Ein Wahrzeichen sucht eine neuen Pächter oder Käufer: das Bärenschlössle im Christophstal. Foto: Furtwängler

Nach 20 Jahren Gastronomiebetrieb steht das markante Gebäude im Christophstal vorerst leer. Doris Hilsz geht in Ruhestand.

Freudenstadt - Am Hang des Finkenbergs im Christophstal liegt mit dem Bärenschlössle eines der Wahrzeichen von Freudenstadt. Nach vielen Jahren der gastronomischen Nutzung steht das Haus vorübergehend leer.

Die ehemalige Pächterin Doris Hilsz ist in den Ruhestand gegangen und ihr Sohn Steve Hilsz, der im Restaurant mitgearbeitet hat, verfolgt ein neues Projekt. Daher wird nun ein neuer Pächter für das Bärenschlössle gesucht. Gleichzeitig wird auch nach einem Käufer für das Haus gesucht.

Nach 20 Jahren geht im Bärenschlössle für Doris und ihren Sohn Steve Hilsz eine Ära zu Ende. Seit dem 1. Januar ist das 1627 erbaute Hofgut, in dem sie zusammen ein Restaurant führten, nun geschlossen. Steve Hilsz, der 18 Jahre als Koch im Bärenschlössle arbeitete, hatte genau wie seine Mutter immer sehr viel Spaß an der Arbeit im Christophstal, wie er beteuert. Übernehmen wollte er das Restaurant aber nicht. "Ich will nochmal ganz neu beginnen" erklärt er.

Ab März will er das Sankenbachstüble in Baiersbronn neu eröffnen. "Ich freue mich schon darauf, nun etwas ganz Neues aufzubauen" erzählt er und führt weiter aus, dass er sich wünscht, die Stammgäste aus dem Bärenschlössle übernehmen zu können. Gelingen soll dies durch eine gut bürgerliche Küche mit vielen Sonderaktionen.

Zur Kundschaft gehörten im Bärenschlössle vorwiegend Jäger oder Mitglieder des Tanzsportclubs und des Skat-Vereins, die sich mehrmals in der Woche zur gemütlichen Runde im Bärenschlössle trafen.

In der Ferienzeit besuchten auch viele Touristen das markante Gebäude im Christophstal, das die beiden Stadtbrände von Freudenstadt jedes Mal ohne Schaden überstanden hatte.

Erwähnung fand das Bärenschlössle schon 1908 in einem Reiseführer. "Gerade für Kinder ist die Lage perfekt zum Spielen", beschreibt Steve Hilsz das Anwesen. Auch durch das angrenzende Wildgehege sei dort immer etwas für sie geboten gewesen. Das Gehege werde bestehen bleiben, da es von der Stadt Freudenstadt betreut wird. Trotz der malerischen Umgebung und der beeindruckenden Architektur gab es im Bereich Tourismus dennoch Defizite, weiß Hilsz.

Der ganz große Zustrom von Touristen sei oftmals selbst in der Ferienzeit ausgeblieben. "Problem war hierbei wahrscheinlich unter anderem, dass das Bärenschlössle durch die Lage im Christophstal für Touristen oft nur schwer zu finden war, da viele Reiseunternehmen die Touristen in der Stadtmitte herauslassen", so Steve Hilsz. Dennoch seien die vergangenen 20 Jahre insgesamt sehr gut für ihn und seine Mutter gelaufen.

Am Ende kam es noch zu einem großen Ausverkauf von Dingen aus dem Restaurant, welche man weder mitnehmen noch behalten wollte. "Unsere Erinnerungsstücke an die gemeinsame Zeit im Bärenschlössle haben wir aber natürlich behalten", erklärt Steve Hilsz.

Ein neuer Pächter ist noch nicht gefunden. Eine Erbengemeinschaft aus Venezuela, der das Bärenschlössle gehört, kümmert sich nun darum, einen geeigneten Nachfolger zu finden. Unterstützt wird sie dabei von Rechtsanwalt Patrick Maneck von der Kanzlei Ziefle, Unger & Kollegen. Zurzeit werde eine Bewertung des Anwesens erstellt, erläuterte der Anwalt auf Anfrage unserer Zeitung.

Nachdem die Eigentümer ursprünglich lediglich an eine Neuverpachtung gedacht hätten, werde nun parallel nach einem Erwerber gesucht. Maneck räumt ein, dass der Markt für eine Immobile wie das Bärenschlössle nicht groß sei, denn es handle sich zweifelsohne um ein Liebhaberojekt.

Für Steve Hilsz indessen wäre wichtig, dass das Bärenschlössle auch in Zukunft noch für eine gut bürgerliche Küche mit gemütlichem Ambiente steht.

Doris Hilsz will künftig auch im Ruhestand mit der Gastronomie nicht ganz aufhören. Sie will ihren Sohn bei seinem Vorhaben unterstützen.

Auch im Ausschuss für Infrastruktur und Umwelt (AIU) des Gemeinderats Freudenstadt wurde in der jüngsten Sitzung von Stadtrat Friedrich Volpp (Freie Wähler) das Bärenschlössle angesprochen. "Inwieweit ist die Verwaltung tätig?", wollte er wissen. Darauf antwortete Oberbürgermeister Julian Osswald, dass die Stadt gar nicht tätig sei, denn es handle sich um ein Privatgebäude. Man hatte aber Kontakt zu den Eigentümern. Dass das Bärenschlössle verkauft werden soll, sei eine neue Situation, die man beobachten müsse.