Volles Haus in der Iflinger Halle: Mit großem Interesse verfolgen die Besucher des Kreisbauerntags die Reden. Foto: Ade

Schlechte Milchpreise, unrentable Schweinehaltung, Schelte gegen den geplanten Nationalpark.

Kreis Freudenstadt - Die Landwirte der Region machen ihrer Unzufriedenheit Luft: Schlechte Milchpreise, unrentable Schweinehaltung, Schelte gegen den geplanten Nationalpark und nicht zufriedenstellende Einkommen, waren die Themen der Redner beim Kreisbauerntag in Schopfloch.

Über 150 Besucher hieß der Vorsitzende des Kreisbauernverbands Gerhard Faßnacht zum Kreisbauerntag in der Iflinger Halle in Oberiflingen willkommen. Als Hauptredner referierte Staatssekretär Hans-Joachim Fuchtel zu den "Herausforderungen im ländlichen Raum" und richtete seinen Blick auch auf weitere politische Themen (wir berichten noch).

Neben den zahlreichen Landwirten waren nahezu alle Gemeinden des Kreises durch ihre Bürgermeister vertreten. Landrat Klaus Michael Rückert, Schopflochs Bürgermeister Klaas Klaassen als Hausherr und Ulrich Roßwag als Vertreter des Regierungspräsidium Karlsruhe überbrachten Grußworte während die Landfrauenvorsitzende Katharina Schmelzle über die vielfältigen Unternehmungen und Aktionen der Landfrauen berichtete. Unter den Besuchern war auch der frühere Landrat Peter Dombrowsky, der Ehrenvorsitzende des Verbands Hans Burkhardt und Landtagsabgeordneter Norbert Beck.

Das Leben im ländlichen Raum sei gerade für die Bürgermeister ein aktuelles Thema, so Klaassen und wies auf den Trend hin zur Stadt und zu den Ballungszentren.

"Sie sind ein ganz wichtiger Bestandteil der Bevölkerung", rief der Landrat den Bauern zu, und fand es gut, dass an diesem Tag "ihre Leistung, ihrer Hände Arbeit in den Mittelpunkt gestellt wird". 2012 sei für die Landwirte ein gutes Jahr gewesen, so Rückert mit Blick auf die Erträge. Nicht unerwähnt ließ er, dass von den Bauern Großartiges im Bereich der Landschaftspflege geleistet werde. Als Chance für die Landwirte nannte er den im Gespräch befindlichen Landschaftserhaltungsverband. Dem Landwirtschaftsamt sei es vergangenes Jahr gelungen, 99,5 Prozent der Betriebsprämien auszubezahlen, stellte Rückert zufrieden fest. Die sei auch Verdienst des scheidenden Amtsleiters Jürgen Schmitt. "Auf meine Verbundenheit mit der Landwirtschaft dürfen sie auch in Zukunft zählen", versprach der Landrat.

Vehement wetterte der Vorsitzende des Kreisbauernverbands, Gerhard Faßnacht, gegen den geplanten Nationalpark. Zu diesem Thema nahm Staatssekretär Fuchtel – wie von ihm gewünscht – keine Stellung, vermerkte jedoch, dass es besser sei, das für den Nationalpark vorgesehene Geld für die Breitbandversorgung zu verwenden.

Vor der Halle bezog zu diesem Thema ein Infostand des Vereins Unser Nordschwarzwald Stellung. Die Nationalparkgegner sammelten hier Unterschriften gegen den geplanten Nationalpark.

Zurück zum Geschehen in der Halle: Dem Nationalpark widmete Gerhard Faßnacht den größten Teil seiner Rede. Die Kreisbauernverbände Freudenstadt und Calw aber auch Rastatt/Achern, Offenburg und Wolfach seien sehr überrascht gewesen, dass sie nicht in die Arbeitsgruppen zum Nationalpark mit einbezogen worden seien, stellte er fest. Es sei "absoluter Hohn, dass diejenigen, die am meisten an dieser Kulturlandschaft gearbeitet haben ausgegrenzt werden". Ein toter Wald, Holzknappheit, Borkenkäferverbreitung und Arbeitsplatzvernichtung nannte Faßnacht als Folgen eines Nationalparks. Der Kreisbauernverband werde künftig den einstimmigen Vorstandsbeschluss, gegen den Nationalpark vorzugehen, vehement in die Öffentlichkeit tragen. Letztlich wolle man mit anderen Gruppen gemeinsam "dieses irrsinnige und wahnwitzige Projekt einer Minderheit von Fanatikern" stoppen.

Flächenverbrauch, Verbandsklagerecht, Greening und die seit Jahresbeginn geltenden neuen Vorschriften zur Schweinehaltung waren weitere Themen des Vorsitzenden. Als ernst zu nehmendes Problem betrachtet Faßnacht den Milchpreis. Das Milchwerk Omira, das rund 95 Prozent der Milch aus dem Kreis erfasse, bezahle zu wenig. Im November habe Omira den niedrigsten Milchpreis aller aufgeführten Molkereien im ganzen Bundesgebiet gezahlt.

Wenn man an die Erwerbsmöglichkeiten von Weltkonzernen in der Umgebung denke, so Faßnacht mit Blick auf die Einkommen in der Landwirtschaft, so falle es schwer, die junge Generation zu motivieren, einen landwirtschaftlichen Betrieb weiter zu führen und in diesen zu investieren.

Hierzu bezog auch der Vorsitzende des Agrargesprächskreises, Felix Schwenk, Position. Er stellte die Summe von 735 Milliarden Euro, die Deutschlands Bürger tragen müssten, wenn der Euro-Rettungschirm scheitert in den Raum. Letztlich wandte sich Schwenk an Staatssekrektär Fuchtel: "Heute können sie beweisen, dass sie sich auch einmal für die Landwirte so einsetzen können wie im letzten Jahr für die Griechen."

Im Schlusswort wies der stellvertretende Vorsitzende des Bauernverbands, Ferdinand Kreidler, darauf hin, dass die Reise hin zu immer weniger Betrieben mit immer mehr Tieren gehe. Er appellierte an die Behörden, ihren Spielraum auszunutzen und die Landwirtschaft zu unterstützen. Die Politik wäre gut beraten, wenn sie sich wieder mehr an der Realität und weniger an den Ideologien orientiere, fand Kreidler.