Phantastische Lage: Ein Investor aus Karlsruhe will dieses Hotel in einem Ortsteil von Baiersbronn übernehmen. Foto: Braun

Im dritten Anlauf der Zwangsversteigerung zeichnet sich Lösung ab für Haus in Baiersbronn

Freudenstadt/Baiersbronn - Schicksalstage für einen Familienbetrieb: Für ein finanziell notleidendes Hotel in einem Baiersbronner Ortsteil zeichnet sich eine Übernahme ab. Eine wegweisende Entscheidung könnte nun in ein paar Tagen fallen.

Das ist das Ergebnis der Zwangsversteigerung am Mittwoch vor dem Amtsgericht Freudenstadt. Es war bereits der dritte Anlauf für die Zwangsvollstreckung. Eine aus Sicht der Hauptgläubiger offenbar zufriedenstellende Lösung scheint gefunden. Allerdings ist sie noch mit mehreren Fragezeichen behaftet.

Kreissparkasse bürgt mit für potenziellen Investor

Zum Versteigerungstermin war der Saal im Gerichtsgebäude praktisch voll besetzt. Rund 25 Zuschauer waren gekommen, darunter Vertreter der Gläubiger und der Inhaberfamilie. Zwei Interessenten legten Gebote vor, darunter die Immobilienagentur Immo-Plexx GmbH und Co. KG mit Sitz in Karlsruhe, die 240.000 Euro für das komplette Anwesen zahlen will. Ein zweiter Bieter, offenbar unerfahren in den Formalien von Zwangsversteigerungen, hätte 100.000 Euro mehr auf den Tisch gelegt. Allerdings hatte er den erforderlichen Nachweis nicht dabei, dass er die Summe überhaupt aufbringen kann, etwa in Form einer Bankbürgschaft.

Der Scheck über 75.000 Euro, den die Immo-Plexx-Geschäftsführung aus dem Koffer holte, reichte dann zwar auch nicht aus, um die vom Gericht geforderte Summe zu decken. Allerdings erklärte sich die Kreissparkasse Freudenstadt nach kurzer Besprechung mit den Interessenten auf dem Flur dazu bereit, für weitere 15 000 Euro zu bürgen. Die Bank ist eine der Hauptgläubigerinnen im Verfahren.

Ein Gutachter hatte einen Verkehrswert für das Anwesen einschließlich Inventar von 730.000 Euro ermittelt. Dazu zählen das Hotel mit Gästezimmern, Restaurant und Terrasse, ein dazugehöriges Tagungshaus sowie ein Waldstück und landwirtschaftliche Flächen. Das Angebot liegt etwa bei einem Drittel der Summe. Ein Super-Schnäppchen wäre es dennoch nicht, sollte die Immo-Plexx zum Zuge kommen.

Das Anwesen ist mit Rechten belastet, wobei die durchlaufenden Wasserleitungen sowie ein altes Geh- und Fahrrecht auf einem Grundstücksteil wohl die kleinsten Sorgen sind. Rund 217.000 Euro müsste der neue Eigentümer an die Hauptgläubiger überweisen. Dazu kommen die üblichen Gerichts- und Notarkosten, insgesamt eine fünfstellige Summe.

Haus ist laut Gutachten "renovierungsbedürftig"

Der Betrag sagt nichts über die tatsächliche Verschuldung der Eigentümer aus. Deren Verbindlichkeiten dürften laut den eingetragenen Hypotheken höher sein. Ein neuer Eigentümer des Hotels, das im Augenblick unter juristischer Zwangsverwaltung geführt wird, müsste wohl auch bauen. Das Haus ist laut Gutachter "renovierungsbedürftig", was auch Gäste in Hotelbewertungen im Internet so sehen. Die Lage wird als phantastisch bezeichnet und die Gastfreundlichkeit von vielen Gästen gelobt. Aber die Zimmer seien in die Jahre gekommen; einige mochten den 70er-Jahre-Charme offenbar, andere beklagten den Zustand.

Der Betrieb fährt offenbar schon länger in der Verlustzone. Zu den Hauptgläubigern, die die Zwangsversteigerung betreiben, gehören außer der Bank das Finanzamt und die Gemeinde Baiersbronn.

Aber auch andere Partner fordern noch Geld, darunter ein Pfandhaus aus Nordrhein-Westfalen. Dessen Inhaber war vor Ort und beantragte, den Zuschlag an die Immo-Plexx nicht zu erteilen; er fürchtet offenbar, in diesem Fall leer auszugehen. Den Beschluss über den Zuschlag an die Firma Immo-Plexx will das Gericht demnächst verkünden. Im Falle einer Zustimmung gäbe es für einen Investor noch weitere Unwägbarkeiten. Der Seniorchef des Hauses ficht das Verfahren ebenfalls an, sein Fall liegt derzeit zur Entscheidung beim Landgericht Rottweil.

Wann ein neuer Betreiber starten könnte, ist ebenfalls nicht klar. Laut Zwangsverwalter – der Freudenstädter Anwalt Eberhard Müll – könne der Eigentümerfamilie der Pachtvertrag zwar "von heute auf morgen gekündigt" werden. Rechtspfleger Kern deutete aber an, das sich das erfahrungsgemäß etwas hinziehen könne. Was die Immo-Plexx mit dem Hotel vorhätte, wollten deren Sprecher noch nicht sagen. Eine Antwort gebe sie erst nach einem Zuschlag, so deren Sprecher.