Projekt an Gottlieb-Daimler-Straße: Das Interesse von potenziellen Bauherren war zu gering. Foto: Breitenreuter

Projekt an Gottlieb-Daimler-Straße wird aufgegeben. Stattdessen sozialer Wohnungsbau.

Freudenstadt - Das Projekt Baugemeinschaft, das auf dem städtischen Grundstück an der Gottlieb-Daimler-Straße Ecke Notzeitweg umgesetzt werden sollte, ist vorerst vom Tisch. Das Interesse von potenziellen Bauherren war zu gering.

Raum für Familien, Senioren oder Singles, Gewerbe, Büros oder Ateliers sollte das innovative Bauprojekt bieten. Damit sollte der Quartiergedanke von privaten Baugemeinschaften umgesetzt werden. Die Stadt hatte dafür die Werbetrommel kräftig gerührt, ein eigenes Faltblatt entworfen und Informationsabende veranstaltet. Auch Architekten hatten sich um dieses Thema bemüht. Doch das Interesse an der Konkretisierung eines Bauvorhabens war gering.

"Es lief nicht so, wie wir uns das vorgestellt hatten", erläuterte Oberbürgermeister Julian Osswald in der jüngsten Sitzung des Ausschusses für Infrastruktur und Umwelt (AIU). "Die Euphorie im Gemeinderat deckt sich nicht mit der Realität", ergänzte Bauamtsleiter Rudolf Müller, der sich für das Projekt eingesetzt hatte. Eine Baugemeinschaft scheine in Freudenstadt nicht umsetzbar zu sein.

Rudolf Müller schlug deshalb im Ausschuss vor, das Projekt nicht weiterzuverfolgen und sich auf dieser Fläche, die durch den Abriss von zwei städtischen Gebäuden frei geworden ist, anderen Themen zu widmen. "Man muss irgendwann erkennen, dass es den Bedarf nicht gibt", betonte OB Osswald. Was stattdessen auf dem rund 1000 Quadratmeter großen Grundstück in der Nähe des Stadtbahnhofs und des neuen Einkaufszentrums entwickelt werden könnte, hatte sich die Stadtverwaltung ebenfalls überlegt.

Vor dem Hintergrund fehlender bezahlbarer Mietwohnungen in Freudenstadt könnten sich OB Julian Osswald und Bauamtsleiter Rudolf Müller sozialen Wohnungsbau vorstellen. In der Vergangenheit hatte Osswald immer mal wieder darauf hingewiesen, dass sich die Stadt in irgendeiner Form selbst um die Schaffung von Mietwohnungsraum bemühen will, weil Bauträger zurzeit kein Interesse daran haben.

In der Diskussion im AIU gab selbst Stadträtin Elisabeth Gebele von der Bürgeraktion, die das Projekt Baugemeinschaft angeregt hatte, zu, dass es vielleicht noch nicht der richtige Zeitpunkt ist. "Doch das Thema sollte man nicht komplett begraben", schlug sie vor. Die Stadt solle signalisieren, dass sie weiterhin aufgeschlossen für Baugemeinschaften ist. Die Stadtentwicklung der Zukunft umfasse die Durchmischung von Wohnen, Handel und Gewerbe.

Stadtrat Gerolf Hau (CDU) hatte eine klare Meinung: "Sozialer Wohnungsbau ist die Lösung, die wir brauchen". Stadtrat Andreas Zukschwerdt (Freie Wähler) fragte in diesem Zusammenhang nach dem Engagement der Kreisbaugenossenschaft auf dem Sektor des sozialen Wohnungsbaus.

Er habe ein Schreiben bekommen, dass die Kreisbaugenossenschaft nicht interessiert ist, berichtete Osswald. Sie sei auch ihren Genossen verpflichtet. "Wenn die neu bauen, verschlechtert sich ihr Ergebnis", so der OB. Es gebe eben derzeit keinen Anreiz für den sozialen Wohnungsbau. "Wir müssen das selbst in die Hand nehmen", bekräftigte Osswald seine Meinung. Der Quartiersgedanke sei damit aber nicht tot, versprach er, und der Ausschuss für Infrastruktur und Umwelt stimmte der Aufgabe des Projekts Baugemeinschaft einstimmig zu.