Sie freuen sich über das Ergebnis der Forschung über die Inschriften des Landkreises Freudenstadt (von links): Wissenschaftler Steffen Patzold, Bürgermeisterin Stephanie Hentschel, Landrat Klaus Michael Rückert und Wissenschaftler Jan Ilas Bartusch Foto: Keck Foto: Schwarzwälder-Bote

Buchvorstellung: "Die Inschriften des Landkreises Freudenstadt" sind ein gewichtiges Werk / Viele Jahre Forschung

"Die Inschriften des Landkreises Freudenstadt" sind ein gewichtiges Werk. Die beiden Teilbände sind das Ergebnis jahrelanger akribischer Forschung.

Freudenstadt. Die beiden Bücher liegen im zweckmäßigen Schuber recht schwer in der Hand. Das Gesamtwerk mit 870 Seiten, 99 Tafeln mit 420 Abbildungen, drei Tafeln mit Steinmetzzeichen, Marken und einer Karte wurde im Stadthaus vorgestellt.

"Die Inschriften des Landkreises Freudenstadt" sind als Band 94 der Reihe "Die Deutschen Inschriften" und als 19. Ausgabe der "Heidelberger Reihe" erschienen. Der Wissenschaftler Jan Ilas Bartusch von der Forschungsstelle Deutsche Inschriften an der Heidelberger Akademie der Wissenschaften hat das Material gesammelt und bearbeitet und dabei die von Anneliese Seeliger-Zeiss erstellten Vorarbeiten zum Kloster Alpirsbach eingebaut.

Bartusch blieb es vorbehalten, das Werk mit seinem Vortrag "Zeitgenossen aus vergangenen Tagen – Nahaufnahmen historischer Inschriften aus dem Landkreis Freudenstadt" dem zahlreichen Publikum, darunter so manche akademische Würdenträger, im Stadthaus nahezubringen. Die Dokumentation lässt die Herzen von Fachleuten und ambitionierten Laien höher schlagen. Dies belegten auch die Grußworte von Landrat Klaus Michael Rückert, Bürgermeisterin Stephanie Hentschel, des Alt-Präsidenten der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Peter Graf Kielmansegg, sowie des Vorsitzenden der Inschriftenkommission der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Steffen Patzold.

Das "wunderbare Buch mit hoher wissenschaftlicher Qualität" passt nach Meinung Rückerts zum "besonderen Landkreis im Herzen von Baden-Württemberg". Stephanie Hentschel freute sich darüber, dass auch ihre Stadt darin Platz gefunden hat. Die Publikation mit ihren rund 840 Inschriften und 475 Katalogkapiteln mache die Vielfältigkeit der "politisch und konfessionell heterogenen Region" sichtbar.

Peter Graf Kielmansegg skizzierte Wesen und Wirken der Heidelberger Akademie. Sie sieht ihre Aufgabe in der "Erschließung, Sicherung und Vergegenwärtigung kulturellen Erbes". Mit der "Kärrner-Arbeit" der Inschriften-Dokumentation rücke die Akademie die Historie ins Blickfeld der Öffentlichkeit. Ihre "Spannung" erzielten die Inschriften deshalb, weil sie an Orte und vielerlei Objekte gebunden seien, versicherte Steffen Patzold. Ihre Geschichte und ihr Gebrauch ließen einzigartige Erkenntnisse zu, wobei sich Quellen auch sperrig zeigten. Probleme zeigten sich beispielsweise in der Datierung der Inschriften und der Auflösung von Abkürzungen. Hier sei der Experte gefordert.

Lange Liste an Dankadressen

Jan Ilas Bartusch unterlegte seinen rund einstündigen Vortrag mit reichlich Bildmaterial. Am Beispiel des Taufsteins (um 1100 n. Chr.) in der Stadtkirche Freudenstadt zeigte er auf, welche Interpretationsmodelle in der Inschriftendeutung in Bezug auf die metaphorische Darstellung mit Tieren bestanden haben. Eingehende Untersuchungen ließen den Schluss zu, dass auf der Suche nach der Herkunft des Freudenstädter Taufsteins Alpirsbach der Vorzug einzuräumen sei.

Eine Dornstetter Grabplatte aus dem Spätmittelalter, ehemals im Boden der Pfarrkirche eingelassen, habe neben sieben weiteren allerdings eine öffentlichkeitswirksamere Unterbringung als derzeit auf dem Bauhof verdient, so Bartusch. Auch was die Stadt Horb mit ihren Teilorten an Forschungsobjekten, beispielsweise mit dem St.-Agatha-Schrein in Dettlingen, aufzuweisen hat, stand im Fokus des Referenten.

Am Schluss seiner detaillierten Ausführungen legte Jan Ilas Bartusch noch eine lange Liste an Dankadressen vor. Zahlreiche Informanten und Zulieferer aus Stadt, Landkreis und darüber hinaus hatten demnach unverzichtbare Beiträge zur Entstehung des Werks geleistet. Beim abschließenden Umtrunk bot sich den Gästen noch Gelegenheit zum fachlichen Austausch.

Das Buch: "Die Inschriften des Landkreises Freudenstadt". Gesammelt und bearbeitet von Jan Ilas Bartusch; Dr. Ludwig Reichert Verlag, Wiesbaden 2016; Zwei Teilbände, Leinen; 129 Euro.