Zahlreiche Vertreter aus Politik und Verwaltung, Wirtschaft und Kirche, Bürgerschaft und Vereinen waren zum Neujahrsempfang in den Kursaal gekommen. Foto: Eberhardt Foto: Schwarzwälder-Bote

Zu den Finanzen sagt der Oberbürgermeister lieber nichts / Gewerbeflächen wichtiges Thema der Zukunft

Von Tina Eberhardt

Freudenstadt. Die Stadt entwickelt sich weiter und von klammen Kassen lässt man sich den Tatendrang auch nicht bremsen. Beim Neujahrsempfang der Stadt Freudenstadt war die Stimmung bestens.

Die Big Band des Kepler-Gymnasiums legte mit Dynamik und Freude los, als sich im großen Kursaal Vertreter aus Politik und Verwaltung, Wirtschaft und Kirche, Bürgerschaft und Vereinen versammelt hatten.

Oberbürgermeister Julian Osswald nahm das Fahrttempo anschließend ungebremst auf. "Wir wollen ein starkes Mittelzentrum sein, bleiben und werden", betonte er und ließ sich den Humor auch von düsteren Zahlenkolonnen nicht verderben. Zu den Finanzen wolle er lieber nichts sagen, scherzte der Oberbürgermeister angesichts des kürzlich eingebrachten Haushalts. Man lebe in gesicherter Armut.

Wenn man der launigen Rede des Stadtoberhaupts glaubt, dann waren die vergangenen Jahre für Freudenstadt gut und die kommenden werden noch besser. Die Stadt ist um 450 Personen gewachsen, am Kohlstätter Hardt schießen die Neubauten wie Pilze aus dem Boden. 28 kommunale Projekte sind derzeit in Vorbereitung, Bau oder Fertigstellung. "Wir wollen hier keine Karlsruher-Verhältnisse", betonte Osswald augenzwinkernd mit Blick auf die badische Großbaustelle. Doch ein wenig weitergehen darf der Boom offenbar auch in Freudenstadt noch.

Gewerbeflächen werden ein Thema der Zukunft sein, ließ Osswald durchblicken. "Ich möchte nie mehr in die Situation kommen, dass ich zu einem Investor sagen muss, dass wir keine Flächen mehr haben." Und "auch wenn’s manche nicht gerne hören": Der Nationalpark Schwarzwald sei da, jetzt gelte es, diesen sinnvoll zu ergänzen. Aussichtsturm und Marktscheune an der Schwarzwaldhochstraße sollen die ersten Schritte sein.

Ohnehin: Mit dem sportlichen Tempo, das man derzeit in Sachen Investitionen und Entwicklung anschlägt, könnte man es in Freudenstadt offenbar genau richtig machen. Dass man gute Rahmenbedingungen für Innovationen und Weiterentwicklung nutzen soll, lernten die Zuhörer anschließend in einem Vortrag von Michael Eilfort, Vorstand der Stiftung Marktwirtschaft. Denn er warnte vor Gefahren der derzeitigen nebligen und zaudernden Bundespolitik und einer zunehmend veränderungsfeindlichen Mittelschicht.

In Freudenstadt scheint die Welt noch in Ordnung. Der Gemeinderat zeigt sich bei Bedarf angemessen hart in der Diskussion. Und das Engagement sowie die Initiative seiner Bürger hatten den Oberbürgermeister ohnehin bei der zurückliegenden Bürgermesse wieder überwältigt. "Sie hat gezeigt, welchen gesellschaftlichen Reichtum wir hier haben." Und dass es mit den düsteren Gedanken nicht allzu weit kam beim Neujahrsempfang, dafür sorgten zwischendurch immer wieder die Musiker der Big Band mit ihrem Dirigent Christof Ruetz, die nicht nur im Tutti, sondern auch als Solisten brillierten. Beendet wurde die Party im Kurhaus folglich auch erst, als man dort langsam anfing, das Licht auszuschalten.