Alles im Blick: Ergenzingens Torhüter Sebastian Katz zeigt seit Wochen konstant gute Leistungen. Foto: Schade Foto: Schwarzwälder-Bote

Spieler des TagesErgenzingens Torhüter Sebastian Katz behebt eines seiner wenigen Mankos durch intelligentes Fußballspiel

Von Michael Stock

Hatte Ergenzingens Torhüter nach dem Aufstieg in die Landesliga noch einen Fulltime-Job, beginnt die Bezirksligasaison für ihn eher gemächlich. Da drängt sich unweigerlich die Frage auf: wie umgehen mit so einem Unterschied – und wie groß ist der überhaupt?

"Er ist riesig", gibt Sebastian Katz unumwunden zu: "Unser damaliger Trainer Robert Michnia hatte seinerzeit schon signalisiert, dass Landesligaspielen ein großer Schritt würde, aber so groß, das hätte ich nicht gedacht. Ich bin an meine Grenzen gestoßen". Die Krux dabei sei, dass "man sich persönlich noch mehr unter Druck setzt, noch mehr Gas gibt: Umso frustrierender ist jedes Gegentor".

Dazu kommt, dass Katz erst in der Rückrunde den Kasten hütete, davor absolvierte er noch eine berufsbegleitende Meisterlehre. Nun nennt sich der 24-Jährige nicht nur Meister der Elektrotechnik, sondern steht dem TuS als Stammtorhüter fest zur Seite. So klar war das anfangs gar nicht. "Erstens ist es so, dass auf dieser Position der Konkurrenzkampf immer am größten ist, sie kann ja nur ein Mal besetzt werden. Und als ich im ersten Jahr nach Ergenzingen kam, habe ich mit Lukas Fuchs von Spiel zu Spiel gewechselt. Wir haben uns auch super verstanden und ich finde, man kann so auch besser trainieren. Aber dann zeichnete sich ab, dass Lukas vielleicht ganz aufhören würde und Robert Michnia gesagt hat, dass ich die Nummer eins bin", erzählt Katz.

Seitdem ist er gesetzt, auch wenn er seine Position realistisch einschätzen würde, schließlich drängen aus den unteren Reihen gleich vier Torhüter nach. Aber mit der konstanten Leistung, die Katz seit Wochen, wenn nicht Monaten bringt, wird es schwer sein, an ihm vorbeizukommen. Und weg zieht es ihn auch nicht: "Es ist mein drittes Jahr hier, ich bin wahnsinnig gut aufgenommen worden, fühle mich nicht ausgegrenzt, die Mannschaft ist perfekt. Mit dem Aufstieg in Landesliga habe ich auch mit Hinblick auf die anderen Torhüter das Höchste erreicht." Auch da ganz der Realist.

Gelernt hat Katz das Torwartspiel bei seinem Heimatklub in Mötzingen, "zugegeben, anfangs in der Jugend war ich einfach lauffaul. Ich kam auch erst in der C-Jugend zum Fußball". Dass er als Torwart "enden" würde, könne auch mit seinem Stiefvater zusammenhängen, der früher selbst als Nummer eins im Einsatz war, "und den Vorteil hat, dass er fast zwei Meter groß ist, ich nur 1,80", benennt er eines seiner "Mankos", um gleich hinterherzuschieben, wie er dieses behebt: "Man kann da schon ein bisschen mogeln. Du musst anders zum Ball laufen, die Richtung einer Flanke besser einzuschätzen lernen und aggressiver gegen die Stürmer spielen."

Verbunden mit seinen Stärken auf der Linie "und der immer besseren Verständigung mit meinen Vorderleuten Moritz Rees und Markus Brändle" steht dann ein Schlussmann auf dem Platz, den es nur schwer zu überwinden gilt. "Gut, im letzten Spiel habe ich gegen Eutingen ein Tor kassiert – aber das war ein Elfmeter und von Patrick Hauser platziert geschossen", sagt Katz.

Spielen möchte der Rechtsfuß noch so lange es geht, das war nicht immer klar, eine Saison setzte er wegen eines Bandscheibenvorfalls komplett aus, "die Ärzte sagten zu mir, entweder ich behalte meine Muskulatur über Fitness bei, sonst bekäme ich chronische Probleme, oder ich soll ganz aufhören. Jetzt gehe ich eben zusätzlich zum Training zwei- bis dreimal die Woche ins Fitnessstudio. Es geht". Dann denkt Katz weniger an einen Patzer, den er sich gegen Schramberg erlaubte, als er den Ball per Kopf statt zu klären fast im eigenen Gehäuse unterbrachte – ein Gegenspieler musste dann nur noch einschieben – aber kontert, "das passiert in der Profiliga auch, dann darf mir so etwas erst recht passieren". Nein, viel schöner seien so Spiele wie um den Aufstieg in die Landesliga gegen Holzhausen, wo sie das Spiel in der 95. Minute gewannen: "Das war herrlich, wir hatten gar nichts für die Feier organisiert, Holzhausen aber alles", sagt er mit einem Lächeln.