Bezirkskantor Jörg Michael Sander eingangs erläutert, besteht aus jeweils drei Satzfolgen, schnell – langsam – schnell, und wird als klassisch-romantisch eingestuft.

Den Anfang machte der junge Organist mit der "Sonata in g" von Carl Philipp Emanuel Bach, die er an der kleineren Orgel im Altarraum leicht und locker mit dem Allegro moderato begann. Heiter erklang die Musik im ersten Teil, wurde eher leise und verträumt im Adagio, das einen schönen Kontrast bot zum folgenden Allegro, das temperamentvoll mit rasanten Läufen abschloss. Es folgte von Johann Sebastian Bach die "Triosonate Nr. 6 in G-Dur", das letzte von sechs Werken, die Bach angeblich als Übungsstücke für seine Söhne geschrieben hatte.

Anmutig, eingängig und temporeich erklang die Musik im Vivace, die Füße des Organisten schienen eigenständige Tänze aufzuführen. Melodien erklangen auf beiden Manualen und den Pedalen ganz unabhängig voneinander und stellten für den Künstler sicher eine ganz besondere Herausforderung dar, sodass man sich wirklich fragen musste, ob diese "Übungsstücke" seinerzeit von Schülern überhaupt zu bewältigen gewesen sind. Das Vivace erklang in heller Dur-Tonart, der Lento-Satz war in Moll geschrieben, mutete eher gemächlich-verträumt an, bevor das wieder in Dur zu hörende abschließende Allegro heiter und ausdrucksvoll mit schnellen Läufen und hellen Trillern imponierte.

Sozusagen als kleine Unterbrechung der Sonatendarbietungen folgte noch von der kleinen Orgel aus eine schöne und hingebungsvolle Choralbearbeitung von Johann Sebastian Bach zum Thema "Erbarm dich mein, o Gott", bevor Kießling an die große Hauptorgel auf der Empore wechselte.

Auch von Max Reger war eine Sonate, Nr. 1, fis-moll, zu hören, die in großem Kontrast zu den Bach-Sonaten stand. Auch wenn Max Reger die barocke Musik von Bach sehr liebte und sie ihm vielfach als Vorbild diente, so waren die Klangbilder doch ganz verschieden. Reger, der bekannt dafür war, dass seine Musik quasi von Kennern als "unspielbar" eingestuft wurde, verlangte dem Organisten höchste Qualitäten ab. Rasanten und wechselnden Tempi folgte ein langsam getragener spätromantisch-klassischer Teil im Intermezzo, bevor in der abschließenden Passacaglia die Musik tänzerisch wurde mit an- und abschwellenden Tonfolgen und aufwühlend-dramatischen Passagen.

Spätestens dabei demonstrierte der Künstler sein wahrhaft großes Können und seine eigene, manchmal auch eigenwillige, Interpretation der Werke. Lang anhaltender Applaus ermunterte Stefan Kießling noch zu einer Zugabe, der allseits bekannten Toccata und Fuge von Johann Sebastian Bach, mit der er das Publikum erfreute.