Der Knotenpunkt Stuttgarter Straße nach den neuen Tunnelplänen: Das Ostportal entsteht nicht mehr an der Ringstraße, sondern versetzt in Richtung Falkenstraße. Die Verschwenkung der Stuttgarter Straße beginnt hinter dem Gebäude des Flurbereinigungs- und Straßenbauamts (rechts im Bild). Grafik: Krebs + Kiefer Foto: Schwarzwälder-Bote

Straßenbau: Neue Planung sieht andere Trasse in Richtung Baiersbronn vor / Kreisverkehre entfallen

Von Hartmut Breitenreuter

Seit über 30 Jahren wird über den Freudenstädter Tunnel diskutiert. Etliche Pläne wurden entworfen und wieder verworfen. Viel Geld wurde ausgegeben. Jetzt steht wieder mal eine Neuplanung an, und zwar nur für den Ast nach Baiersbronn.

Freudenstadt. Seit einigen Jahren stand die sogenannte V-Lösung, zwei getrennte Tunneläste in Richtung Kniebis (Bundesstraße 28) und Baiersbronn (Bundesstraße 462) auf dem Papier. In der Nähe der Kreissparkasse an der Stuttgarter Straße sollten beide Portale liegen und mit zwei Kreisverkehren auf verschiedenen Ebenen verbunden werden. Um die Chance auf eine Realisierung wenigstens eines Tunnels zu erhöhen, stimmte der Gemeinderat Freudenstadt 2013 zu, zunächst nur den Ast in Richtung Baiersbronn zu bauen und den Kniebiser Tunnel zu verschieben.

Für den Tunnel in Richtung Baiersbronn hat das Regierungspräsidium Karlsruhe jetzt eine neue Planung vorgelegt, die von Vertretern des Ingenieurbüros Krebs + Kiefer aus Karlsruhe, das übrigens auch die Tunnel für die Stadtbahn in Karlsruhe geplant hat, im Gemeinderat vorgestellt wurde (wir berichteten).

Bei dieser neuen Planung entfallen die Kreisverkehre bei der Kreissparkasse, und der Tunnel wird in Richtung Osten verschwenkt, was die Länge auf 1475 Meter anwachsen lässt. Kurz nach dem Gebäude des Flurbereinigungs- und Straßenbauamts an der Stuttgarter Straße stadteinwärts soll das neue Portal in der Nähe der Falkenstraße entstehen.

Der Tunnel führt damit nicht mehr unter der Ringstraße hindurch. Im Weg steht auch den neuen Plänen die historische Rußhütte. Das Westportal entsteht nach wie vor an der Boschenlochkurve und liegt unterhalb der Murgtalstraße (jetzige B 462). Der Grund für die Neuplanung liegt laut Bauamtsleiter Rudolf Müller von der Stadtverwaltung Freudenstadt in strengeren Sicherheitsauflagen für Tunnelbauten. Als Fluchtweg sei daher ein paralleler Rettungsstollen im Gespräch, da die Tiefe des Haupttunnels, die bei etwa 53 Metern unter dem Stadtbahnhof liegt, für andere Fluchtwege, etwa Rettungsschächte, nicht geeignet sei. Aus dem Haupttunnel sollen im Abstand von maximal 300 Metern Notausgänge in den Rettungsstollen führen. Für die Entlüftung der Röhre und für die Absaugung von Rauchgas im Fall eines Unfalls sei ein etwa zwölf Meter hoher Kamin, vermutlich in der Nähe des Stadtbahnhofs, im Gespräch, so Müller weiter.

Vortrieb von Ost nach West

Wie der Bauamtsleiter auf Anfrage unserer Zeitung erläuterte, soll die Stuttgarter Straße am Ostportal direkt in den Tunnel geführt werden. In Richtung Stadtmitte müssen die Autofahrer dann links abbiegen. Wie der Tunnel vorgetrieben werden soll, ist indessen noch unklar. Es gibt die Möglichkeit des Sprengvortriebs oder des Vortriebs mit einer Fräsmaschine. Bei den Sprengungen des Gesteins muss das Material aus dem Tunnel deponiert werden, weil es durch den Sprengstoff verunreinigt ist. Wird das Gestein herausgebrochen, kann es als Recyclingmaterial, beispielsweise für den Straßenbau, verwendet werden.

Auf jeden Fall solle der Tunnelvortrieb von Ost nach West, das heißt von der Stuttgarter Straße aus, erfolgen, betonte Rudolf Müller, denn sonst müssten die gesamten Lastwagen mit dem Tunnelaushub durch die Stadt fahren.

Doch bis die Lastwagen rollen, gehen wohl noch etliche Jahre ins Land, denn im Prinzip müsse das gesamte Prozedere wieder aufgerollt werden, sagte Rudolf Müller. Im Rhythmus von mindestens vier Wochen trifft er sich mit Vertretern des Regierungspräsidiums und der Planer, um weitere Schritte zu besprechen. Nächstes sichtbares Zeichen für den Tunnelbau werden für die Freudenstädter Bürger Probebohrungen entlang der neuen Trasse für das geologische Gutachten sein, nach dem über die Vortriebsart entschieden wird. Sie sollen im März beginnen. Im nächsten Jahr, so rechnet der Leiter des Bauamts, soll das Planfeststellungsverfahren eingeleitet werden, das vermutlich zwei Jahre dauern wird. Die Bauzeit des Tunnels wird mit drei Jahren veranschlagt.

Hoffen auf eine hohe Priorität

Wenn also bereits 2019 mit dem Bau begonnen würde, könnte rein rechnerisch der Tunnel 2022 fertig sein, noch rechtzeitig vor dem Grünprojekt. Ob das allerdings klappt, steht in den Sternen, denn zunächst muss das Projekt vom Bund finanziert werden.

Der neue Bundesverkehrswegeplan soll im Frühjahr aufgelegt werden. "Wir hoffen, dass wir da in einer hohen Priorität sind", sagt Müller. Es werde auf jeden Fall "spannend, wo wir eingetaktet werden". Denn bekanntlich gibt es im Kreis Freudenstadt noch ein Großprojekt, das der Bund finanzieren soll: die Hochbrücke in Horb.