Rudert-Festival: Mandelring-Quartett beendet morgen die Konzert-Reihe im Musikhaus

Das Mandelring Quartett spielt das Abschlusskonzert des diesjährigen Rudert-Festivals am morgigen Samstag, 29. Oktober. Konzertbeginn ist um 20 Uhr.

Freudenstadt. Es ist inzwischen gute Tradition, dass das Mandelring Quartett die Konzertreihe im Rudert Festival abschließt. Die Geschwister Nanette, Sebastian und Bernhard sowie Andreas Willwohl genießen einen hervorragenden Ruf. Der Gewinn großer Wettbewerbe wie beispielsweise den der ARD in München öffnete dem Quartett den Zugang zu den berühmten Konzertsälen der Welt. Zahlreiche CD-Aufnahmen, die mehrfach preisgekrönt wurden, bezeugen die Qualität und das breite Repertoire des Quartetts.

Zum Abschluss erklingen Werke von Schubert, Goldschmidt und Brahms

Auf dem Programm stehen in diesem Jahr Werke von Franz Schubert, Berthold Goldschmidt und Johannes Brahms. Im Jahr 1815 komponierte Schubert das Quartett g-Moll. Er war damals 18 Jahre alt. Das öffentliche Leben war durch den Wiener Kongress geprägt, bei dem auf lange Zeit die Landkarte Europas festgelegt wurde. Hauptsächlich geführt wurde der Kongress von Fürst Metternich, der einen umfangreichen Überwachungsapparat aufbaute. In dieser Atmosphäre zog sich das Bürgertum in seine private Umgebung zurück. So verwundert es nicht, dass Schubert sein Quartett im Familienkreis uraufführte. Erstmals öffentlich wurde es erst knapp 50 Jahre später gespielt. Mit der Tonart g-Moll lehnt er sich bewusst an die von ihm sehr geschätzte Sinfonie KV 550 von Mozart an, deren Charakter vor allem im 1. Satz durchscheint.

Berthold Goldschmidt floh 1935 über die Schweiz nach England. Nachdem die Nazis seine Musik als "entartet" verfemt hatten, konnte sie nicht mehr aufgeführt werden. Gleich nach seiner Ankunft komponierte er sein zweites Streichquartett, in dem er die Eindrücke seiner Flucht verarbeitet. Danach schrieb er nahezu 20 Jahre lang keine Musik mehr und blieb nicht zuletzt deswegen praktisch unbeachtet. Erst als 1987 Sir Simon Rattle in Berlin – die Stadt, aus der er fliehen musste – seine Ciaccona sinfonica in seiner Anwesenheit aufführte, trat er ins Bewusstsein des Publikums. Zwei Jahre später lernte das Mandelring Quartett den hochbetagten Komponisten beim Schleswig-Holstein-Festival persönlich kennen und schätzen.

Das dritte Streichquartett von Johannes Brahms entstand im Sommer 1875. Bis dahin hatte er bereits über 20 Anläufe für diese Gattung unternommen, sie aber allesamt wieder vernichtet. Das Erbe der Wiener Klassiker belastete ihn schwer. Trotzdem zeigt dieses Quartett Brahms‘ heitere Seite. Er hielt sich damals in der Nähe von Heidelberg auf und erlebte die Unbeschwertheit der dortigen Lebensart. Den dritten Satz bezeichnet er selbst als das "Verliebteste, Zärtlichste", das er je geschrieben habe. Der letzte Satz variiert ein Thema, das ein Zeitgenosse als ein badisches Volkslied beschreibt. Derselbe berichtet, dass Brahms "nach dem Schlussstrich bester Laune" gewesen sei.

Weitere Informationen: Einlass ist ab 19 Uhr, eine Platzreservierung ist nicht möglich. Karten kann man unter Telefon 07441/ 88 79 11 oder www.rudert.de reservieren.