Schüler der Waldorfschule holen auf dem Dreimaster im Sonnenuntergang die Segel ein. Foto: Waldorfschule Foto: Schwarzwälder-Bote

Navigationspraktikum auf einem Segelschiff auf der Ostsee / Reise fördert auch den Zusammenhalt der Klasse

Freudenstadt. "Zwischen dem Reden und dem Tun liegt das Meer" – diese Erfahrung machten auch 16 Schüler der zehnten Klasse der Freien Waldorfschule Freudenstadt auf ihrem Navigationspraktikum. Eine Woche verbrachten die Teenager gemeinsam mit ihrer Klassenbetreuerin Eva Knab und ihrem Mathematiklehrer Reinhard Köppelmann an Bord des Traditionsseglers "Fridtjof Nansen" auf der Ostsee.

Die Wochen davor beschäftigten sich die Schüler mit den Grundlagen der Navigation und verknüpften die bereits gelernte Mathematik ihrer Oberstufenzeit mit diesem neuen Themengebiet. Für viele Schüler bildet das Vermessungs- oder Navigationspraktikum einen Höhepunkt in ihrer Waldorfschullaufbahn, obwohl es mit viel Arbeit verbunden ist. Diese Zeit bietet den Schülern die Möglichkeit des Erlebens der Anwendbarkeit des Schullehrstoffs, insbesondere der Mathematik.

Die zusätzliche Vielfalt der benötigten Fähigkeiten liefern jedoch für jeden passende Aufgaben. Selbstbewusstsein, Eigenverantwortlichkeit, Genauigkeit und Ernsthaftigkeit werden von jedem Einzelnen gefordert und gefördert. Doch so eine Reise macht aber auch einfach Spaß und stärkt den Zusammenhalt der Klasse. Viel im Freien zu arbeiten, einen Gesamtzusammenhang mehr und mehr zu verstehen oder einfach mal an Deck zu liegen, und Sonne und Meer zu genießen, brachte der Gruppe viel Freude.

Die Klasse war vor ihrem Start im Wismarer Hafen in Arbeitsgruppen aufgeteilt worden und musste auf dem 43 Meter langen Dreimast-Großtoppsegelschoner kräftig mit anpacken. In schwindelerregender Höhe galt es Segel zu setzten und einzuholen, das Schiff täglich zu reinigen, in der Kombüse mitzuhelfen, um die insgesamt 45-köpfige Mannschaft zu verpflegen, den Kurs des Schiffes zu halten und diesen in den Seekarten einzutragen, Nacht- beziehungsweise Ankerwache abzuleisten und nicht zuletzt auch mal seekranke Mitschüler zu versorgen. Das 1919 erbaute Schiff wurde 1981 von Kapitän Hanns Temme übernommen und wurde nach und nach, seinen Vorstellungen entsprechend, zum Segelschiff für Jugendarbeit umgebaut.

Reinhard Köppelmann begleitete in diesem Jahr zum zehnten Mal eine Klasse ins Navigationspraktikum auf diesem Schiff und brachte daher viel Erfahrung und bestes Wissen für so eine Unternehmung mit. Im Anschluss an die Reise berichteten die jungen Leute vor Mitschülern, Lehrern und Eltern von ihrer Reise. Die Zuhörer wurden von den Schülern zum Beispiel über das traditionsreiche Schiff, über den Alltag und die Aufgaben an Bord, über einzelne Techniken der Land- und Seevermessung, der Kursbestimmung auf See und noch Vielem mehr informiert und so mancher Erwachsene dachte bestimmt: "So hätte ich mir in meiner Schulzeit auch Mathematikunterricht gewünscht."