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Wirtschaftsförderung, Handwerkskammer und Unternehmer diskutieren über künftige Anforderungen

Von Silvia Lorek

Freudenstadt. Der Fachkräftemangel wirft seine Schatten voraus. Unter dem Motto "erfolgreich als moderner Arbeitgeber / Fachkräfte gewinnen mit familienfreundlichen Lösungen" hatten die Wirtschaftsförderungen Freudenstadt und Nagold sowie die Handwerkskammern Reutlingen und Karlsruhe, die IHK und familyNET eingeladen.

Gleich zu Beginn fragte Bürgermeister Gerhard Link: "Wie sehen die Anforderungen als familienfreundlicher Arbeitgeber aus?" Link hob auf die "Sandwich-Situation" vieler Arbeitnehmer ab, die zwischen Kinderbetreuung, Altenpflege und ihrem Arbeitsplatz oft an ihre Belastungsgrenzen stießen. Deshalb sei es wichtig, Lösungen aus der Praxis zu hören. Von Seiten der Stadt sei man am Thema dran und habe für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf in die Kinderbetreuung investiert.

Referentin Katherine Enke, Projektleiterin von BBQ Berufliche Bildung gGmbH, ging sogleich in die Tiefe: Was tun, wenn Frauen in Mutterschutz gehen, der Vater wochenlang auf Montage ist, die Eltern pflegebedürftig sind und die Schulkinder bis zu 14 Wochen im Jahr Schulferien haben? Zwei gelungene Beispiele aus der Praxis zeigten Lösungen auf. Theresia Dreischulte-Klos, Personalleiterin der Holzmanufaktur Rottweil, betonte bei ihrer Präsentation zum Thema "flexible Arbeitszeiten im Handwerk", dass zwar große Anstrengungen notwendig seien, um auch in der Praxis Familienfreundlichkeit zu gewährleisten. Denn – diese Erfahrung mache sie als Arbeitgeber – auch Männer nehmen heutzutage Erziehungszeiten in Anspruch. Mit individuellen Lösungen und familienkompatiblen Arbeitszeiten seien Arbeitnehmer und Arbeitgeber im Betrieb gleichermaßen zufrieden zu stellen. Mitarbeiterfeste, Sportangebote, Schulungen sowie Veranstaltungen für Kinder trügen zudem zu einem guten Miteinander bei. Dass die Holzmanufaktur auf dem richtigen Weg ist, bewiest nicht zuletzt der "familyNET-Award", den der Betrieb verliehen bekam.

Bettina Schmauder, Geschäftsführerin eines Autohauses in Kirchheim/Teck, hat für ihre Mitarbeiter eine Reihe familienfreundlicher Maßnahmen entwickelt. Dazu gehörten flexible Arbeitszeiten nach individuellen Absprachen genauso wie ein Ferienprogramm und eine Hausaufgabenbetreuung. Gemeinsame Aktivitäten und Ausflüge mit den Mitarbeitern stärken die Gemeinschaft. Martina Ruthardt, Projektleiterin bei der BBQ gGmbH Stuttgart, beleuchtete die Frage, warum sich familienorientierte Personalpolitik vor dem Hintergrund des demografischen Wandels lohne. Ruthardt konstatierte: Schon heute seien die meisten Arbeitnehmer zwischen 45 und 55 Jahre alt. Bis 2028 würden rund 20 000 Fachkräfte im Nordschwarzwald fehlen. Die "Baby-Boomer", die bis 1970 Geborenen, die an Leistung und Disziplin gewöhnt seien und eine Hierarchie akzeptieren würden, stünden der "Generation Y", den ab 1985 Geborenen, gegenüber, die Leistung mit Spaß kombinieren, Hierarchien weniger akzeptieren, wechselfreudiger seien und den Schwerpunkt auf die Vereinbarkeit von Beruf und Familie legten. Die Unternehmen müssten sich durch flexiblere Arbeitszeiten, Unterstützung bei der Kinderbetreuung und der Altenpflege darauf einstellen. Für die Unternehmen lohnen sich die Anstrengungen: Erfolg, Imagegewinn, Wettbewerbsfähigkeit und die Standortsicherung würden dadurch gewährleistet, ist sich Ruthardt sicher.

In einer anschließenden Podiumsdiskussion kamen weitere Experten zu Wort. Roswitha Kappler, Kreishandwerksmeisterin der Kreishandwerkerschaft Calw, setzte sich auch für den Nachwuchs im Handwerk ein. Werner Hess von der Agentur für Arbeit Nagold-Pforzheim merkte an, dass 2020 die Schülerzahlen rückläufig seien und infolge dessen der Fachkräftemangel noch stärker werde und die Unternehmen um die Mitarbeiter werben müssten. Margot Laufer von der Stadtverwaltung Freudenstadt betonte, es brauche vor allem Arbeit vor Ort, auch für Wiedereinsteigerinnen und Auszubildende. Tanja Traub, Teamleiterin IHK Nordschwarzwald, betonte: "Ein familienbewusstes Umfeld in den Kommunen zu schaffen, ist wichtig."